In einem aktuellen Hintergrundpapier analysiert die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) Höhe, Struktur und Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in den Bundesländern sowie die daraus resultierenden Treibhausgasemissionen. Insgesamt sind vor allem Mineralölprodukte und die Braunkohlenutzung die größten Faktoren beim Treibhausgasausstoß. Es braucht daher entschiedene Anstrengungen bei der Verkehrswende sowie beim Ersatz alter Ölheizungen durch klimafreundliche Lösungen. Vor allem NRW ist durch seinen hohen Energieverbrauch und den daraus resultierenden hohen Treibhausgasausstoß ein Schlüsselland der Energiewende.
Die deutschen Bundesländer unterscheiden sich stark. Nicht nur Fläche und Einwohnerzahl variieren dabei, sondern auch die Struktur von Wirtschaft und Energieversorgung. Um die Energiewende und die Klimaschutzziele dennoch erfolgreich umzusetzen, braucht es eine Zusammenarbeit aller Regionen. Auf dem Weg zur Energiewende sind die einzelnen Länder bislang sehr unterschiedlich weit vorangekommen. Der Anteil Erneuerbarer Energien am jeweiligen Primärenergieverbrauch (PEV) lag deshalb 2015 zwischen vier und über 40 Prozent. Den höchsten Wert erreichte dabei Mecklenburg-Vorpommern. Das Land im Nordosten Deutschlands lag mit deutlichem Abstand vor Thüringen und Schleswig-Holstein, die Anteile von 24 bzw. 23 Prozent aufwiesen. Den geringsten Wert verzeichnete Berlin, aber auch das Saarland, Hamburg und Nordrhein-Westfalen kommen auf Anteilswerte von weniger als fünf Prozent. Unter den Erneuerbaren dominiert im Regelfall die Bioenergie, lediglich in Schleswig-Holstein hat die Windenergie den größten Anteil. Insgesamt jedoch machen in den meisten Bundesländern weiterhin Mineralölprodukte den größten Teil des Kuchens aus.
„Die Struktur des Energieverbrauchs in Deutschland und den Ländern zeigt, dass es verlässlicher Anreize bedarf, um unser Energiesystem umfassend zu dekarbonisieren“, bewertet Nils Boenigk, kommissarischer Geschäftsführer der AEE, die Zahlen. Die Erneuerbaren-Anteile müssten deutlich wachsen. „Natürlich braucht es dazu auch weiter die flexible und in allen Bereichen einsetzbare Bioenergie. Es muss uns aber auch gelingen, Wind- und Solarstrom als die Technologien mit dem größten Ausbaupotenzial mittels Sektorenkopplung verstärkt für Wärme- und Mobilitätszwecke zu nutzen“, so Boenigk.
Öl und Kohle als Hauptproblem beim Klimaschutz
Nicht nur der Energieverbrauch lässt sich in seiner Struktur aufgliedern, auch die CO₂-Emissionen können auf die Nutzung der einzelnen (fossilen) Energieträger zurückgeführt werden: So resultiert aus der umfangreichen Verwendung von Mineralölprodukten beim PEV auch der größte Anteil der CO₂-Emissionen in den Bundesländern.
Ein Sonderfall sind die Länder, in denen noch größere Braunkohle-Abbaugebiete liegen. In NRW (Zahlen für 2014, keine aktuelleren Daten verfügbar), in Sachsen-Anhalt, in Brandenburg und in Sachsen wurde der jeweilige energiebedingte CO₂-Ausstoß am stärksten durch die Braunkohle geprägt, in Sachsen und Brandenburg sogar zu fast zwei Dritteln. Allein die aus der Braunkohle resultierenden CO₂-Emissionen in NRW waren sogar höher als der jeweils gesamte energiebedingte Treibhausgasausstoß in den anderen Ländern. Auch gemessen an der Einwohnerzahl weist Brandenburg die höchsten energiebedingten CO₂-Emissionen auf, noch vor den stark durch die Steinkohlenutzung geprägten Ländern Saarland und Bremen. „Die Nutzung von Braunkohle zur Stromerzeugung und die Nutzung von Öl für Wärme und Verkehr sind die größten Treibhausgasursachen in Deutschland“, so Boenigk. „Wir müssen jetzt gegensteuern, sonst setzen wir die Zukunft unserer Kinder aufs Spiel.“
Reduktionsentwicklung eingeschlafen oder sogar rückläufig
Insgesamt konnten in Deutschland bereits Erfolge bei der Reduktion von Treibhausgasen verzeichnet werden. Ein genauer Blick auf die Entwicklung zeigt jedoch, dass die größten Reduktionen in den 1990er-Jahren, durch den Zusammenbruch der Industrie in der ehemaligen DDR, und in geringerem Maße noch in der ersten Dekade des aktuellen Jahrhunderts erreicht wurden. Inzwischen sind in einigen Bundesländern die energiebedingten Treibhausgasemissionen sogar wieder gestiegen. Vor allem in Hamburg sorgte die Inbetriebnahme eines neuen Steinkohlekraftwerks für deutliche Emissionssteigerungen. Der CO₂-Ausstoß aus dem PEV liegt hier inzwischen deutlich höher als noch 1990.
Die größten Treibhausgasminderungen wurden indes von Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen erbracht – nicht zuletzt wegen Schließung von Braunkohle-Anlagen beziehungsweise deutliche Effizienzsteigerungen dieser. „Die Braunkohleländer haben schon erheblich zu den bisher erreichten Emissionsreduktionen beigetragen. Das muss anerkannt werden und zeigt gleichzeitig, dass nur mit zeitnahen Einschnitten bei der Braunkohlenutzung der Klimaschutzweg weiter beschritten werden kann“, kommentiert Boenigk die Entwicklungen. „Durch den Ausbau der Erneuerbarer Energien können sich in traditionellen Energieregionen neue wirtschaftliche Chancen ergeben. Dies belegen unzählige Städte und Landkreise tagtäglich.“
Pressemitteilung: Agentur für erneuerbare Energien
Bildquellen: Agentur für erneuerbare Energien