Wenn für die Heiz- und Warmwasserbereitung im Bestand mehrere Wärmeerzeuger zusammenarbeiten sollen, ist Systemtechnik gefragt. Sind die einzelnen Heiztechnikkomponenten aufeinander abgestimmt, profitiert der Bauherr von einer schnellen Installation und der Anlagenbetreiber von niedrigen Energiekosten.
Ein Beispiel dafür ist das Heizsystem in einem Mehrfamilienhaus im hessischen Marburg. Das vierstöckige Gebäude in der Graf-von-Stauffenberg-Straße wurde technisch aufgerüstet. Im Heizungskeller arbeiten jetzt ein Gas-Brennwertkessel von Buderus und ein Blockheizkraftwerk im System. Das Heizsystem versorgt auch ein nahegelegenes, neu errichtetes Mehrfamilienhaus über eine erdverlegte Nahwärmeleitung mit. Eigentümer der Gebäude ist die Gemeinnützige Wohnungsbau (GeWoBau) in Marburg an der Lahn.
Eine intelligente digitale Regelung trägt dazu bei, dass Heiz- und Warmwasserbereitung sowie Eigenstromerzeugung äußerst effizient ablaufen. Damit Wärmeerzeuger und Abnehmer optimal zusammenarbeiten, wurde ein Strategiepufferspeicher hydraulisch ins Heizsystem integriert: Die unterschiedlichen Wärmeerzeuger sind über das digitale Regelsystem Logamatic 5000 so über einen gemeinsamen Pufferspeicher eingebunden, dass der alternative Wärmeerzeuger ein Maximum an Leistung liefert und der konventionelle Wärmeerzeuger nur zur Spitzenlastabdeckung dient. Diese als „Load Plus“ bezeichnete Regelstrategie ist im Regelsystem integriert.
Gelungene Kooperation
Die Stadtwerke Marburg betreiben die Anlage. Für die Konzeption war das Planungsbüro Beraten und Planen Wagner aus Bischoffen verantwortlich und um die Installation hat sich der SHK-Fachbetrieb Dörr Haus- und Umwelttechnik aus Marburg gekümmert. Buderus brachte seine Systemexpertise mit ein und stellte die Heiz- und Regelungstechnik bereit. Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten rundum zufrieden: Eine zuverlässige Wärme- und Warmwasserbereitstellung für die Bewohner bei niedrigen Energiekosten lassen keine Wünsche offen.
Die neue Heiztechnik des Mehrfamilienhauses mit KfW 55-Standard setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: Ein Buderus Gas-Brennwertkessel Logano plus KB372 mit 150 kW Leistung deckt zuverlässig Lastspitzen bei der Heiz- und Warmwasserbereitung. Der Wärmeerzeuger lässt sich optimal in Heizsysteme mit mehreren Komponenten integrieren. Die Grundlast der Wärmeerzeugung deckt ein Blockheizkraftwerk XRGI von EC Power, das ebenfalls durch Buderus geplant und geliefert wurde. Es erzeugt mit einer thermischen Leistung von 20 kW und einer elektrischen Leistung von 9 kW zugleich Wärme und Strom. Das BHKW ist über die optionale MOD-BUS Schnittstelle direkt mit dem digitalen Regelsystem Logamatic 5000 verbunden. Das Regelsystem steuert die einzelnen Komponenten im System und dient zur Überwachung des Betriebsstatus der Heizungsanlage.
Kompaktes Kraftpaket
Mit dem Gas-Brennwertkessel Logano plus KB372 haben sich die Projektverantwortlichen für einen leistungsstarken und zugleich sehr kompakten Wärmeerzeuger entschieden. „Aufgrund der Platzverhältnisse im Heizungskeller war es wichtig, dass der neue Kessel eine möglichst geringe Stellfläche hat und bei der Wartung gut zugänglich ist“, sagt Denis Schwahn, vom Planungsbüro bup Wagner. Das ist mit dem Logano plus KB372 sichergestellt: Er braucht nur 0,9 Quadratmeter Standfläche. Dank des serviceorientierten Kesseldesigns erreicht der SHK-Fachbetrieb Dörr Haus- und Umwelttechnik alle relevanten Bauteile bei der Wartung sehr gut. Bei der Installation war ein weiterer Punkt von Vorteil, wie Dieter Dörr, Geschäftsführer des SHK-Fachbetriebes erklärt: „Der Abgasanschluss lässt sich beim Logano plus KB372 an die Gegebenheiten vor Ort anpassen und von hinten nach oben umbauen. So haben wir noch mehr Platz gewonnen.“ Schon vor Auslieferung kann der Fachhandwerker entscheiden, wo für unkomplizierte Wartungsarbeiten und die Reinigung des Wärmetauschers die Front- und Seitenteile abnehmbar sein sollen.
Für die Stadtwerke Marburg ist der neue Gas-Brennwertkessel dank sparsamer Betriebsweise gut investiertes Geld: Der moderne Wärmeerzeuger hat einen modulierenden Gas-Vormischbrenner mit einem Modulationsbereich von 1:6 und passt seine Wärmeleistung deshalb immer an den aktuell benötigten Bedarf an. „Auch unter Teillast arbeitet der Logano plus KB372 effizient“, erklärt Thorsten Thierbach, Technischer Berater bei Buderus, „der 30-Prozent-Teillastwirkungsgrad beträgt bis zu 98 Prozent.“
Zuverlässig digital geregelt
Das digitale Regelgerät Logamatic 5313 ist auf dem Gas-Brennwertkessel installiert. Es eignet sich für mittlere und große Kesselanlagen und regelt die Komponenten des Heizsystems. Über die im Regelsystem integrierte Funktion LOAD plus lässt sich durch die modulierende Pumpe ein zentraler Systempufferspeicher intelligent beladen. Das erhöht den Kesselwirkungsgrad durch längere Brennerlaufzeiten und reduzierte Brennerstarts und ermöglicht die Beladung auf die entsprechende Zieltemperatur. Je nach Bedarf wird das Regelsystem mit bis zur vier Funktionsmodulen erweitert, etwa um einen weiteren Heizkreis einzubinden. Im Marburger Mehrfamilienhaus ist das BHKW über das Funktionsmodul AM via MOD BUS einfach in das Gesamtsystem integriert. Über eine Führungsschiene geht die Montage der einsteckbaren Module sicher von der Hand. Der Heizungsfachbetrieb kann das Regelgerät über das Touch-Display intuitiv bedienen: Das Menü zeigt die wichtigsten Informationen wie Kesselkenndaten, Heizkreisdaten, Warmwasserdaten und Unterstationen übersichtlich an. Die hydraulische Darstellung eines Heizkreises wird ebenfalls auf dem Bildschirm angezeigt, alle Heizkreise lassen sich für einen schnellen Überblick zudem individuell benennen.
Die Stadtwerke Marburg behalten die Anlage über das Buderus Fernwirksystem Control Center CommercialPLUS komfortabel übers Internet im Blick. Außer Daten des Gas-Brennwertkessels, des Heizkreises und des Pufferspeichers lassen sich dank Modbus-Integration des BHKWs auch dessen Werte direkt aus dem Buderus Regelsystem auslesen. Wartungs- und Störungsmeldungen werden ebenfalls angezeigt und Anlagentrends aufgezeichnet. So können die Stadtwerke das Heizsystem im laufenden Betrieb optimieren.
Fazit
„Das Heizsystem mit Gas-Brennwerttechnik und Kraft-Wärme-Kopplung erfüllt unsere Erwartungen vollauf“, sagt Thorsten Gerhardt, Abteilungsleiter Wärmekompaktanlagen der Stadtwerke Marburg, „die Energie wird effizient eingesetzt und die Bewohner können sich auch in Spitzenlastzeiten auf eine zuverlässige Wärme- und Warmwasserversorgung verlassen. Das Gesamtsystem passt „wie gemalt“ zu den Anforderungen aller Beteiligten.