In den vergangenen Beiträgen (» zur Themenserie) haben wir uns mit der Historie und den sich daraus ergebenden verschiedenen existierenden Infrastrukturen beschäftigt. Wir haben die heutigen Dienste kennengelernt und haben aus unserer täglichen Erfahrung bezüglich des sich verändernden Kommunikationsverhaltens der Menschen auf ein stark zunehmendes, quasi nomadisierendes Verhalten (möglichste wenige fest angeschlossene Geräte) geschlossen.
Ratschläge für den Hausverwalter
Aber als Wohnungsverwalter oder Vermieter stellt sich die Frage, was muss berücksichtigt werden, wenn die Objekte auch zukünftig am Markt attraktiv sein sollen. Kann man mit den neuen mobilen Übertragungswegen auch die Geräte im Haus entsprechend betreiben, oder braucht man in jeder Wohnung einen oder mehrere Glasfaseranschlüsse? Benötigt man spezielle Geräte, um TV sehen zu können?
Die Telekom wird’s schon richten oder vielleicht doch eher die TV-Kabelnetzanbieter? Sicherlich kann man von dort eine kompetente Antwort erwarten. Nicht unbedingt eine neutrale Beratung, die alle Fragen und Lösungsmöglichkeiten berücksichtigt. Wie also sieht denn nun die Antwort aus? Die Antwort ist ganz einfach, denn sie heißt sowohl als auch – also Glas, Kupfer und Funk. Dem Kunden und dem Dienst ist es völlig egal, über welchen Weg er abgewickelt wird, nur muss dieser Weg leistungsfähig und durchgängig sein.
Wie so oft, gibt es auch hier keine einfache „Schwarz-Weiß-Antwort“. Denn so unterschiedlich wie die Bedürfnisse der Menschen und die lokalen technischen Gegebenheiten sind, so unterschiedlich sehen auch die jeweiligen passenden technisch-kommerziellen Lösungen aus.
Elektrogeräte sprechen eine Sprache
Sicherlich kann man versuchen, durch einen Blick in die ganz ferne Zukunft schon einmal ein Ziel zu definieren, und dann versuchen sich danach zu richten. Das ist sogar relativ klar, denn für die Übertragung gibt es aktuell nichts Besseres als die Glasfaser. Die Technik ist leistungsfähig und bezahlbar. Deshalb sind sich aus heutiger Sicht alle Fachleute einig, dass der Glasfaser die Zukunft gehört. Gleiches gilt für die Endgeräte und Dienste; hier gibt es zukünftig nur noch ein Protokoll, das IP (Internet-Protokoll). Durch das gemeinsame IP-Protokoll „sprechen“ alle Geräte die gleiche Sprache, egal, ob Fernsehen, Telefonie, Computer, Heizung, Kühlschrank oder andere Geräte.
Die Glasfaser bietet so viel Potenzial, dass alle heute erdenklichen Dienste darüber abgewickelt werden können. Und das vor allem ungestört durch äußere Einflüsse, wie Schnee und Regen. Aber auch unbeeinflusst durch elektromagnetische Wellen oder Überspannungen. Insbesondere bei einem Gewitter oder Blitzeinschlag kann das die empfindliche Elektronik zerstören.
Funktechnik nicht ausreichend
Eine rein auf Funktechnik basierende Welt würde nur auf den ersten Blick eine bessere Lösung für die Kommunikationsbedürfnisse der Menschen sein. Aber, wie im letzten Artikel beschrieben, sind Funkfrequenzen ein rares Gut. Zudem sind Funk-Übertragungswege auch nicht für alle Dienste gleich gut oder zum Teil gar nicht geeignet.
Eine vernünftige Mischung ist also die erste Wahl. Das heißt Glasfaserkabel zwischen den technischen Einrichtungen der Telekommunikationsunternehmen und den Objekten, die sogenannte Fibre-tothe- Home-(FTTH-)Lösungen. Hier gibt es schon diverse Firmen, die entsprechende Netze bauen und betreiben.
Im Haus oder Objekt selber benötig man eine entsprechende moderne und leistungsfähige Infrastruktur, die bezahlbar sein muss. Wie in einem früheren Artikel erwähnt, ähneln die Netze Bäumen. Ein dicker Stamm, der sich immer weiter in Richtung Wohnung verzweigt. Der dicke Stamm „Glasfaserkabel“ liegt schon bis ins Haus, aber im Haus erhöhen sich auch die mechanischen Aufwände und damit die Kosten, je weiter man zum Endkunden kommt.
Optimale Lösung für Immobilienverwalter
Wenn man für ein Objekt eine passende Lösung sucht, wird diese eine Mischung sein müssen:
- Das „richtige“ Versorgungsunternehmen mit seinen Diensten
- Die Signalzuführung zum Objekt
- Eine geeignete hausinterne Infrastruktur
- Gegebenenfalls einen separaten Servicepartner
Neben den „technischen“ Wünschen der Mieter müssen dabei auch die Kosten berücksichtigt werden. Nicht nur die Kosten für den Bau der Infrastruktur, sondern auch die Kosten für den Betrieb. Man sollte sich schon vorab zu jedem einzelnen Objekt Gedanken macht und nach einer passenden Lösung Ausschau halten. Die Kosten für eine solche infrastrukturelle Maßnahme (Kabelverlegung vom Keller in jede Wohnung) liegen zwischen 100 und 250 Euro je Wohnung. Aber der Aufwand stört den „Hausfrieden“ während der Baumaßnahmen, denn die Leitungen werden durch alle Etagen und Wohnungen gelegt, und das stößt bei den Mietern nur bedingt auf Gegenliebe.
Die wichtigsten Fragen, die man sich als Verwalter oder als Wohnungsgesellschaft stellen muss, lauten:
- Welche Mieter habe ich heute, und was sind deren Kommunikationsbedürfnisse (TV/Telefonie/Internet)?
- Stehen häufiger Mieterwechsel an?
- Stehen größere Modernisierungsmaßnahmen an?
- Welche Telekommunikationsunternehmen habe ich als potenzielle Versorger alternativ denn überhaupt zur Verfügung?
- Planen diese Versorger größere Baumaßnahmen (Glasfaserausbau oder TV-Netzversorgung) in meiner Region?
- Was habe ich aktuell als Infrastruktur im Haus, und kann man das noch nutzen?
- Welche Dienste brauche ich wann? Ist beispielsweise die TV-Versorgung schon durch eine eigene Sat-Anlage oder ein Kabelnetzunternehmen abgedeckt?
- Besteht Interesse an einer Smart-Home-Lösung? Also eine zentrale Steuerung/Messung beziehungsweise Fernsteuerung über das Internet von Licht/Lüftung/Heizung?
Nicht zuletzt stehen auch die kommerziellen Fragen im Raum
- Wer zahlt den Ausbau?
- Kann man an/mit diesen neuen Diensten auch als Vermieter Geld verdienen?
- Welche Risiken bestehen dabei für mich?
Einzelheiten dazu werden im letzten Teil unserer Serie beleuchtet.
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[tab title=“Der Autor“]Professor Dipl.-Ing. Hansjörg Pätz ist seit mehr als 30 Jahren in der Telekommunikation tätig. Er war unter anderem für Firmen wie der Telekom, Colt Telecom und Kabel BW tätig und hat dabei sowohl Kommunikationsnetze in Kupfer und Glas geplant, gebaut und betrieben als auch entsprechende Produktentwicklungen verantwortet.[/tab]
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Die Serie im Überblick:
» Teil 1: Telekommunikation – der Beginn |
Dieser Beitrag ist zuerst im » Modernisierungs-Magazin, Ausgabe 10.2014 erschienen.