Nah- und Fernwärme spielt für die Wärmewende eine tragende Rolle. Deshalb hat die Bundesregierung die Kommunen verpflichtet, kommunale Wärmepläne zu erstellen. Der Anteil der Fernwärme in Deutschland wird größtenteils bestimmt durch den Betrieb großer urbaner Nah- und Fernwärmenetze. Auch hier spielt der Festbrennstoff Holz eine zunehmend wichtige Rolle.
Die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Doch heute ist die Fernwärme in Deutschland noch durch fossile Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen geprägt. 22 Prozent der Wärme wird mit Kohle, 44 Prozent mit Gas erzeugt. Der Anteil erneuerbarer Energien liegt mit rund 22 Prozent in etwa der gleichen Größenordnung wie bei der Versorgung von Gebäuden. Daran hat Biomasse einen Anteil von 9,4 Prozent bzw. 11,8 Milliarden Kilowattstunden. Bis 2030 soll der Anteil klimaneutraler Wärme gemäß Koalitionsvertrag bei mindestens 50 Prozent liegen. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Fernwärme zu.
Nach Zahlen des Bundeskartellamts wird in Deutschland mehr als 80 Prozent der Fernwärme über etwa 40 Großnetze mit mehr als 100 Kilometer Trassenlänge abgesetzt. Obwohl die Integration erneuerbarer Energien und Abwärme in Wärmenetze diverse Vorteile gegenüber der Versorgung einzelner Gebäude hat, bleiben diese Potenziale in der Praxis bisher noch wenig genutzt. Damit sich das ändert und sie einen wichtigen Beitrag für eine klimaneutrale Wärmeversorgung liefern kann, muss die Fernwärme in Deutschland einen tiefgreifenden technisch-ökologischen Strukturwandel durchlaufen. Der Wandel betrifft alle Wertschöpfungsstufen von der Wärmeerzeugung bis zum -vertrieb. Wenn die Erzeuger in größerem Ausmaß als bisher auf Erneuerbare Energien und das Nutzen von Abwärme setzen, haben sie einen besonders großen Hebel, um die Treibhausgasemissionen schnell deutlich zu senken und langfristig vollständig zu dekarbonisieren.
Auch die forcierte kommunale Wärmeplanung wird dazu beitragen, dass die Erzeugungslandschaft dezentraler und vielfältiger wird. Die künftige Erzeugung der Wärme wird viel stärker von lokalen Voraussetzungen abhängig sein: Welche erneuerbaren und effizienten Energieträger sind vor Ort kostengünstig in ausreichend großer Menge verfügbar? Wie steht es um das geologische Potenzial für Tiefengeothermie? Die Zeit der „one-size-fits-all“-Lösungen ist vorbei.