Mit der Sanierung das Dachgeschoss komplett ausgebaut
Die Kartause in Xanten ist ein Musterbeispiel für moderne Dachsanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes: Das Dach des rund 370 Jahre alten Klosterbaus erhielt jetzt seine historische Kubatur zurück, denn der Dachziegel H 15 von Nelskamp verleiht dem Objekt seine ursprüngliche Optik. Dank breiter Verschiebefalze verliefen die Eindeckungsarbeiten dabei schnell und problemlos.
Der Turm des ehemaligen Klosters war gesperrt und die Dachziegel beschädigt. „Der Dachstuhl war noch zu retten, die Eindeckung aber nicht mehr“, fasst Dachdecker- und Zimmermeister Dirk Bollwerk die Situation zusammen. Im Zusammenhang mit diesen notwendigen Sanierungsarbeiten wurde gleichzeitig von der Stadt Xanten beschlossen, das Dachgeschoss komplett auszubauen, um zukünftig die oberen Stockwerke als Schulungsräume des Fachseminars für Altenpflege nutzen zu können. Diesen zusätzlichen Platz unter dem Dach schaffen Gauben: Sie wurden als Holzkonstruktion errichtet und außenseitig mit einem Wärmedämm-Verbundsystem versehen. Dachdecker und Baustellenleiter Erhan Dogu plante die neue Gliederung der Dachkonstruktion: „Es ist besonders wichtig, schnell zu klären, ob Dachfenster, Gauben oder Ähnliches neu eingebaut werden sollen. Erst danach kann zum Beispiel die Verklammerung exakt durchdacht und errechnet werden.“
Gegen Windsog sichern nun 1500 Sturmklammern das Dach der Karthause, das eine Neigung von 52 Grad hat. In manchen Teilen, beispielsweise im Umkreis von eineinhalb Metern um die Gauben oder den Turm, wurde im Schema 1:2 verklammert. Das bedeutet, dass jeder zweite Ziegel mit einer Klammer fixiert wurde und entspricht in der Windlastzone 2 den Vorgaben des Regelwerks des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Da sich die Dachziegel des H 15 im Vierziegeleck nicht überlappen, sind spezielle Sturmklammern notwendig, die nicht nur im Seiten-, sondern auch im Kopffalz des Ziegels halten. Dadurch wird ein besserer Verbund in der Dacheindeckung sichergestellt.
Moderne Dachbaustoffe für eine historische Optik
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kartause bis auf den Treppenturm und einem Fassadenteil auf der Rückseite vollkommen zerstört. Dank alter Fotos und Erzählungen wurde sie jetzt wieder originalgetreu aufgebaut. Nur die Gauben kamen neu hinzu. Sie wurden auf die 650 Quadratmeter große Dachfläche, die sich in vier Bereiche gliedern, optimal integriert.
Ursprünglich waren auf dem Dach Hohlziegel verlegt. Jetzt sollten, nach den Vorgaben der Denkmalschutzbehörde, Dachziegel eingedeckt werden, die eine ähnliche Optik haben, aber eine höhere technische Sicherheit und einen besseren Wasserablauf aufweisen. „Für die Eindeckung benötigten wir also einen Ziegel, der nicht nur optisch zum historischen Gebäude passt, sondern auch einfach zu verlegen ist. Der H 15 von Nelskamp erfüllte diese Bedingungen“, so Baustellenleiter Dogu. „Mit seinem Verschiebebereich von rund 20 Millimetern und seiner Wellenform war er bestens geeignet. Hinzu kommt, seine Kopf- und hochliegenden Längsfalze eignen sich ideal für geschwungene Dachflächen.“
Denkmalpflegerische Sanierung
Bei der Sanierung des historischen Gebäudes hatte Dachdecker Dogu auch denkmalpflegerische Aspekte zu beachten. Dazu gehörten Arbeiten, die heute nicht mehr üblich sind: So etwa die Vermörtelung der Ortgangziegel. Hierbei setzten die Dachdecker jeweils den äußeren Ziegel im Ortgangbereich direkt in Mörtel. Diese zeitaufwendige Technik führt die Putzfassade bis unter die Dachziegel. Eine Vermörtelung ist heute nicht mehr üblich, da sie nicht nur viel Zeit benötigt, sondern auch kostenintensiv ist. Gerade bei Hohlfalzziegeln mit ihren hohen Auswölbungen erfordert es viel Fingerspitzengefühl: Der Ziegel muss mit der richtigen Menge an Mörtel gefüllt werden, ansonsten greift er nicht richtig oder rutsch ab. Ebenso erfordert das Anrühren des Mörtels Erfahrung; ist er zu dünnflüssig oder zu zäh, hält der Ziegel nicht. Folgerichtig wird erst mit einer Lage Mörtel vorgeschmiert – nach dessen Aushärtung (ein bis zwei Tage später) mörtelt der Dachdecker nach. Außerdem darf es bei dieser speziellen Arbeit nicht regnen, da Regen den frischen Mörtel sonst verwischt. „Solche historischen Verarbeitungsweisen müssen vorab in Praxislehrgängen erlernt werden“, so Bollwerk. „Bei denkmalgeschützten Gebäuden werden sie immer wieder eingesetzt, da die Vermörtelung der Dachziegel eine tolle und originalgetreue Optik schafft.“
„Bei der Karthause haben wir fast alle Arbeiten selber durchführen können. Angefangen von der Dachentwässerung über Klempnerarbeiten bis zur Eindeckung mit dem H 15“, erklärt Dogu, der sich in der Abendschule auf seine Meisterprüfung vorbereitet. „In keiner Phase hatten wir irgendwelche Probleme. Das ist auch Ergebnis unserer guten planerischen Vorarbeit. Denn je einfacher eine Sache aussieht, desto mehr Arbeit steckt dahinter.“
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