Im modernen Objektbau sind Glasfassaden ein charakteristisches Gestaltungselement. Das Spiel mit Transparenz und Licht erfordert bauphysikalisch gesehen allerdings äußerste Sorgfalt und hohe Fachkompetenz, insbesondere im Structural Glazing. Denn die in den vorgehängten Fassaden verwendeten Kleb- und Dichtstoffe müssen dauerhaft allen klimatischen Belastungen standhalten, um die Gebäudesicherheit zu gewährleisten. Das entscheidende Stichwort dazu lautet Verträglichkeit.
Structural-Glazing-Fassaden – geklebte Ganzglasfassaden ohne sichtbare Unterkonstruktion und mit minimalen Fugenbreiten – gehören mit zu den anspruchsvollsten Bauleistungen. Das feine Zusammenspiel aus Isolierglaselementen, mechanischer Unterkonstruktion, Verklebung und Abdichtung muss optimal aufeinander abgestimmt sein, um den hohen Sicherheitsanforderungen zu genügen. Ein entscheidendes Merkmal hierfür ist die Verträglichkeit der verwendeten Kleb- und Dichtstoffe, und zwar nicht nur untereinander, sondern auch mit allen weiteren Materialien in der Fassade.
Vorsicht bei Diffusionsprozessen
Das gilt sogar bei Materialien, die keinen direkten Kontakt zueinander haben: Ist die Verträglichkeit im gesamten Fassadensystem nicht ausreichend, können Diffusionsprozesse wie beispielsweise Weichmacherwanderungen auftreten und Schäden in der Konstruktion verursachen. Das Material zwischen den unverträglichen Stoffen agiert dabei als Kontaktbrücke, wodurch sich die beteiligten Kleb- und Dichtstoffe verändern können. Optische Beeinträchtigungen sind eher eine harmlose Folge, es können aber auch sehr aufwendige und kostspielige Reparaturen notwendig werden. Ingenieure, Planer und Architekten sollten daher gesteigerten Wert auf die Verträglichkeit aller eingesetzten Materialien legen.
Zu den Materialien gehören die Gläser und der Randverbund der Isolierglaselemente ebenso wie der Silikonklebstoff, mit dem die Elemente mit oder auf die Unterkonstruktion geklebt werden. Ebenfalls beachtet werden müssen die weiteren zum Einsatz kommenden Stoffe wie Hinterfüllschnüre, Spacertapes und Wettersilikone sowie natürlich die Oberflächen der Unterkonstruktion. Auch die Dimensionen der Structural-Glazing-Fuge und der Sekundärversiegelung in den Isolierglaseinheiten müssen gemäß den gesetzlichen Vorgaben für Structural-Glazing-Fassaden berechnet beziehungsweise ausgelegt und ausgeführt werden. Perfekt aufeinander abgestimmte Kleb- und Dichtstoffe aus einer Hand wie beispielsweise beim Hersteller H.B. Fuller-Kömmerling reduzieren das Risiko von Unverträglichkeiten im gesamten System. Hat der Anbieter außerdem die notwendige Expertise, um die Verarbeiter zu schulen und führt er selbst in einem Labor Haftungs- und Verträglichkeitsprüfungen durch, sind wichtige Voraussetzungen bereits erfüllt.
Klebstoffhersteller unterstützt bis zur Zulassung im Einzelfall
Geregelt werden die Anforderungen im Structural Glazing durch die „Leitlinie für die europäische technische Zulassung für geklebte Glaskonstruktionen“ (ETAG 002). Dabei muss der Hersteller des Klebstoffs für sein Material eine eigene europäische technische Zulassung (ETA) vorweisen. Zugelassen sind nach ETAG 002 ausschließlich Silikone, unter anderem aufgrund der exzellenten UV- Beständigkeit. Die nach der Norm zertifizierten Silikone haben ein aufwendiges Testprogramm durchlaufen, das eine Lebensdauer der Structural-Glazing-Klebung von mindestens 25 Jahren zugrunde legt.
Von den vier Typen der Fassadenkonstruktion sind in Deutschland nur Systeme zugelassen, in denen das Eigengewicht abgetragen wird, also Typ I und II. Für Typ III und Typ IV bedarf es einer gesonderten Zulassung wie zum Beispiel einer Zustimmung im Einzelfall. H.B. Fuller-Kömmerling unterstützt seine Kunden bis hin zu den Genehmigungen für Typ IV-Objekte. Neben seinen Produkten für die Primär- und Sekundärversiegelung und dem Warme-Kante-Abstandhaltersystem Ködispace 4SG zum Aufbau des Isolierglasrandverbunds sowie dem SG-Silikonklebstoff Ködiglaze S bietet der Hersteller zahlreiche Dienstleistungen rund um Structural Glazing. Dazu gehören alle relevanten und notwendigen Tests im eigenen Labor, geprüfte Empfehlungen für zertifizierte Materialkombinationen, die Berechnung von Fassadenfugen nach ETAG 002 und Finite-Elemente-Analysen.