Was ist los in unserem Land? Die gesellschaftspolitischen Ziele scheinen weitestgehend konsensfähig zu sein, die parteipolitischen Interessen und die behördliche Praxis stehen einer pragmatischen, dringend benötigten Umsetzung dem aber oftmals diametral entgegen. Am Beispiel der Bauwirtschaft lässt sich das gut aufzeigen.
Nach dem Wohnungsgipfel der Bundesregierung am 25. September 2023 wurde ein 14-Punkte-Plan vorgelegt, der u. a. besondere Abschreibungsregeln – 6 Prozent AfA auf in einem befristeten Zeitkorridor errichten Wohnungsneubau (werden nach Vermittlungsausschuss wohl 5 Prozent), sowie 18,15 Milliarden Euro für den Sozialen Wohnungsbau, ein Anreizprogramm für den Kauf sanierungsbedürftiger Häuser und die Förderung des seriellen Bauens vorsieht. Leider vorerst alles auf Eis gelegt, weil die Regierung und die größte Oppositionspartei sich nicht einigen können.
Das was schon lief und gefördert wurde, das „Serielle Sanieren“ eines riesigen Gebäudebestands, der gemäß europäischen Vorgaben bis 2050 klimaneutral betrieben werden muss, wurde dann auch von einem auf den anderen Tag im Dezember 2023 abgewürgt, da die knapp bemessenen Fördertöpfe erschöpft waren. Das, nachdem die Branche noch mit dem Vertrauensverlust der ebenfalls Ende 2022 über Nacht abgewürgten Neubauförderung und der damit verbunden Verunsicherung von Bauherren und Investoren zu kämpfen hat.
Hinzu kommen multiple Krisen, insbesondere ausgelöst durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, die Energiekrise, eine ausgeprägte Inflation und nach Jahren des Niedrigzins plötzlich stark gestiegene (Bau-)Zinsen, sowie durch Lieferkettenprobleme auch teilweise stark gestiegene Baustoffkosten, wobei die Auswirkungen der CO2-Taxonomie sich für energieintensiv hergestellte Baustoffe noch weiter verstärken werden.
Die Baubranche kann die gesellschaftspolitischen Ziele, insbesondere die verknüpften von Wohnraumschaffung, Bestandssanierung und Klimaschutz, lösen. Besonders gut kann es die Holzfertigbaubranche mit ihren integralen Planungsprozessen, hoher Qualitäts- und Kostentreue durch einem hohen Vorfertigungsgrad und definierten Leistungen, sowie der Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz. Sie bietet maßgeschneiderte Lösungen sowohl für den riesigen Gebäudebestand (Serielles Sanieren) am besten mit Neubauwohnungen mittels Aufstockungen und damit keinem weiteren Bauflächenverbrauch, aber auch durch Kohlenstoff speichernde Neubauten in seriellen teilweise modularen Holzfertigbauweisen.
Man muss von Seiten der Politik nur die Entscheidungen treffen, verlässliche Zusagen machen und diese dann aber auch einhalten, wozu auch eine deutliche Entschlackung der Bürokratie gehört.
„Die Baubranche – und insbesondere der Holzfertigbau – kann die gesellschaftspolitischen Ziele der Wohnraumbeschaffung, Bestandssanierung und des Klimaschutzes lösen.“
Ahmed Al Samarraie Leiter Hauptstadtbüro Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V. (Foto: DHV)