ECORE-Stiftungsgründung: Neutralität des ESG-Scoring-Standards sichergestellt
- Stiftung übernimmt Hoheitsfunktion bei Weiterentwicklung des ECORE-Scorings
- Stiftungskuratorium mit hochkarätigen Branchenvertretern besetzt
- Ziel ist es, das Transformationsengagement in der Branche glaubwürdig zu messen und das Vertrauen in Unternehmen und Immobilienwirtschaft zu stärken
Ein Jahr ließ die Gründungsbestätigung auf sich warten, nun ist es offiziell: Seit Jahresbeginn wird ECORE als Stiftung geführt. Damit ist die Hoheit über den ESG-Scoring-Standard nun beim Stiftungskuratorium verankert. „Die Vertrauenswürdigkeit eines ESG-Prüfsiegels steht und fällt mit seiner Unabhängigkeit. Nach reiflicher Abwägung infrage kommender Kontroll-Strukturen haben wir uns für eine Stiftung als die sicherste Lösung zur Wahrung der Neutralität entschieden“, erläutert Dr. Markus Bell, Geschäftsführer von Bell Management Consultants, die Beweggründe. Sein Beratungsunternehmen ist Initiator der ESG-Brancheninitiative und Stiftungsgeber.
Neutralitätssicherung durch führende Branchenvertreter
Das Kuratorium besteht aus führenden Vertretern unterschiedlicher Teilbereiche der Branche. In der ersten Besetzung sind dies Dr. Jan Peter Annecke (Helaba), Dr. Andreas Iding (Goldbeck), Norbert Löffler (Apleona), sowie Prof. Dr. Ulrich Nack (EBZ-Businessschool) und Frederik Voigt (ZIA). Eine mittelfristige Ergänzung um weitere Mitglieder ist geplant. Die Amtszeit beträgt jeweils drei Jahre. Dem Kuratorium obliegt die Verantwortung, die Aufgaben der Stiftung im Mehrheitskonsens zu lenken. Außerdem entscheidet der Kuratoriumskreis über Fortführung, Neuberufung und Niederlegung der Ämter, inklusive der Wahl des Vorstands. In der ersten Amtsperiode fungieren Dr. Markus Bell und Thomas Wenzel als Vorstand.
Zum Hintergrund: 2020 startete ECORE (ESG Circle of Real Estate) als Brancheninitiative. Unternehmen aus Immobilien- und Portfoliomanagement, Development und Finanzierung bündelten ihr Know-how, um gemeinsam einen ESG-Daten- und Nachhaltigkeitsstandard für die Branche zu entwickeln. Leitend war dabei die Idee, allen Beteiligten die Gebäude-transformation durch einheitliche Maßstäbe zu erleichtern. Entsprechend ging aus der gemeinsamen Arbeit der ESG-Scoring-Standard ECORE sowie die gleichnamige Cloud-Plattform zur Verwaltung und Analyse von ESG-Daten hervor.
Stiftung im Dienst der ESG-Transformation
Dass die Immobilienbranche als drittgrößter Verursacher von Emissionen ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten muss, ist mit Blick auf die europäischen Klimaziele unstrittig. Strittig jedoch war, wie man das Nachhaltigkeitsengagement der Immobilienentscheider messbar und sichtbar macht. Die ECORE-Stiftung führt die Aufgaben der bisherigen Initiative weiter. Als solches tritt sie an, um die ESG-Transformation zu fördern und über das ECORE-Scoring-Tool erfolgreiche Transformationsschritte von Gebäuden und Portfolios transparent und im Markt vergleichbar zu machen. Die wichtigsten Stiftungsziele sind:
- Zukunftsgerichtete Weiterentwicklung des ESG-Scoring-Modells.
- Etablierung des ECORE-Scorings als ESG-Branchenstandard.
- Beschleunigung der ESG-Transformation durch Förderung von smarten Lösungen und offenem Austausch zwischen Marktteilnehmern.
- Stärkung des öffentlichen Vertrauens in das Nachhaltigkeitsengagement der Immobilienwirtschaft durch neutrale ESG-Standards.
Realistischer Blick auf Transformationsgeschehen
„Mit Gründung der Stiftung schafft ECORE eine ideale Grundlage, um als vertrauenswürdiges Benchmarking und glaubwürdiger Nachhaltigkeitsstandard in der Branche zu agieren“, begrüßt Frederik Voigt, Head of Sustainable Finance beim ZIA, den Schritt.
„In der Praxis ist es zunehmend notwendig die ESG-Performance von Immobilien zu messen. Unabhängige ESG-Bewertungssysteme bieten hierbei die Chance dem Eigentümer eine neutrale Bewertung zu liefern.“, gibt Norbert Löffler, Apleona, Head of Building Advisory, zu bedenken. Und Dr. Andreas Iding, Geschäftsführer Goldbeck Services, ergänzt: „Künftig erfolgen Anpassungen und Erweiterungen des Scoring-Modells nur nach Freigabe durch das Stiftungskuratorium. Das verhindert einseitige Einflussnahme einzelner Interessensgruppen der Immobilienwirtschaft und gewährt so eine sinnvolle Balance aus langfristigen Nachhaltigkeitszielen und dem nötigen Marktrealismus. Dazu trage ich gerne mit meinem Know-how aus dem breiten Spektrum der Real Estate Services bei.“ Als ein gelungenes Beispiel nennt er die Einführung der drei Ambitionslevel. Um Bestandshaltern Zeit zu geben, den zertifizierungsnotwendigen Datenpool aufzubauen, wird der ECORE-Scoring Umfang über drei mehrjährige Etappen hinweg kontinuierlich erweitert. Damit behält ECORE das große Ziel im Auge und beweist den marktnotwendigen Pragmatismus.
Finanzierungsrelevanter Standard
Warum der neutrale ECORE Standard auch für Kreditinstitute von großem Interesse ist, erläutert Dr. Jan Peter Annecke, Global Head Real Estate Finance bei der Helaba: „Einheitlich aufbereitete, objektive ESG-Daten und ein rein objektbezogenes ESG-Scoring sind für die Immobilienbranche extrem hilfreich. Wenn alle Beteiligten eines Prozesses das gleiche Verständnis von der Nachhaltigkeit einer Immobilie haben, können Investitions- und Finanzierungsentscheidungen effizienter und im vertretbaren Zeitaufwand getroffen werden. Hierzu leistet ECORE einen wichtigen Beitrag. Gerade weil ECORE aus der Branche und von vielen unserer Kunden mitentwickelt wurde, unterstützen wir den Standardisierungsvorstoß mit unserer Kuratoriumsarbeit gern.“
„Letztlich macht die Verzahnung aller relevanten Teilbereiche den ECORE-Standard so besonders. Erst dieses profunde professionelle Wissen aller Couleur ermöglicht den prozessumfassenden Standard. Dieses objektive Fundament zu bewahren, haben wir uns im Kuratorium zur Aufgabe gemacht“, unterstreicht Wissenschaftsbeirat Prof. Dr. Ulrich Nack und ermutigt alle Stakeholder der Immobilienwirtschaft dazu, sich auch für den einheitlichen Branchenstandard zu engagieren.