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                     GEBÄUDETECHNIK









              Nachträglicher Einbau
              Wohnraum
              einer Aufzuganlage








              neu
              erschlossen





















              Aufgewertet: Das Mehrfamilienhaus in Berlin-Hermsdorf erhielt im Zuge einer umfassenden Modernisierung einen Aufzug.



              Der nachträgliche Einbau eines Auf-  Der Einbau des Aufzugs ist glattgegangen,  Schiefer Schacht
              zugs bildet den Abschluss einer um-  die Anlage arbeitet zuverlässig und ist in
              fangreichen  Wohngebäudesanie-      ihrem dezenten Grauton der erklärte Lieb-  Blieb der Aufzug. Der Architekt informier-
              rung in Berlin-Hermsdorf, die deut-  ling des Hausherrn. Den passenden Farb-  te sich und entschied sich für einen Pro-
              lich mehr Wohnkomfort und einen     ton  zu  finden  war  dabei  die  geringste  Space, ein Spezialprodukt für den nach-
              (fast) barrierefreien Zugang schafft.  Schwierigkeit für Theodor Abeln, der das  träglichen Einbau. „Es gibt keine Alterna-
                                                  Haus im gutbürgerlichen Berliner Herms-  tive auf dem Markt, die in dieser räumli-
              So recht weiß die freundliche ältere Dame  dorf  kurz  nach  der  Jahrtausendwende  chen Situation eine ähnlich große Kabine
              nicht, wie ihr geschieht, als Herr Abeln, ihr  kaufte und stückweise sanierte.  bietet“, stellt er nüchtern fest. Die „räumli-
              Vermieter, an der Wohnungstür klingelt                                 che Situation“: das ist das Treppenhaus,
              und sie um Einlass bittet. Ein Winken, und  Denn hier draußen, wo Gründerzeitvillen  dessen Auge kaum mehr als 100 Zentime-
              der  Rest  des  kleinen  Trosses  zieht  vom  an baumbestandenen Pflasterstraßen ge-  ter breit ist. Und schief dazu. „Ein Fehler
              Treppenhaus durch die lichtdurchflutete  diegene Idylle verbreiten, ist der Unter-  der Rohbauer und so alt wie das Haus, das
              Penthousewohnung  gen  Terrasse.  „Ich  grund oft tückisch. Als bleibende Erinne-  1973 fertiggestellt wurde“, sagt Abeln.
              räum grad auf“, entschuldigt sich die Da-  rung an vergangene Eiszeiten durchziehen
              me noch, deren Schweizer Akzent sie ein-  Torflinsen den Untergrund – unterirdische  Entsprechend  feinfühlig  musste  Bert
              deutig als Zugereiste ausweist. Doch für  Moore, die unter Druck gerne nachgeben.  Schröder, Montagemeister bei Kone, aus-
              derlei Dinge haben die Herren gerade kein  2011 war das Gebäude an einer Ecke so  messen. „Das ist eben Millimeterarbeit“,
              Gehör. Schließlich gilt es schöne Bilder zu  weit abgesackt, dass eine Spezialfirma vom  sagt er. „Wo kämen wir denn hin, wenn das
              bekommen  –  vom  Eigentümer,  der  zu-  Keller aus 40 Betonpfähle bis zu 15 Meter  Schachtgerüst,  das  zum  Aufzug  immer
              gleich Architekt ist und sein Haus mit ei-  tief in den Untergrund trieb. Die weiteren  mitgeliefert wird, nachher oben irgendwo
              nem Aufzug barrierefrei ausgebaut hat, ge-  Schritte waren dagegen eher die sprich-  aneckt.“ Er grinst. Tatsächlich passte die
              meinsam mit den Fachleuten des Aufzug-  wörtlichen Peanuts: Ein Gas-Brennwert-  Anlage ins Treppenhaus wie die sprich-
              unternehmens, die das Projekt 2016 abwi-  kessel ersetzte die Ölheizung, neue Fenster  wörtliche Faust aufs Auge. Und geräumig
              ckelten.                            und eine Dämmfassade brachten die Wär-  ist sie auch. „80 Zentimeter Kabinenbreite
                                                  mewerte auf ein zeitgemäßes Niveau. Auf-  bei einer Schachtbreite von nur 1 Meter“,
              Tückischer Untergrund               wendiger war da schon der Neubau zweier  sagt Eigentümer Abeln.
                                                  Penthousewohnungen. Dafür ließ Abeln
              Auf der Terrasse hat der Fotograf leichtes  das bis dahin dreigeschossige Gebäude um  Die Anlage wächst
              Spiel. Die Stimmung ist gut, man schäkert  eine zurückgesetzte Etage – ein Staffelge-
              und scherzt. Und das nicht nur, weil die  schoss – aufstocken.         Im Zusammenspiel mit einer Kabinentiefe
              Sonne frühlingshafte Milde walten lässt.                               von 150 Zentimetern und 80 Zentimetern

               40  Modernisierungs-Magazin 6/2017
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