Ein Jahr ist es her, seit das Kabinett die Strategie für den Holzbau verabschiedete, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Die Großwetterlage am Hochbau ist nach wie vor schlecht, auch an den politischen Hemmnissen hat sich noch nicht viel geändert. Wie geht es nun weiter? Das Bundeskabinett hat Ende Juni 2023 den Entwurf einer Holzbauinitiative von Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir beschlossen. Diese Strategie der Bundesregierung soll den Einsatz des nachhaltigen Rohstoffs Holz im Bausektor stärken und für mehr Klimaschutz, Ressourceneffizienz und schnelleres Bauen sorgen. Mit acht Handlungsfeldern, von der Vorbildfunktion des Bundes und der Stärkung von Forschung und Innovation über die Fachkräftesicherung und den Wissenstransfer bis zur Sicherung der Rohstoffversorgung, sollen der Einsatz von Holz wesentlich verbessert und die Holzbauquote bis 2030 erhöht werden. Etwa sieben Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus der Errichtung und Modernisierung von Gebäuden. Da Bäume in der Wachstumsphase CO2 binden, wird der Kohlenstoff mit dem im Gebäude verbauten Holz dauerhaft gespeichert. Gleichzeitig eignet sich Holz für das serielle und modulare Bauen. Mit dieser Bauweise verkürzen sich durch Vorfertigung Produktions- und Bauzeiten, wodurch schneller bezahlbarer Wohnraum entsteht. Mit der Initiative sollen Hemmnisse abgebaut und gleiche Wettbewerbschancen für den Einsatz verschiedenster Baumaterialien gewährleistet werden. Mit den Handlungsfeldern der Holzbauinitiative werden Schwerpunktthemen und Lösungsansätze beschrieben, die von den betreffenden Bundesressorts in eigener Zuständigkeit und vorbehaltlich der zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel umgesetzt werden.
Geywitz: „nachhaltigen Einsatz von Holz stärken“
„Um mehr bezahlbaren und guten Wohnraum zu schaffen, in dem sich die Menschen wohl fühlen, wollen wir das serielle und modulare Bauen verbessern“, sagt Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. „Holz eignet sich hier besonders gut. Es ist leicht, vielfältig einsetzbar, langlebig und wiederverwendbar. Gleichzeitig befindet sich das heimische Holz vor unserer Haustür. Dies zu nutzen, spart Transportkosten, erhöht die regionale Wertschöpfung und verbessert den lokalen Wirtschaftskreislauf. Mit der Holzbauinitiative zeigen wir die große Vielfalt dieses Rohstoffs auf und wollen den nachhaltigen Einsatz von Holz in unserem Land stärken,“ so die Ministerin.
Özdemir: Win-Win-Situation für Klima und Wald
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sieht den Wald als natürlichen Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise. „Unser Ziel ist die möglichst langfristige Nutzung von Holz. Jedes neue Holzgebäude ist ein CO2- Speicher und im Vergleich zu anderen Bauweisen können bis zu über 50 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden – also eine echte Win-Win-Situation fürs Klima und unseren Wald.“ Die Holzbauinitiative trage zudem dazu bei, das Holz aus dem notwendigen Waldumbau und aus Waldschäden hochwertig und nachhaltig zu verwerten. In Deutschland und weltweit sind in den letzten Jahren viele eindrucksvolle Gebäude aus Holz und in Holzhybridbauweise entstanden. Dennoch bleibt die Holzbauquote in Deutschland hinter ihren Möglichkeiten zurück. Während im Ein- und Zweifamilienhausbau deutschlandweit bereits eine Quote von 26 Prozent erreicht wurde, liegt sie beim mehrgeschossigen Wohnungsbau noch unter fünf Prozent. Dieses Potenzial will die Holzbauinitiative unter anderem erschließen. Von der Holzbauinitiative soll gleichzeitig ein starkes Signal für die notwendige Transformation und Dekarbonisierung der Wirtschaft ausgehen. Als Kernelement wird ein regelmäßiger Runder Tisch namens „Holzbau des Bundes“ zum Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch mit Ländern und kommunalen Spitzenverbänden eingerichtet.
Taglieber: „Politik will nicht hören, wir müssen Druck machen!“
Der Deutsche Holzfertigbau-Verband (DHV) begrüßt die Initiative, mahnt aber schnelles Handeln an. „Das misslungene Heizungsgesetz und der mehrmalige abrupte Fördermittelstopp haben die gesamte Bauwirtschaft in die Krise rutschen lassen. Mindestens 600.000 Wohnungen fehlen bundesweit. Dennoch ist der Auftragseingang bei vielen Betrieben besorgniserregend bescheiden. So kann es nicht weitergehen. Die Politik will offenbar nicht hören. Wir müssen Druck machen, auf dass es endlich neuen Schwung im gesamten Bausektor gibt“, sagte DHV-Präsident Erwin Taglieber auf der Frühjahrstagung der Holzbauverbände in Berlin. Enttäuscht zeigte sich der DHV auch, dass der Naturbaustoff nicht priorisiert wird. „Ein klares Bekenntnis zum Vorrang für das Bauen mit Holz hätten wir uns schon gewünscht – zumindest im Hinblick auf öffentliche Bauvorhaben. Schließlich ist das auf der Weltklimakonferenz von Paris definierte Ziel, die Erderwärmung auf maximal 2°C zu begrenzen, nur noch mit größten Anstrengungen zu erreichen – wenn überhaupt…“, monierte Ahmed Al Samarraie, Leiter des Berliner DHV-Hauptstadtstudios.