Page 40 - MM
P. 40
MM 6 2017.qxp_MM 06.06.17 10:43 Seite 40
GEBÄUDETECHNIK
Nachträglicher Einbau
Wohnraum
einer Aufzuganlage
neu
erschlossen
Aufgewertet: Das Mehrfamilienhaus in Berlin-Hermsdorf erhielt im Zuge einer umfassenden Modernisierung einen Aufzug.
Der nachträgliche Einbau eines Auf- Der Einbau des Aufzugs ist glattgegangen, Schiefer Schacht
zugs bildet den Abschluss einer um- die Anlage arbeitet zuverlässig und ist in
fangreichen Wohngebäudesanie- ihrem dezenten Grauton der erklärte Lieb- Blieb der Aufzug. Der Architekt informier-
rung in Berlin-Hermsdorf, die deut- ling des Hausherrn. Den passenden Farb- te sich und entschied sich für einen Pro-
lich mehr Wohnkomfort und einen ton zu finden war dabei die geringste Space, ein Spezialprodukt für den nach-
(fast) barrierefreien Zugang schafft. Schwierigkeit für Theodor Abeln, der das träglichen Einbau. „Es gibt keine Alterna-
Haus im gutbürgerlichen Berliner Herms- tive auf dem Markt, die in dieser räumli-
So recht weiß die freundliche ältere Dame dorf kurz nach der Jahrtausendwende chen Situation eine ähnlich große Kabine
nicht, wie ihr geschieht, als Herr Abeln, ihr kaufte und stückweise sanierte. bietet“, stellt er nüchtern fest. Die „räumli-
Vermieter, an der Wohnungstür klingelt che Situation“: das ist das Treppenhaus,
und sie um Einlass bittet. Ein Winken, und Denn hier draußen, wo Gründerzeitvillen dessen Auge kaum mehr als 100 Zentime-
der Rest des kleinen Trosses zieht vom an baumbestandenen Pflasterstraßen ge- ter breit ist. Und schief dazu. „Ein Fehler
Treppenhaus durch die lichtdurchflutete diegene Idylle verbreiten, ist der Unter- der Rohbauer und so alt wie das Haus, das
Penthousewohnung gen Terrasse. „Ich grund oft tückisch. Als bleibende Erinne- 1973 fertiggestellt wurde“, sagt Abeln.
räum grad auf“, entschuldigt sich die Da- rung an vergangene Eiszeiten durchziehen
me noch, deren Schweizer Akzent sie ein- Torflinsen den Untergrund – unterirdische Entsprechend feinfühlig musste Bert
deutig als Zugereiste ausweist. Doch für Moore, die unter Druck gerne nachgeben. Schröder, Montagemeister bei Kone, aus-
derlei Dinge haben die Herren gerade kein 2011 war das Gebäude an einer Ecke so messen. „Das ist eben Millimeterarbeit“,
Gehör. Schließlich gilt es schöne Bilder zu weit abgesackt, dass eine Spezialfirma vom sagt er. „Wo kämen wir denn hin, wenn das
bekommen – vom Eigentümer, der zu- Keller aus 40 Betonpfähle bis zu 15 Meter Schachtgerüst, das zum Aufzug immer
gleich Architekt ist und sein Haus mit ei- tief in den Untergrund trieb. Die weiteren mitgeliefert wird, nachher oben irgendwo
nem Aufzug barrierefrei ausgebaut hat, ge- Schritte waren dagegen eher die sprich- aneckt.“ Er grinst. Tatsächlich passte die
meinsam mit den Fachleuten des Aufzug- wörtlichen Peanuts: Ein Gas-Brennwert- Anlage ins Treppenhaus wie die sprich-
unternehmens, die das Projekt 2016 abwi- kessel ersetzte die Ölheizung, neue Fenster wörtliche Faust aufs Auge. Und geräumig
ckelten. und eine Dämmfassade brachten die Wär- ist sie auch. „80 Zentimeter Kabinenbreite
mewerte auf ein zeitgemäßes Niveau. Auf- bei einer Schachtbreite von nur 1 Meter“,
Tückischer Untergrund wendiger war da schon der Neubau zweier sagt Eigentümer Abeln.
Penthousewohnungen. Dafür ließ Abeln
Auf der Terrasse hat der Fotograf leichtes das bis dahin dreigeschossige Gebäude um Die Anlage wächst
Spiel. Die Stimmung ist gut, man schäkert eine zurückgesetzte Etage – ein Staffelge-
und scherzt. Und das nicht nur, weil die schoss – aufstocken. Im Zusammenspiel mit einer Kabinentiefe
Sonne frühlingshafte Milde walten lässt. von 150 Zentimetern und 80 Zentimetern
40 Modernisierungs-Magazin 6/2017