Da gibt es noch viel zu tun, mit der Energiewende im Wohnungsbestand. Denn nahezu 60 Prozent der bestehenden Gebäude sind den Energieeffizienzklassen E bis H zuzuordnen. In Mönchengladbach zeigt ein Projekt des Wohnungsunternehmens LEG mit dem hauseigenen Joint-Venture Renowate und Heiztechnik-Hersteller Vaillant, wie es klappen kann mit der energetischen Grundsanierung im Bestand.
Als eines der größten deutschen Wohnungsunternehmen hat sich die LEG selbst dazu verpflichtet, den eigenen Bestand von rund 167.000 Wohnungen klimafreundlich zu entwickeln. Dafür dient in Mönchengladbach-Hardt ein „Reallabor“: Da wird am konkreten Objekt die technisch wie wirtschaftlich überzeugendste Lösung für serielles Sanieren entwickelt. Im Ergebnis entstand das Joint Venture Renowate, ein gemeinsames Unternehmen der LEG und der österreichischen Rhomberg Bau. Renowate- Geschäftsführer Andreas Miltz: „Entscheidend waren dabei insbesondere die Faktoren Kosten und Zeit. Also die Kapazitäten, um den hohen Sanierungsbedarf zu finanzierbaren Konditionen abzudecken.“
Vorhangfassaden statt konventioneller Dämmung
Geschäftszweck des Joint Venture Renowate ist die serielle energetische Sanierung und Modernisierung von Wohnimmobilien. Bei dem Reallabor in Mönchengladbach handelt es sich um ein Quartier mit rund einem Dutzend baugleicher, zweigeschossiger Mehrfamilienhäuser.
Mit der Energieeffizienzklasse H (> 250 kWh/m2a) haben die Gebäude aus den 50er Jahren nach heutigen Maßstäben eine schlechte Energiebilanz. Ausgangspunkt für die energetische Sanierung des Quartiers sind die fabrikmäßig vorgefertigten Vorhangfassaden von Renowate. „Zusammen mit der Dachsanierung bringen diese die Gebäudehülle von Effizienzklasse H auf das Energieniveau A, also de facto Neubaustandard“, so Miltz. Noch sei das Verfahren zwar etwa 15 Prozent teurer als ein klassisches Wärmedämmverbundsystem, räumt Miltz ein. „Aber erstens gibt es dafür über den Förderbonus, Serielles Sanieren eine passende Bundesförderung, über die wir die Mehrkosten abfangen. Zweitens ist der Bedarf an Sanierungen viel höher, als dass er angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels mit der konventionellen Herangehensweise auch nur ansatzweise gedeckt werden könnte. Und drittens bietet das Serielle Sanieren einige Vorteile, die den Mehrpreis bereits rechtfertigen. Geschwindigkeit und bessere Mieterkommunikation sind nur zwei davon.“
Seriell und wirtschaftlich: die Heiztechnik
Auch die Konzepte für die Heiztechnik bilden die Idee der wirtschaftlich-seriellen Anpassung an die unterschiedlichsten Gebäudegrößen und -bedarfe ab. Eine Geräteplattform mit Luft/Wasser-Wärmepumpen vom Typ AroTherm plus wird diesen Anforderungen gerecht. Die Einzelgeräte A-7/W55 decken das Leistungsspektrum von 3,7 bis 11,3 kW ab. Entsprechend kommen bei dem Pilotprojekt in Mönchengladbach je nach Gebäude 2er-Kakaden bis zu 22,6 kW zum Einsatz. So bleiben Grundkonfiguration, Gerätetyp und Installation immer gleich. Und der Wärmebedarf entscheidet über die benötigte Leistung. Neben den Wärmepumpen sind die größeren Gebäuderiegel mit jeweils zwei 800-Liter-Pufferspeichern ausgestattet. Dazu kommt die Regelungstechnik mit dem zentralen Regler SensoComfort inklusive der Möglichkeit zur Fernparametrierung. Auf den Etagen versorgen Wohnungsstationen (10 kW in Zweileiter-Technik) für Wärme und Warmwasser. In kleineren Objekten mit nur vier oder sechs Wohneinheiten ist die Konfiguration vergleichbar, aber mit jeweils nur einer Luft/Wasser-Wärmepumpe AroTherm plus und angepasst dimensionierten Pufferspeichern.
Komplettsanierung aus einer Hand
Konventionelle Sanierung bedeutet in der Regel einen hohen Planungsaufwand, verbunden mit der Beauftragung verschiedener Anbieter und Firmen. Hier bietet Renowate einen entscheidenden Vorteil für den sanierungswilligen Auftraggeber: die Komplettsanierung aus einer Hand als schnelle und wirtschaftliche Lösung für das gesamte Projekt. Das erwartet Renowate aber auch von seinen Partnern: „Ein Heiztechnik-Lieferant, der nur Geräte oder Anlagen liefern kann, ist uns auf jeden Fall zu wenig“, skizziert Andreas Miltz die Erwartung seines Unternehmens. „Wir brauchen stattdessen einen Partner, dessen Technik erstens skalierbar ist. Und der sich zweitens genauso wie wir in die Weiterentwicklung der handwerklich-industriellen Abläufe für serielles Sanieren einbringt. Vor allem, weil wir mit den aktuellen Projekten hier vor Ort Pionierarbeit leisten, die in den kommenden Jahren als Dienstleistung breit ausgerollt werden soll.“
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