Dicht bewachsene Fassaden sind ein echter Hingucker. Doch sie können auch Schaden anrichten. Bei der Wahl der richtigen Kletterpflanzen sollte man deshalb einen Experten fragen. Das rät Andreas Skrypietz von der Klimaschutzkampagne „Haus sanieren – profitieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). „Begrünte Fassaden kühlen im Sommer und dämmen im Winter“, erklärt Skrypietz. Die Luftpolsterschicht zwischen der Hausfassade und dem grünen Mantel schirme Hitze ab und unterstütze die Dämmfunktion der Außenwand bei Kälte. Auch Bäume und Sträucher mit schattenspendender Wirkung trügen im Sommer zur Abkühlung bei. „Aber man muss auch wissen, dass einige Kletterpflanzen sehr pflegeintensiv sind und der Bausubstanz schaden können“, so Skrypietz weiter. „Welche Pflanzen für den Fassadenbewuchs in Frage kommen, wissen Fachleute, zum Beispiel von der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung.“
Vertikale Gärten bringen „frische Luft“ ins Haus
Dichter Bewuchs rund um das Haus hat nicht nur einen kühlenden oder wärmenden Effekt. Die Blätter und Zweige fangen als natürliche Staubfilter auch Schadstoffe auf und dämmen Schallwellen ein. „Es wird also ums Haus leiser und die Luft wird frischer“, sagt Skrypietz. Das liege auch daran, dass Pflanzen Regenwasser schnell aufnehmen und nur langsam wieder abgeben. An trockenen Tagen werde so die Luft ums Haus befeuchtet und das Mikroklima verbessert.
Besonders in Städten bieten begrünte Fassaden außerdem vielen Tieren einen Lebensraum: „Zahlreiche Insekten wie wilde Bienen und Schmetterlinge finden im Fassadengrün Unterschlupf, und auch viele Vögel nutzen die grüne Wand als Nahrungs- und Nistplatz“, sagt Skrypietz. Besonders einheimische Kletterpflanzen böten Tieren einen guten Lebensraum.
Regelmäßige Pflege notwendig
Passende Jahreszeiten für eine Bepflanzung der Fassade seien das Frühjahr oder der Herbst. „Damit sie ausreichend Licht bekommen, sollten die Kletterkünstler vor allem auf der Süd- und Westseite des Hauses angepflanzt werden“, so Skrypietz. Wichtig sei, regelmäßig zurückzuschneiden, abgestorbene Pflanzenteile zu entfernen und die Triebe falls nötig in die Kletterhilfen einzuflechten. Außerdem müssten Fenster, Fensterläden, Dächer, Fallrohre, Blitzableiter, Markisen und Luftaustrittsöffnungen vom Bewuchs freigehalten werden.
„Am pflegeleichtesten sind sogenannte Selbstklimmer wie Efeu, Kletterhortensie oder Wilder Wein, da sie ohne Kletterhilfen auskommen“ erklärt Skrypietz. Doch die Haftwurzeln oder Haftfüße der Pflanzen könnten auch Schaden am Putz anrichten – besonders, wenn sie wieder entfernt werden sollen. „Eine gute Alternative sind daher Gehölze, die an Kletterhilfen entlang ranken wie Blauregen oder Kletterrosen“, so Skrypietz. „Aber auch dabei sollte man darauf achten, dass die Rankhilfen für die Wand geeignet sind und die Dämmschicht nicht beschädigt wird.“ Alternativen zu Systemen, die in der Wand befestigt werden, könnten vorgehängte Seile sein.
„Haus sanieren – profitieren“
Besonders nach einer Sanierung, wenn die Fassade neu gemacht wurde oder die Außenwände nachträglich gedämmt wurden, biete es sich an, gleichzeitig über eine Bepflanzung nachzudenken. „Wer energetisch saniert und die Fassade danach begrünt, tut gleich doppelt etwas für Umwelt- und Klimaschutz“, sagt Skrypietz. Eine energetische Sanierung lohne sich besonders dann, wenn das Haus vor 1984 gebaut wurde. Wer es genau wissen möchte, kann den kostenlosen Energie-Check der DBU-Klimaschutzkampagne „Haus sanieren – profitieren“ in Anspruch nehmen. Diesen führen geschulte Handwerker, Energieberater und Architekten durch. Dabei nehmen sie vom Dach bis zum Keller alle Bauteile unter die Lupe und bewerten deren Energieeffizienz auf einer Farbskala von Rot bis Grün. Weitere Infos und Energie-Checker in ihrer Nähe finden Hausbesitzer auf der Homepage der Aktion.
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