Fotovoltaikanlage, Solarelemente und Erdwärme
Mit einer umfangreichen energetischen Sanierung ist es dem Wohnungsunternehmen Vivawest gelungen, ein Bottroper Mehrfamilienhaus der 60er-Jahre in ein innovatives Plusenergiehaus mit zeitgemäßer Architektur zu verwandeln. Energetisches und gestalterisches Highlight zugleich ist das vorgehängte Fassadensystem an der Südseite des Gebäudes.
Vivawest ist einer der größten Wohnungsanbieter in Deutschland und bewirtschaftet mehr als 120.000 Wohnungen. Neben der nachhaltigen Bewirtschaftung seines Immobilienportfolios investiert das Unternehmen jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag in seinen Bestand, um den Mietern zeitgemäßen, attraktiven Wohnraum bieten zu können. Dabei werden kreative Lösungen entwickelt, um beispielsweise die Energieeffizienz von Wohngebäuden zu verbessern.
Schlichte Bauweise ohne Dämmung
Das Mehrfamilienhaus am Ostring 124 in Bottrop war ein typischer Bau der 60er-Jahre, eine Zeit, in der im Wohnungsbau auf schlichte Bauweise gesetzt wurde und bei der die Dämmung keine große Rolle spielte. Nach jahrzehntelanger Nutzung ließ das Gebäude sowohl energetisch als auch architektonisch zu wünschen übrig. Eine Modernisierung sollte schließlich das unscheinbare Mehrfamilienhaus in ein modernes Haus mit attraktivem Wohnraum umwandeln. Im Rahmen einer energetischen Sanierung ließ der Eigentümer Vivawest das Bottroper Mehrfamilienhaus mithilfe moderner Baustoffe und innovativer Technik zum sogenannten Plusenergiehaus aufwerten. Für den größtmöglichen Stromertrag wurden sowohl das Dach als auch die Südfassade mit Fotovoltaikmodulen „veredelt“. Nach den erfolgreichen Sanierungsmaßnahmen erzeugt das Gebäude jetzt mehr Energie, als seine Bewohner verbrauchen.
Mit Erdwärme betriebene Wärmepumpe
Um den Wärmebedarf so gering wie möglich zu halten, wurde das Gebäude vom Keller bis zum Dach gedämmt. Dadurch sinkt der Jahresprimärenergiebedarf auf 41 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Dafür genügt eine durch Erdwärme betriebene Wärmepumpe. Ihre Kollektoren sind mit einer Sole gefüllt, die bei niedrigem Druck Wärme aufnimmt und diese bei höheren Temperaturen (und höherem Druck) wieder abgibt. Die Anlage versorgt so die Warmwasserbereitung und eine Fußbodenheizung. Die großflächige Wärmeverteilung von unten sorgt bei den Mietern für warme Füße und somit für mehr Behaglichkeit. Damit ist die gefühlte Temperatur höher als die tatsächliche. Dadurch wird eine niedrigere Raumtemperatur (und damit geringere Heizkosten) ermöglicht als bei konventionellen Heizverfahren mit Heizkörpern. Die integrierte Lüftung reduziert über Wärmerückgewinnung außerdem Lüftungswärmeverluste und sorgt zugleich für ein angenehmes Raumklima.
Eigenes „Kraftwerk“
Dank Fotovoltaikanlagen an der Fassade und auf dem Dach verfügt das Plusenergiehaus in Bottrop über ein eigenes „Kraftwerk“ auf mehr als 205 Quadratmetern Fläche. An der Südseite des Mehrfamilienhauses ist ein vorgehängtes Fassadensystem von Sto installiert. Die mehr als 80 Fotovoltaikpanels (je 1,2 mal 0,6 Meter groß) wurden in die Unterkonstruktion der Giebelfassade eingehängt und liefern mit weiteren zehn Solarelementen in Sonderformaten jährlich zirka 4000 Kilowattstunden Strom.
Alle Paneele bestehen aus einem sehr leichten Solarmodul, das mit einer Dünnschichttechnologie hergestellt wird. Die Module werden auf der Sto-Ventec-Trägerplatte aufgeklebt. Außerdem integriert der Systemaufbau eine effiziente Wärmedämmschicht. Die Fassade gibt dem Mehrfamilienhaus eine unverwechselbare Ansicht. Sie überzeugt durch ihre Multifunktionalität: Sie dämmt, prägt das Gebäude architektonisch und liefert Strom.
Hoher Stromertrag
Die Dachflächen des Satteldachs sind mit dem Architekten-Dachstein Planum der Dachziegelwerke Nelskamp eingedeckt. Auf seiner porenarmen Oberfläche Longlife matt finden Flechten, Moos oder Algen kaum Halt – das Dach bleibt damit lange sauber, wie frisch gedeckt. Pro Dachseite sind je 45 monokristalline Hochleistungs-Fotovoltaikmodule („1-Power“-Anlage mit 270 Wattpeak Leistung von Nelskamp) angebracht. Die Solarelemente erzeugen eine Leistung von insgesamt 24,30 Kilowattpeak und erbringen durchschnittlich einen jährlichen Stromertrag von 18.200 Kilowattstunden. Insgesamt kommt das Gebäude dadurch auf einen Stromertrag von etwa 22.200 Kilowattstunden pro Jahr. Rund 2600 Kilowattstunden pro Jahr hiervon sind Überschuss, da der Endenergieverbrauch nur etwa 19.600 Kilowattstunden pro Jahr beträgt.