Der europäische Markt für Facility Services ist auf Wachstumskurs – doch der Mangel an Personal und die schleppende Digitalisierung dämpfen die positive Entwicklung
Der Facility Services Markt in Deutschland wächst und die Branche blickt optimistisch in die Zukunft. Wie der „Facility Management Monitor 2025“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) ergab, legte das Umsatzvolumen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 88 Milliarden US-Dollar zu. Damit war Deutschland erneut der umsatzstärkste Markt in Europa.
Bis 2027 rechnen die Dienstleister und Nutzer für den deutschen Facility Management-Markt mit einem Umsatzvolumen von 101 Milliarden US-Dollar, was einem jährlichen Umsatzplus von vier Prozent entspricht. In den europäischen Kernmärkten erwarten die Branchenunternehmen bis 2027 einen Anstieg des Gesamtumsatzvolumens auf 373 Milliarden US-Dollar, nach einem Volumen von 329 Milliarden Dollar im Jahr 2023.
Hohe Nutzerzufriedenheit
Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Nutzer sind mit den Leistungen ihrer Facility Dienstleister (eher bis vollständig) zufrieden, wie die gemeinsame Studie von PwC und den Branchenverbänden RealFM, SVIT FM Schweiz sowie Facility Management Austria (FMA) zeigt. Im öffentlichen Sektor ist der Zufriedenheitsgrad am höchsten (60 Prozent). Die befragten Nutzer in Österreich (67 Prozent) und in der Schweiz (60 Prozent) zeigten sich dabei wesentlich zufriedener als Nutzer in Deutschland (42 Prozent). „Stabilität in der Servicequalität und langfristige Vertragsbeziehungen spielen bei der Kundenzufriedenheit eine wesentliche Rolle“, erläutert David Rouven Möcker, Partner und Head of Real Estate Consulting & Transformation bei PwC Deutschland. „Diese Stabilität gilt es auch in Zukunft zu wahren, da die Branche durch eine hohe Fluktuation gekennzeichnet ist.“
Digitalisierung bleibt Top-Trend
Für 62 Prozent der Nutzer und Dienstleister hat die Einführung von IT-Hardware und -Software sowie die Implementierung von digitalisierten Prozessen höchste Priorität, um die eigene Effizienz zu steigern, Kosten zu sparen und den Datenschutz zu gewährleisten. Vor allem in Deutschland (62 Prozent) und der Schweiz (63 Prozent) steht die Digitalisierung ganz oben auf der Branchenagenda. Außerdem sorgen neue hybride Arbeitswelten mit flexibler Raumgestaltung und digitalen Lösungen gerade für Veränderungen im Facility Management (40 Prozent).
Nach Einschätzung von 63 Prozent der Nutzer und 55 Prozent der Dienstleister steigt zudem die strategische Verantwortung des Facility Managements innerhalb der Unternehmensorganisation. „Facility Management entwickelt sich zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie, der maßgeblich zur Wertschöpfung beiträgt“, sagt Dirk Otto, Präsident von RealFM. „Unternehmen erkennen zunehmend, dass eine effiziente und nachhaltige Bereitstellung und Bewirtschaftung ihrer Immobilien nicht nur Kosten senkt, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Unternehmens- und Klimaschutzziele leistet.“
Herausforderung Personalmangel
Als größte Herausforderung nennen 81 Prozent der Dienstleister und 76 Prozent der Nutzer Personalmangel und fehlende Qualifikationen. „Engpässe bei qualifiziertem Personal schränken die Wachstumsmöglichkeiten der Branche ein und erhöhen die Rekrutierungskosten. Dies führt zu Wettbewerbsnachteilen und hemmt die Innovationskraft und Professionalisierung der Branche“, erläutert PwC-Partner David Rouven Möcker. Vor allem in Deutschland (78 Prozent) und der Schweiz (84 Prozent) wird Personalmangel als die größte Herausforderung genannt.
Die fortschreitende Digitalisierung ist nicht nur Top-Priorität, sondern für 78 Prozent der Befragten auch die größte Herausforderung. Begründet wird dies vor allem mit hohen Anfangsinvestitionen, unzureichenden Ressourcen, fehlendem Knowhow sowie Problemen beim Datenschutz und der Integration digitaler Lösungen.
Nachhaltigkeit und die Erfüllung von ESG-Kriterien sind für 72 Prozent eine wesentliche Herausforderung. „Damit verbunden sind hohe Anfangsinvestitionen und ein komplexes Lieferkettenmanagement“, sagt Christian Hofmann, Präsident des SVIT FM Schweiz. „Die erfolgreiche Umsetzung von ESG-Strategien in der Branche erfordert klare Messbarkeit nachhaltigkeitsbezogener Kennzahlen, den gezielten Ausbau interner Kapazitäten und eine strategische Budgetplanung“, betont Doris Bele, Vorstandsvorsitzende von Facility Management Austria.
Keine Präferenz für bestimmtes Vergabemodell
Gut 59 Prozent der Nutzer bevorzugen gebündelte und integrierte Vergaben je Gewerk, weitere 28 Prozent präferieren Einzelvergaben. Für Deutschland prognostiziert die Studie, dass integrierte Vergabemodelle bis 2027 um 24 Prozent auf 8 Milliarden US-Dollar deutlich stärker wachsen werden als gebündelte Vergabemodelle (plus 22 Prozent auf 19 Mrd. US-Dollar) oder Einzelvergaben (plus 14 Prozent auf 20 Mrd. US-Dollar). Die Beschaffung von Facility Services dauert in der Regel weniger als sechs Monate.
Zudem werden für alle Facility Services deutliche Preiserhöhungen erwartet: Insbesondere die Preise für technische und infrastrukturelle Facility Services dürften teilweise um mehr als 10 Prozent zulegen.
KI-Nutzung noch in den Kinderschuhen
Der Studie zufolge ist der Digitalisierungsgrad im Facility Management nach wie vor gering. Dabei kann die Nutzung von innovativen Technologien im Facility Management (FMTech) und Kooperationen mit FMTech-Anbietern zu einem effektiveren und nachhaltigen Facility Management beitragen. „Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) wird sich zu einem entscheidenden Treiber für die Digitalisierung und Optimierung von Corporate Real Estate und Facility Management-Prozessen entwickeln“, sagt Kai Ukena, Senior Manager, Real Estate Consulting & Transformation bei PwC Deutschland.
Doch obwohl Künstliche Intelligenz Chancen auf Kostensenkungen, eine effizientere Entscheidungsfindung und präzisere Bedarfsermittlung bietet, wird sie bislang kaum in der Facility Services-Branche genutzt: Lediglich zwei Prozent der Befragten wenden KI-Lösungen regelmäßig bei der Beschaffung von Facility Services und der Angebotsausarbeitung an, fast zwei Drittel (65 Prozent) nutzen KI in diesem Bereich gar nicht. 61 Prozent der Nutzer arbeiten nicht mit FMTech-Unternehmen zusammen. Bei den Dienstleistern sind dies etwas weniger als ein Drittel.