Erneuerbare Energien sind in der Wärmeversorgung des kommunalen Wohnungsbaus längst angekommen. Dass man auch große Wohnanlagen problemlos über technisch ausgereifte Pelletheizungsanlagen mit Wärme versorgen kann, zeigt das Wohnbauprojekt Sonnenhöfe im badischen Freiburg.
Die Sonnenhöfe sind seit 2016 als neues, architektonisch und bautechnisch gehobenes Stadtquartier mit einer Gesamtwohnfläche von mehr als 10.000 Quadratmetern in zentrumsnaher Wohnlage in Freiburg entstanden. Es handelt sich um vier Häuser mit insgesamt 120 Wohnungen. Der letzte von drei Bauabschnitten wurde 2020 fertiggestellt. In den Gebäuden sind Pelletanlagen installiert: in Haus A und B Pelletkessel mit einem Leistungsbereich von 120 Kilowatt (kW) und in Haus C, D und E jeweils zwei Pelletkessel in Kaskade mit je 70 kW (Gesamt 140 kW).
Die Siloanlagen zur Lagerung der Pellets, im Projekt Sonnenhöfe in großem Maßstab umgesetzt, wurden in Abstimmung mit dem zuständigen Ingenieurbüro geplant. Aus den Maßaufnahmen vor Ort ist anschließend am Computer ein komplettes 3D-Modell der Anlage entstanden. Die Lager haben eine Gesamtkapazität von rund 100 Tonnen (t) Holzpellets, die sich wie folgt verteilt: Haus A 19 t, Haus B 20 t, Haus C 27 t, Haus D + E 33 t.
Blick ins Detail – Haus D und E
In den Häusern A, B und C wurde die zentrale Wärmeversorgung analog zu Haus D und E umgesetzt. Hier entstand jedoch die größte Lagerkapazität. Die Lagerkapazität von 33 t verteilt sich dort auf vier Gewebesilos. Damit sollte bei einer optimalen Raumausnutzung ein maximales Lagervolumen erreicht werden, um die Zahl der Brennstofflieferungen auf ein Minimum zu reduzieren. Zudem sollten die beiden Pelletkessel von allen vier Gewebesilos versorgt werden können.
Durch Einsatz eines Zwischenbehälters ist es möglich, alle vier Gewebesilos mit den beiden Pelletkesseln zu kombinieren. Der Zwischenbehälter wird jeweils mit einer Förderspirale aus einem Lagersilo befüllt. Da jedes Gewebesilo mit einem Leermelder ausgestattet ist, erfolgt die Weiterschaltung auf das nächste Silo, sobald ein festgelegter Füllstand erreicht ist. An der zentralen Heizungssteuerung werden die vier Leermelder visualisiert. Dies ermöglicht dem Hausmeister einen schnellen Überblick über den Pelletbestand.
Die Sonnenhöfe sind ein Beispiel für die Umsetzbarkeit von großen Wärmeversorgungskonzepten, die auf Holzpellets basieren. Für Bauträger, Planer und Handwerk ist Zeit bei der Umsetzung von Wärmekonzepten immer ein wichtiger Faktor. Die Montagezeit für das Volumen von 33 t Lagerkapazität in den Häusern D und E betrug nur rund drei Tage. In dieser Zeit wurden die Silos aufgebaut, Befüllleitungen und Spirale verlegt sowie alles elektrisch verkabelt.
Wohnungsbau- oder Gewerbeprojekte beginnen oft im oberen Bereich des Pelletkessel-Leistungsspektrums bis 50 kW. Die Zahl der „Großprojekte“ ab 50 kW beträgt in Deutschland rund 1000 pro Jahr. Das zeigt, dass die Pelletbranche sehr wohl in der Lage ist, auch sehr große Leistungsanforderungen technisch zu realisieren.
Tonnenweise Holzpellets
Bei Angeboten und Projektierungen gibt es anfangs oft Vorbehalte über den hohen Lagerbedarf für den Brennstoff Holzpellets. Das Lager muss im Zusammenspiel der Faktoren Fassungsvermögen, Nutzvolumen und Nennleistung der Heizanlage individuell dimensioniert werden. Ziel ist es, möglichst Komplettladungen unterzubringen. Im praktischen Betrieb geht es darum, zu jedem Zeitpunkt die Versorgungssicherheit bei der Brauch- und Trinkwasserversorgung zu erbringen.
Gewebesilos als Alternative zur Bunkerlagerung
In den Sonnenhöfen wurden zur Lagerung insgesamt 14 vorgefertigte und individuell angepasste Gewebesilos verbaut. Die Entnahme der Pellets erfolgt bei allen Silos durch eine Spiralförderanlage mit Absaugpunkt.
Silo-Qualitäten am Markt lassen sich mit dem Zertifizierungsprogramm „Industriell gefertigte Pelletlagerung beim Endkunden“ der DIN Certco unterscheiden. Die unabhängige Zertifizierungsstelle untersucht anhand von Prüfkriterien, wie Brandschutz, Feuchteschutz oder Statik, ob sich ein Gewebesilo für die Lagerung von Holzpellets eignet. Um das Gütezeichen „DIN geprüft“ zu erhalten, müssen Hersteller sicherstellen, dass bei der Befüllung keine Feuchtigkeit in das Pelletlager eindringt. Im Pelletlager darf kein Kondenswasser auftreten, da Pellets durch Feuchtigkeit aufquellen und dann unbrauchbar sind. Hohe Anforderungen werden auch an das Gewebe selbst gestellt. Sowohl der Silokorpus als auch der integrierte Prallschutz müssen beispielsweise antistatisch sein.