Praktische Lösungen für mehr Barrierefreiheit
Die Musterwohnung präsentiert als Paradebeispiel für barrierefreies Wohnen zahlreiche Lösungen, die zum Teil mit wenig Aufwand umgesetzt werden können und dennoch zu erstaunlichen Ergebnissen führen. Besonders komfortabel ist das barrierefreie Badezimmer eingerichtet. Die bodengleiche Dusche mit den rutschhemmenden Fliesen kann bequem ohne Stolperschwelle betreten werden. Außerdem bietet sie noch ein besonderes Highlight: eine zusätzliche Bodenheizung schafft angenehme Wärme, von Grund auf. Das Bad wird über einen normalen Heizkörper beheizt; die „kleine“ Bodenheizung sorgt für schnelleres Trocknen der Fliesen und insbesondere bei Erdgeschosswohnungen für Bodenwärme.
Ein Hänge-WC bietet Bodenfreiheit und ist bei Bedarf mit einem Toilettenstuhl überfahrbar. Auch beim Waschtisch wurde auf eine barrierefreie Ausführung und Anbringung geachtet, sodass er problemlos mit einem Rollstuhl unterfahrbar ist. Die Badezimmertür öffnet sich zum Flur hin und wird durch einen Knebelverschluss an der Innenseite verriegelt oder im Notfall mit einem Münzschlitz von außen aufgeschlossen.
Weitere barrierefreie Lösungen gibt es in der Küche. Sie verfügt über einige altersgerechte Ausstattungsmerkmale, die das Kochen und Arbeiten erleichtern. Geschirrspüler und Backofen sind hochgesetzt, die Oberschränke und Arbeitsplatten höhenverstellbar und Spüle sowie Herd bei Bedarf mit einem Rollstuhl unterfahrbar.
Ebenso Anklang bei den Besuchern findet die Präsentation kleinerer Hilfsmittel für den Alltag, wie beispielweise eine Griffstange zum Öffnen oder Schließen von Fenstern, Erhöhungen für das Sofa und diverse Küchengegenstände. In der Wohnungstür gibt ein zweiter, niedriger Spion die Sicht auf die davor stehende Person frei. Ein Display an der Wohnungstür zeigt an, ob noch ein Fenster geöffnet ist, was beispielsweise beim Verlassen der Wohnung zusätzliche Kontrolle und damit Sicherheit bietet. Außerdem sind Bewegungssensoren in der Wohnung installiert, die das Licht einschalten, sobald sich jemand bewegt. Das Schlafzimmer der Musterwohnung ist mit einem Pflegebett ausgestattet.
Wichtige Erkenntnisse werden gesammelt
Bisher besuchten einige 1000 Interessenten die Musterwohnung sowie die zahlreichen Veranstaltungen, die dort stattfanden. „In den ersten Jahren war das Interesse der Politik und der Verbände besonders groß“, so Regine Stoerring, Pressereferentin der Dogewo 21. „Durch Einrichtung und Betrieb der Musterwohnung haben wir hier im Unternehmen viel gelernt: So können wir beispielsweise Einrichtungsgegenstände ausprobieren. Von Zeit zu Zeit werden Elemente ausgetauscht und erneuert. In diesem Bereich ist viel Dynamik im Markt. Wir diskutieren mit Fachleuten und befragen unsere Besucher, für wie nützlich oder sinnvoll sie das eine oder andere halten.“ Das Wohnungsunternehmen habe auch gelernt, dass es nicht eine Patentlösung für alles gibt. „Eine Wohnung, in der ein Rollstuhlfahrer gut klarkommt, ist für einen Menschen mit Sehbehinderung vielleicht eine Herausforderung“, erklärt Regine Stoerring.
Auch wenn die Besucherzahlen momentan eher rückläufig sind, würde man diesen Schritt immer wieder gehen. Das Wohnungsunternehmen hat sich mittlerweile als Spezialist in Sachen Wohnen im Alter etabliert und durch die Musterwohnung wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen gewonnen. So hat sich beispielsweise durch all die Gespräche und Diskussionen im Laufe der Jahre erwiesen, dass das barrierefreie Badezimmer in einer altersgerechten Wohnung Dreh- und Angelpunkt ist und auf besonderes Interesse stößt. Aber auch die vielen praktischen, oftmals günstigen, kleinen Hilfsmittel oder Kniffe begeistern die Besucher der Musterwohnung immer wieder, da sie das selbstständige Leben im Alter ohne allzu großen Aufwand erleichtern können.
„Wir wollen mit der barrierefreien Musterwohnung Lösungen präsentieren, wie Menschen mit körperlichen Einschränkungen und bis ins hohe Alter sicher und komfortabel in den eigenen vier Wänden und der vertrauten Umgebung wohnen bleiben können.“
Klaus Graniki Geschäftsführer Dogewo 21
„Bei allem, was wir tun, sind für uns nicht DIN-Vorschriften oder Ähnliches ausschlaggebend. Wir versuchen, Barrieren abzubauen, wo immer möglich. In unserem Bestand können wir oft nur Barrierearmut erreichen, damit helfen wir aber schon sehr“, so Regine Stoerring. Mittlerweile wurden rund 10 Prozent des Bestands barrierearm umgebaut. Sämtliche Umbaumaßnahmen bringen nicht nur ein erhöhtes Maß an Sicherheit für Senioren, sondern auch mehr Komfort für Bewohner jeden Alters.
Alle geeigneten Wohnungen, die neu vermietet werden, sollen barrierefrei oder zumindest barrierearm ausgeführt sein. Voraussetzung dafür ist natürlich eine barrierefreie Erschließung. In der Regel kommen deshalb überwiegend EG-Wohnungen oder Wohnungen in Häusern mit Aufzug infrage. Auf Mieterwunsch werden Badmodernisierungen auch in bewohnten Wohnungen durchgeführt. Allerdings liegt es dem Wohnungsunternehmen fern, die Bestandsgebäude in „Seniorenheime“ umzuwandeln.
„Wir wollen weniger ältere Menschen dazu bringen, in unsere Wohnungen umzuziehen, sondern unseren Mietern mehr das Gefühl geben, dass sie in diesen Wohnungen alt werden können“, erklärt Geschäftsführer Klaus Graniki.
Claudia Närdemann
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