Die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und die ehrgeizigen EU-Ziele für die Mobilitätswende stellen eine enorme Herausforderung dar, der die Ladeinfrastruktur gerecht werden muss. Von der Standortauswahl bis hin zur technischen Komplexität gibt es zahlreiche Faktoren, die die effektive Umsetzung beeinflussen können. Eine mangelhafte Planung in diesen Bereichen kann zu ineffizienter Nutzung, geringerer Sichtbarkeit, längeren Ladezeiten, Netzüberlastung und hohen Kosten führen. Fabian Paul, Co-Gründer und Geschäftsführer von Service4Charger, teilt die fünf größten Herausforderungen bei der Planung von Ladeinfrastruktur – und wie sie zu meistern sind.
- Geringe Stromleistung
Ob Anschlussleistung oder Verfügbarkeit von elektrischer Energie insgesamt – die vorhandene Netzinfrastruktur am gewünschten Standort ist oft nicht ausreichend, um den Strombedarf von Ladesäulen zu decken. Um eine eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit durch überlastete Leitungen, reduzierte Ladeleistung und längere Ladezeiten zu vermeiden, kann ein neuer Netzanschluss oder eine Leistungserhöhung durch den Netzbetreiber die Lösung sein. Alternativ können Akkuspeicher eingesetzt werden, um die Lastspitzen zu puffern und die verfügbare Stromleistung auszugleichen. Ein angepasstes, Lastmanagement, das dynamisch und in Echtzeit den verfügbaren Strom regelt, kann ebenfalls helfen, den Stromverbrauch der Ladesäulen zu optimieren und Engpässe zu vermeiden.Fehlende Leitungen
Eine weitere standortbedingte Hürde können fehlende Leitungen und Wege sein, die für die Nutzung von Ladestationen nötig sind. Hier können Stromschienensysteme – platzsparender als Kabel – Abhilfe schaffen, da sie unabhängig von der vorhandenen Strominfrastruktur installiert werden können und so für mehr Flexibilität bei der Standortwahl sorgen. Dies ist besonders vorteilhaft in Gebieten, in denen eine herkömmliche Stromverteilung schwierig oder kostspielig wäre. Stromschienensysteme bieten darüber hinaus den Vorteil, dass die Ladeinfrastruktur bei Bedarf unkompliziert erweitert werden kann. Durch das Hinzufügen weiterer Schienenabschnitte oder Anschlusspunkte können zusätzliche Ladesäulen einfach und effizient an das System angeschlossen werden. Da der Strom direkt von der Schiene über kurze Leitungswege zu den Ladesäulen fließt, wird zusätzlich der Spannungsfall minimiert und eine stabile Stromversorgung sichergestellt.3. Kurzfristige Planung
Bei der Planung von Ladeinfrastruktur ist langfristiges Denken gefragt. Eine schnelle Installation und Inbetriebnahme ist bei vielen Kund:innen Priorität, das führt jedoch nicht selten dazu, dass spätere Nutzer:innen und ein zukünftig größerer Bedarf nicht mitgedacht werden. Infolgedessen müssen bestehende Stationen wieder zurückgebaut werden, um eine gleichberechtigte Ladeinfrastruktur für alle Stellplatznutzer:innen zu ermöglichen. Diese Mehrkosten, die dadurch entstehen, ließen sich durch eine sorgfältige und vor allem langfristige Planung vermeiden.4. Späte Abstimmung mit Behörden
Auch Probleme bei der Genehmigung und Einhaltung regulatorischer Anforderungen sind ein häufiges Hindernis bei der Planung von Ladeinfrastruktur. Die komplexen Verfahren und Vorschriften können zu zeitraubenden Genehmigungsprozessen, erhöhten Kosten und Unsicherheit führen. Es ist wichtig, frühzeitig mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten, um den Prozess zu beschleunigen und sicherzustellen, dass alle Vorschriften eingehalten werden. Die Kommunikation muss dabei über die zuständigen Elektriker:innen erfolgen. Eine gründliche Vorbereitung und Zusammenarbeit mit Branchenverbänden können helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen und eine reibungslose Implementierung zu ermöglichen.5. Besorgte Gebäudeversicherer durch erhöhte Brandlast
Durch die vielen neuen Kabel und Leitungen, die für die Ladeinfrastruktur nötig sind, steigt die Brandlast am Installationsort. Das ist vor allem in Tiefgaragen ein Problem. Brandlast und Gebäudeversicherungen, die in neuer Ladeinfrastruktur ein hohes Risiko sehen, sind daher eine weitere Hürde, die es bei der Planung zu berücksichtigen gilt. Auch hier kann die Lösung in einem Stromschienensystem liegen. Stromschienen weisen eine deutlich geringere Brandlast auf. Zudem können sie einfach extern freigeschaltet und gesteuert werden, wodurch sie gut an die Brandmeldezentrale (BMZ) des Gebäudes oder mit einem Feuerwehrschalter angebunden werden können.