Aufgrund der langen Produktzyklen ist der Dachfenster-Markt nicht so schnelllebig wie beispielsweise technische Gebäudeausstattung oder Softwarelösungen. Dennoch gibt es Trends – man muss nur etwas genauer hinsehen, um sie zu erkennen. Ein Überblick über die Themen, die die Branche umtreiben.
Generell gilt: Die Wohnungswirtschaft ist bestrebt, durch geringinvestive Maßnahmen den Wohn- und Marktwert ihrer Objekte zu steigern. Hier wird in den letzten Jahren eine Änderung im Kaufverhalten deutlich: Es wird zunehmend auf hochwertige Premiumprodukte im Bereich Dachfenster zurückgegriffen, auch größere Fensterelemente und Ausstattungsprodukte werden immer beliebter. Die Branche hat erkannt, dass sich Investitionen an dieser Stelle langfristig auszahlen.
| Energieeffizienz treibt Deutschland um
Die Europawahl 2019 und die Bewegung Fridays for Future haben gezeigt, dass der Klimaschutz in der deutschen Gesellschaft eine herausragende Rolle einnimmt. Gleichzeitig ist der geringe Energiebedarf von Wohnimmobilien ein hervorragendes Argument im Vertrieb. Neben den wirtschaftlichen Beweggründen spielen aber auch gesetzliche Vorgaben eine Rolle. In Summe führt das dazu, dass die Wohnungswirtschaft energieeffiziente Dachfenster immer stärker nachfragt – Energieeffizienz ist eines der Hauptkriterien für die Auswahl eines Dachfenster-Modells – allerdings nicht ohne die Kosten/Nutzen-Rechnungen aus den Augen zu verlieren. So werden zum Beispiel passivhaustaugliche Dachfenster von der Branche praktisch nicht verwendet.
| Kunststoff: Ein Material für die Ewigkeit
Ein Megatrend, der die Wohnungswirtschaft bereits seit einigen Jahren begleitet und deshalb kaum noch wahrgenommen wird, ist das Kunststofffenster. Bis in die 90er Jahre wurden zu großen Teilen Holzdachfenster verbaut, dieser Wert kippt aber kontinuierlich. Der Grund liegt auf der Hand: Die Wohnungswirtschaft schätzt pflegeleichte, wartungsfreie Oberflächen in der Vermietung, die leicht wieder in den Originalzustand versetzt werden können.
| Smart Home mit Startschwierigkeiten
Das Thema Smart Home ist seit Jahren omnipräsent, diese mediale Dominanz spiegelt sich aber noch nicht in den Verkaufszahlen wider. Dennoch werden Dachfenster, die in Smart-Home-Systeme integriert werden können, zunehmend stärker nachgefragt – allerdings vermehrt von Privathaushalten, weniger von der Wohnungswirtschaft. Für den breiten Vermietungsmarkt sind ganzheitliche Smart-Home-Lösungen noch schlicht zu kostenintensiv. Ein weiterer Faktor ist, dass der Dachfenstermarkt einen großen Sanierungsanteil hat – und zentrale Gebäudesteuerung spielt bei Sanierungen naturgemäß eine Nebenrolle.
| Dachfenster auf Knopfdruck
Man könnte sie als Wegbereiter der Gebäudeautomation bezeichnen: Elektrisch Betriebene Dachfenster, die durch einen Motor geöffnet und geschlossen werden. Mittlerweile ist diese Steuerung vergleichsweise günstig umzusetzen und verspricht eine deutliche Steigerung an Wohnkomfort und Sicherheit.
| Gesund Zuhause
Deutlich weiter fortgeschritten ist der Megatrend Wohngesundheit in all seinen Facetten. Die Deutschen verbringen heute rund 90 Prozent ihrer Zeit in geschlossenen Räumen – die Erkenntnis, dass sie deshalb stark an die gesundheitlichen Bedürfnisse angepasst sein müssen, hat sich durchgesetzt. Ganz vorne mit dabei ist das Thema Schallschutz, denn dauerhafte Lärmbelastung macht erwiesenermaßen krank. Während früher nahezu kein Wert auf Schallschutz im Dachgeschoss gelegt wurde, ist er im Rahmen der Nachverdichtung zu einem zentralen Kriterium geworden. Schallschutz trägt stark zu komfortablem und gesundem Wohnen in den Dachgeschossen der B- und C-Lagen bei.
| Trend zu Groß
Licht ist Lebensqualität, Licht ist Wohngesundheit: Darauf legen die Kunden – und damit auch die Branche – viel Wert. Dementsprechend stark werden großformatige Fenster nachgefragt. Möglich wird das auch, da Mindeststandards in Sachen Energieeffizienz bei Dachfenstern mittlerweile viel preisgünstiger sind, als noch vor 20 Jahren. Elektrische Steuerung und fortschrittliche Öffnungsmechaniken helfen außerdem, das hohe Gewicht der großformatigen Fenster zu nivellieren.
| Hitze bleibt draußen
Im Gegenzug profitieren auch Produkte rund um Sonnen- und Hitzeschutz von der Aufmerksamkeit, die die Themen Wohngesundheit und Raumklima erfahren. Sie verzeichnen in den vergangenen Jahren einen starken Aufschwung. Wohnungsunternehmen haben hier mit relativ geringem Aufwand die Möglichkeit, sich effektiv von der Konkurrenz abzugrenzen und die Qualität ihres Angebots mieternah zu erhöhen. Dabei wird der Außenschutz dem Innenschutz vorgezogen. Das begründet sich in der deutlich höheren Produktlebenszeit. Sonnen- und Hitzeschutzverglasung nehmen dank technischem Fortschritt ebenfalls Geschwindigkeit auf: Mittlerweile sind sehr hohe Schutzwerke bei gleichzeitig kaum wahrnehmbarer Tönung möglich – kein Vergleich zu den klassischen dunkel getönten Autofenstern, die nur wenig Licht ins Innere lassen.
Reinhold Wickel
Fotos: Roto Frank DST Vertriebs-GmbH