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ARCHITEKTUR
Fragen an die Architekten
Kilian Kada und Gerhard Wittfeld
1 Bei Kadawittfeldarchitektur und die Räume, in denen Kommu- lich auch Bestände in den Fokus. Be-
sind über 150 Mitarbeiter be-
nikation stattfindet. Da wir grund-
stehende Strukturen können oft
schäftigt. Wie ist ein so großes sätzlich nicht auf bestimmte Typolo- hochwertiger genutzt werden, etwa
Team organisiert? gien festgelegt sind und gemäß un- ehemalige Fabrikgebäude in grün-
serem selbsterklärten Prinzip der ge- derzeitlichen Stadtvierteln, die sich
Kilian Kada: Unser Team arbeitet meinsamen Autorenschaft agieren, zum Loft-Wohnen umfunktionieren
an zwei Standorten – in Aachen und gibt es keine vorgeprägten Lösungen lassen. Mindergenutzte Flächen
Berlin. Erfahrene Projektkoordina- und keinen Individualstil unseres können nachverdichtet werden, sei
toren unterstützen die Geschäftslei- es in Form von Aufstockungen oder
tung und betreuen einzelne Pla- durch Bebauung bisher nicht für die
nungspools, die mehrere Bauvorha- Bei uns gibt es Wohnnutzung ausgewiesener Flä-
ben bearbeiten und so eigenverant- chen in Hinterhofsituationen, ent-
wortlich auf inhaltliche und perso- keine vorgeprägten lang von Bahntrassen etc.
nelle Anforderungsspitzen reagieren Lösungen –
können. So wollen wir auf Projekt- Wie möchten Sie selbst im
ebene die Wendigkeit eines kleine- jedes Projekt wird 4 Alter wohnen?
ren Büros bewahren. Alle Projekte neu gedacht und
werden bei uns im Team entwickelt. gestaltet. Gerhard Wittfeld: Ich möchte wei-
Der Fokus liegt hierbei auf dem Dia- terhin städtisch und möglichst zen-
log. Wir haben bewusst diverse tral wohnen in einer Stadt mit guten
Tools und Gesprächsforen etabliert, Architekt Gerhard Wittfeld Einkaufsmöglichkeiten, vielfältigen
die regelmäßig alle Projektbeteilig- kulturellen Angeboten, einer guten
ten um einen Tisch versammeln. überregionalen Verkehrsanbindung
Hierdurch werden die vielschichti- Büros – jedes Projekt wird neu ge- und einer exzellenten medizinischen
gen Aspekte eines Projekts besser er- dacht und gestaltet. Besonders inte- Versorgung. Idealerweise mit einem
fasst, wesentliche Informationen ressant sind vor diesem Hintergrund Umfeld mit breit gefächerten Frei-
breiter gestreut und die Bearbeitung Bauaufgaben, die bislang noch nicht zeitangeboten, das einen gesunden
auf mehreren Schultern verteilt. Die- in unserem Portfolio vertreten sind. Ausgleich zum urbanen, städtischen
se Dialogische Arbeitsweise ist unser Danach wählen wir auch unsere Treiben bietet. Im Alter gewinnt si-
Versuch, den hohen Anforderungen Wettbewerbe und Projekte aus. cherlich das sogenannte Service-
an das Berufsbild mit zeitgemäßen Wohnen an Attraktivität. Immer
und verträglichen Arbeitsbedingun- Die demografische Entwick- mehr Wohnungsunternehmen bie-
gen entgegenzutreten, Expertenwis- 3 lung fordert neue zukunftsfä- ten in Zukunft auch soziale Dienst-
sen der Mitarbeiter zu integrieren, hige Wohnkonzepte. Welche leistungen an, die das Leben erleich-
die Vorteile der Schwarmintelligenz Visionen haben Sie als Archi- tern und die individuell zugebucht
zu nutzen und dabei den Spaß an tekt, und welche Rolle spielen werden können – vom Concierge-
der Arbeit nicht aus den Augen zu dabei die Bestände? oder Paket-Service über physiothe-
verlieren. rapeutische Angebote bis hin zum
Kilian Kada: Die Wohnwünsche Einkaufsservice. Bezogen auf die tat-
2 Das Portfolio von Kadawitt- wandeln sich, und so werden sich sächliche Wohnfläche, kann ich mir
feldarchitektur ist auffallend
Single- und Seniorenhaushalte in
ein eher bescheideneres Wohnen
vielfältig. Gibt es Bauaufga- den Städten ausbreiten. Gleichzeitig vorstellen, zugunsten einer gestei-
ben, die Sie bevorzugen? sinkt die Nachfrage nach Eigenhei- gerten sozialen Lebensqualität, zum
men erheblich, weil es weniger junge Beispiel in Kombination mit ge-
Gerhard Wittfeld: Jede neue Bau- Familien gibt. Die Wohneigentums- meinschaftlich nutzbaren Räumen
aufgabe hat ihren eigenen Reiz und bildung verlagert sich auf den Ge- wie Bibliotheken, Kaminzimmer,
birgt die Herausforderung, sich in schosswohnungsbau in den Städten Grillterrasse, einem Gemeinschafts-
eine neue Thematik reinzufuchsen. und im städtischen Umland. Durch Gemüsegarten etc.
Das ist das Schöne an unserem Be- das steigende Interesse am Wohnen
ruf! Bei allen unseren Projekten in- in der Stadt werden urbane Zentren n
teressieren uns der öffentliche Raum weiter verdichtet. Da geraten natür-
Modernisierungs-Magazin 6/2017 33