Eine gute Treppen- und Außenbeleuchtung sollte in erster Linie für Sicherheit und Orientierung sorgen – das Wohl der Bewohner steht hier ganz klar im Vordergrund. Mit durchdachten Lichtkonzepten lässt sich aber auch ästhetisch etwas bewegen. Vor allem im Garten, wo sich die Vegetation eindrucksvoll in Szene setzen lässt.
Die Wahrscheinlichkeit, einmal auf einer Treppe zu fallen, ist hoch: Laut Robert-Koch-Institut und Statistischem Bundesamt liegt sie bei 76 Prozent. Führt man sich die hohe Bewohnerzahl einer Wohnanlage vor Augen, kann man quasi fast sicher sein, dass früher oder später etwas passiert. Was aber freilich auch stark von den örtlichen Gegebenheiten abhängt. Da sich Stürze besonders häufig treppab und bei Dunkelheit ereignen, kommt der Beleuchtung im Treppenhaus, an der Haustüre sowie im Außenbereich eine entscheidende Rolle in Sachen Sicherheit und Orientierung zu. Stimmt die Beleuchtung nicht, entstehen unnötige Risiken. Leuchten können aber nicht nur zu dunkel, sondern auch falsch ausgerichtet sein und blenden oder irritierende Schatten werfen.
Stolperfalle Treppenhaus
Im Treppenhaus sollte das Licht grundsätzlich vom oberen Absatz kommen: So entstehen kurze, weiche Schatten und einzelne Stufen sind deutlich zu erkennen. Breit strahlende Leuchten eignen sich dafür besonders. Da Mehrfamilienhäuser oder Wohnanlagen in der Regel mit Zeitschaltuhren ausgestattet sind, stellt sich auch die Frage nach den Schaltintervallen. Damit die Bewohner nicht plötzlich im Dunkeln stehen, empfiehlt die Brancheninitiative Licht.de für bis zu sechsstöckige Häuser, die Beleuchtungsphase so einzustellen, dass es der langsamste Bewohner aus dem obersten Stockwerk bis zur Haustüre schafft. „Inzwischen sind sogar sogenannte Ausschaltvorwarnungen in Treppenhäusern vorgeschrieben, die durch Lichtflackern auf das bevorstehende Ausschalten hinweisen“, weiß Andreas Habermehl, vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH): „Mit diesen Einrichtungen wird die nach der DIN 18015-2 geforderte Warnfunktion zur Vermeidung plötzlicher Dunkelheit erfüllt.“ Zur Erhöhung der Sicherheit schalten moderne Treppenlicht-Zeitschaltuhren außerdem die Beleuchtung nach einem Stromausfall sofort wieder ein. Für ein zusätzliches Maß an Sicherheit können Bewegungsmelder, die das Licht automatisch einschalten, sorgen.
Um nicht zu blenden, sollte das Licht in Treppenhäusern idealerweise indirekt sein und beispielsweise Richtung Wand strahlen. Da die meisten Unfälle am Treppenanfang oder -ende geschehen, sollten die ersten und letzten Treppenstufen sowie die Zwischenpodeste besonders gut sichtbar gestaltet werden. Für die Orientierung im Treppenhaus genügen meist 100 Lux. Sind die Augen auf Dunkelheit eingestellt, empfehlen sich warmweiße Lichtfarben im Bereich von etwa 2.700 Kelvin.
| Orientierungsbereich Hauseingang
Besondere Beachtung verdient auch der Bereich am Hauseingang: Besucher müssen hier Klingelschilder lesen können und Bewohner sollten es schaffen, das Schlüsselloch zu treffen. Wichtig ist, dass sich die Außenleuchten für den Einsatz im Freien eignen und der Witterung Stand halten. Qualitätsleuchten mit einer hohen Schutzklasse von mindestens IP 44 sind hier die richtige Wahl. Werden die Leuchten in einem Gartenbeet installiert, sollte der Wert sogar bei mindestens IP 65 liegen.
| Lichtimmissionen vermeiden
Stolpergefahr besteht freilich auch im Außenbereich auf dem Weg zur Haustüre. Hier sind Sockel-, Poller- oder Mastleuchten bis zu zwei Meter Höhe geeignet, um Wege, und Absätze sichtbar zu machen. Es sollte zudem darauf geachtet werden, dass die Außenbeleuchtung nur das eigene Grundstück erhellt und nicht in Schlafzimmer oder in benachbarte Wohnungen strahlt. Die LED-Technik, die zudem für Langlebigkeit und geringen Energieverbrauch steht, vermeidet durch ihre präzise Lichtlenkung unerwünschte Immissionen. Überhaupt gilt: Da in der Dunkelheit geweitete menschliche Pupillen blendempfindlich sind, sollten Außenleuchten stets so ausgerichtet sein, dass sie den Blick nicht kreuzen. Wird im Außenbereich mit Bewegungsmeldern gearbeitet, ergibt sich noch ein zusätzlicher Sicherheitsaspekt ganz anderer Art: unerwartete Helligkeit ist auch gut geeignet, um Einbrecher zu verscheuchen.
| Die Vegetation in Szene setzen
Auch wenn Sicherheit und Orientierung klar Priorität haben sollten: mit der richtigen Beleuchtung lässt sich auch ein stimmungsvolles Ambiente verwirklichen – vor allem im Außenbereich. Farbenreiche Blumenbeete, interessante Gewächsformen oder Skulpturen sind im künstlichen Licht ein besonderer Blickfang. Licht, das Beete, Büsche und Bäume anstrahlt, inszeniert die Vegetation. Dabei sind geplante Übergänge von Hell nach Dunkel sinnvoll, denn erst Dunkelzonen lassen beleuchtete Bereiche wirken. Abwechslung entsteht, wenn Pflanzen aus unterschiedlicher Entfernung angestrahlt werden oder das Nachtbild eines Gartens mit beweglichen Strahlern an Erdspießen immer wieder neugestaltet wird. Komfortabel ist eine steuerbare Gartenbeleuchtung mit Zeitschaltuhren, Dämmerungsschaltern und Bewegungsmeldern – oder gar mit Geräten, die all diese Funktionen vereinen.
| Visitenkarte Haustüre
Ästhetische Akzente lassen sich aber auch im Treppenhaus setzen, zum Beispiel mit auf Fußhöhe oder in den Stufen angebrachten Steplights. Dasselbe gilt natürlich auch für den Hauseingang, wo eine freundliche Beleuchtung hilft, Besucher willkommen zu heißen. Und sollte es tatsächlich einmal zu einem schwereren Treppenunfall kommen, dann ist der Rettungsdienst dankbar, wenn auch die Hausnummer gut beleuchtet ist.
Mehr Interesse am Thema? Hier geht´s zum Interview mit Andreas Habermehl!
Fotos: licht.de (5); ZVEH (1)