Die Gewerbeimmobilienbranche steht vor tiefgreifenden strukturellen Umbrüchen. Das EBZ Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft hat im Rahmen einer Fachveranstaltung an seinem Standort in Frankfurt am Main die Ergebnisse der neuen Studie „Strategien, Betriebsmodelle und Belegschaften von Unternehmen der Gewerbeimmobilienwirtschaft im Wandel“ vorgestellt.
Die Analyse beleuchtet zentrale Entwicklungen, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die sich zukunftssicher aufstellen möchten. Begleitet wurde die Präsentation von einer engagierten Diskussion mit führenden Branchenvertreterinnen und -vertretern sowie Fachleuten.
Die auf Experten- und Fokusgruppeninterviews gestützte Studie macht deutlich: Die zunehmende wirtschaftspolitische Unsicherheit, die hybride Transformation der Arbeitswelt, ESG-Regulatorik sowie der anhaltende Fachkräftemangel stellen viele Unternehmen der Branche vor grundlegende Weichenstellungen. Gleichzeitig verändern sich die Erwartungen jüngerer Generationen an Arbeitsmodelle und Unternehmenskultur – all das zwingt Organisationen dazu, ihre Geschäftsmodelle ebenso wie ihre Personalstrategien kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.
Digitalisierung und Diversifikation sind die beiden zentralen Pfeiler künftiger Geschäftsmodelle
Unternehmen investieren verstärkt in datenbasierte Steuerung, Automatisierung und neue Dienstleistungen. Gleichzeitig rücken multifunktionale Immobilienkonzepte in den Fokus, die flexibel auf veränderte Nutzungsanforderungen reagieren können – ein strategischer Hebel, um konjunkturelle Risiken besser abzufedern.
Auch in der Personalstruktur zeichnen sich markante Veränderungen ab. Die interviewten Experten erwarten in den kommenden Jahren einen deutlichen Anstieg der Anforderungen an Fach- und Methodenkompetenzen. Besonders gefragt sind Fähigkeiten wie strategisches Denken, hybrides Arbeiten und der professionelle Umgang mit Daten – von der Bewertung über die Verarbeitung bis zur zielgerichteten Interpretation. Data Literacy wird damit zur Schlüsselkompetenz in nahezu allen Unternehmensbereichen. Neben fachlicher Expertise rücken auch soziale Fähigkeiten stärker in den Vordergrund. Kommunikationsstärke, Beratungskompetenz sowie die Fähigkeit zum interdisziplinären Arbeiten gelten als unerlässlich, um die komplexen Herausforderungen der Branche im Team zu bewältigen.
Künstliche Intelligenz verändert Prozesse grundlegend – ersetzt aber nicht den Menschen
Tätigkeiten wie Immobilienbewertung oder Property Management werden zunehmend von KISystemen unterstützt. Die Studie betont: Gefragt sind künftig nicht nur technische Tools, sondern Mitarbeitende, die deren Potenziale verstehen und verantwortungsvoll nutzen können. Aus dieser Entwicklung ergibt sich ein wachsender Bedarf an neuen, spezialisierten Rollen innerhalb der Unternehmen. Die Studie benennt unter anderem Business Development Manager, ERP-Manager sowie ESG-Expertinnen und -Experten und Transformationsverantwortliche als Schlüsselfunktionen der Zukunft. Diese Rollen bündeln strategisches, digitales und nachhaltiges Know-how und tragen wesentlich dazu bei, Unternehmen langfristig zukunftsfähig aufzustellen. Insgesamt wird empfohlen, die Personalstrukturen interdisziplinärer auszurichten, Silos aufzubrechen und breiteres Wissen im Team zu verankern. Die Zukunftsfähigkeit der Branche entscheidet sich in der Personalstrategie Genau hier setzt die Studie an – mit konkreten Empfehlungen für Kompetenzaufbau, neue Rollenprofile und eine Unternehmenskultur, die auf lebenslanges Lernen setzt. Die Studienergebnisse stießen bei den Teilnehmenden der Frankfurter EBZ-Fachtagung auf große Zustimmung. Einigkeit herrschte darüber, dass Unternehmen ihre Belegschaften gezielt weiterentwickeln, neue Kompetenzen aufbauen und eine Kultur der kontinuierlichen Transformation etablieren müssen. Patrick Schäfer MRICS, Vice President Real Estate Management der Fraport AG, brachte es auf den Punkt: „Die vorgestellten Ergebnisse waren sehr aufschlussreich und haben weitreichende Auswirkungen auf Personalrekrutierung und – entwicklung.“ „Die Studie sensibilisiert und rückt Personalstrategien in den Fokus der digitalen Transformation“, so Johannes von Richthofen MRICS, Senior Manager PwC.
Verfasst wurde die Untersuchung von Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ Akademie, und Prof. Dr. Sascha Armutat, Professor für Personalmanagement und Organisation an der Hochschule Bielefeld.
Der kostenfreie Download steht unter www.e-b-z.de/studie-gewerbeimmobilienbranche zur Verfügung oder ist über den QR-Code zu erreichen.