Der Gebäudebestand gehört zu den wesentlichen Emittenten von Treibhausgasen. Dogewo21, mit mehr als 16.000 Wohnungen Dortmunds größtes Wohnungsunternehmen, investiert deswegen im Rahmen eines Heizungsprogramms über die Instandhaltungsinvestitionen hinaus rund 7,5 Millionen Euro, um den CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren. Und zwar, indem alte Heizungen durch Hybridsysteme aus Luft/Wasser-Wärmepumpe (für die Grundlast) und Gas-Brennwertgerät (für die Spitzenlast) ersetzt werden.
Damit die Wärmeverteilung möglichst ressourcensparend funktioniert, erfolgt in den Wohnungen ein Austausch der alten Radiatoren gegen größere Plattenheizkörper. So kann die Vorlauftemperatur von etwa 75 °C im Schnitt auf etwa 50 °C verringert werden. Zusätzlich tragen Sanierungsmaßnahmen wie Fassadendämmungen oder der Einbau wärmedämmender Fenster dazu bei, die Energieeffizienz und CO2-Reduktion im Hinblick auf einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045 zu verbessern.
Spezielles Heizungsprogramm aufgelegt
„Die CO2-Emissionen eines Gebäudes drastisch zu minimieren, ist heute kein Kunststück mehr. Dies jedoch 2500 Mal, jeweils unter Berücksichtigung der individuellen Situation vor Ort und unter Beachtung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun, das ist die Herausforderung, der wir uns stellen.“, erläutert Christian Nagel, Prokurist Wohnungswirtschaft bei Dogewo21: „Ein wichtiger Aspekt ist hierbei das bereits laufende Heizungsprogramm, in dessen Rahmen wir insgesamt rund 7,5 Millionen Euro in einen nachhaltigen, zukunftssicheren Gebäudebestand hier mitten im Ruhrgebiet, dem ehemaligen Montan-Zentrum im Herzen von Europa, investieren.“
Objektspezifische Auslegung notwendig
Wie differenziert das Wohnungsunternehmen die einzelnen Objekte betrachtet, wird an einem 5-geschossigen Mehrfamilienhaus im Quartier „Auf der Kuhweide“ deutlich. Das Objekt mit 18 Wohneinheiten wurde 1962 errichtet. Und ist, wie der gesamte Stadtteil, bis heute in dem Viertel am Rande der Ruhrgebietsstadt bei Wohnungssuchenden überaus beliebt: „Es besteht schon seit Jahren eine lange Warteliste für eine der 60 bis 70 Quadratmeter großen Wohnungen“, sagt Andreas Wachter, Projektleiter Heizungstechnik bei Dogewo21 und für diese Objektsanierung verantwortlich. Die Gründe für diese Beliebtheit liegen sicherlich auch in den moderaten Mieten von maximal acht Euro pro Quadratmeter für eine komplett modernisierte Wohnung.
Komplett modernisiert bedeutet in diesem Fall, dass Dogewo21 bei einem Mieterwechsel die Erdgeschosswohnungen möglichst barrierearm ausbaut. Ansonsten werden unter anderem neue Türen eingesetzt sowie Oberböden und Fliesen erneuert. Was bei diesem Projekt umgesetzt wurde, ist die klare Trennung zwischen zentraler Wärmeversorgung und dezentraler Trinkwarmwasserbereitung über elektrische Durchlauferhitzer beziehungsweise Untertischgeräte, so Andreas Wachter: „Das ist hier historisch gewachsen und spielt uns heute bei der Umstellung der Wärmeerzeugung beispielsweise auf eine Hybridanlage in die Karten, da das insbesondere in Objekten ohne gedämmte Gebäudehülle die Umrüstung auf eine nachhaltigere Wärmetechnik zumindest erleichtert.“
Typisch dafür ist das Mehrfamilienhaus „Auf der Kuhweide 1“. In den 5-Geschosser mit etwa 1063 Quadratmetern Wohnfläche wurde zwar kontinuierlich investiert, 2004 beispielsweise das Flachdach erneuert und gedämmt, und 2013 wurden alle Fenster ausgetauscht. Der Energiebedarf des Gebäudes liegt noch bei 131 kWh/m2a, wird jetzt allerdings regenerativ abgedeckt.
Als praxisgerechte Lösung, die zugleich für Versorgungssicherheit steht, entwickelte Heiztechnik-Spezialist Vaillant in enger Abstimmung mit Dogewo21 eine Hybridlösung. Die Wärmegrundlast wird dabei über eine 2er-Luft/Wasser-Wärmepumpen-Kaskade des Typs aroTHERM plus mit zusammen knapp 25 kW Leistung abgedeckt. Ein zusätzliches, wandhängendes Gas-Brennwertgerät (Typ ecoTEC plus) mit weiteren 60 kW Leistung schaltet sich automatisch auf, wenn zum Beispiel in besonders kalten Wintern Spitzenlasten abgefangen werden müssen: Im bivalent-parallelen Betrieb stehen dann, auf eine Norm-Außentemperatur von minus 8,6 °C bezogen, der Heizlast von 76 kW insgesamt 80 kW Wärmeleistung gegenüber. Im klimatisch eher gemäßigten Ruhrgebiet bedeutet das eine ausreichende Sicherheitsreserve. Vor allem, weil ein ebenfalls neuer Multifunktionsspeicher des Typs allSTOR mit 800 Liter Inhalt als Trennspeicher eine Energiereserve bildet, die für die Wärmepumpe optimale Laufzeiten bringt und bei kurzfristigem Wetterwechsel für hinreichende Versorgungssicherheit der Bewohner und Bewohnerinnen steht, ohne dass das Gas-Brennwertgerät in Aktion treten müsste.
Mieter und Mieterinnen umfassend informiert
Insbesondere, da mit der Installation der Hybridheizung auch die Wärmeüberträger in den Wohnungen modernisiert bzw. ausgetauscht wurden. Anstelle der alten Radiatoren finden sich jetzt Plattenheizkörper mit etwa 30 Prozent größerer Übertragerfläche. Zudem sind in diesem Zuge die herkömmlichen Thermostatregulierventile gegen automatisch arbeitende Heizkörperventile für einen permanenten, dynamischen hydraulischen Abgleich ersetzt worden.
In der Summe war es so möglich, die Vorlauftemperaturen energiesparend von früher 75 auf jetzt 50 °C abzusenken. Was allerdings zu Informationsbedarf bei den Mietern und Mieterinnen führte, erinnert sich Andreas Wachter: „Durch die abgesenkten Systemtemperaturen und die größeren Heizflächen werden die Heizkörper bei weitem nicht mehr so heiß wie früher. Bei einigen Mietparteien führte das zu dem Eindruck, die Wohnung werde nicht richtig warm. Durch eine entsprechende Infokampagne mit Hinweis auf die tatsächlichen Raumtemperaturen konnten wir das Missverständnis aber schnell beheben.“ Mit dem positiven Nebeneffekt im Übrigen, dass die Mieter und Mieterinnen des Quartiers jetzt insgesamt deutlich stärker für das Thema „Nachhaltiges Heizen“ sensibilisiert sind.