Münchner Bürohaus erhält Zertifikat in Gold
Eingebettet in eine üppige Grünanlage, mit Blick auf große Bäume – so arbeiten die Menschen im Bürohaus Arabeska. Für die Bayerische Ärzteversorgung als Bauherrn hat das Architekturbüro H4a Gessert und Randecker (Stuttgart) einen Komplex errichtet, der hohen ökologischen Ansprüchen genügt. Das Gebäude im Münchner Arabellapark wurde von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit einem Zertifikat in Gold ausgezeichnet. Außer zahlreichen haustechnischen Raffinessen tragen auch Betonbeschichtungen von Remmers zur nachhaltigen Bauweise des Projekts bei.
Es ist ein scheinbar widersprüchlicher Wandel, der auf einem Grundstück im Münchner Arabellapark stattgefunden hat: Obwohl dort ein Bürohochhaus abgerissen und durch einen niedrigeren Bau von nur sechs Geschossen ersetzt wurde, können dort jetzt deutlich mehr Menschen arbeiten. Statt rund 16.000 stehen im neuen Arabeska nun 26.000 Quadratmeter Geschossfläche zur Verfügung. Möglich gemacht hat dies ein Entwurf des Architekturbüros H4a Gessert und Randecker.
Bauwerk fügt sich optimal in Umgebung ein
Die Planer nutzten die freien Flächen auf dem Grundstück für eine nachträgliche Verdichtung in flacherer Bauweise. Davon profitiert nicht nur der Bauherr, die Bayerische Ärzteversorgung, sondern auch die Stadt. Denn neben ganz handfesten Vorteilen wie mehr Arbeitsplätzen gibt es auch einen städtebaulichen Gewinn. Von Osten ist der Blick auf das benachbarte, 1981 fertiggestellte Hypo-Hochhaus, das jüngste Denkmal Bayerns, nun nicht mehr verstellt. Das geschützte Bauwerk kann seine Funktion als weithin sichtbares Wahrzeichen für den Stadtteil Arabellapark jetzt noch besser erfüllen. Dieses Viertel aus den 60er- bis 80er-Jahren macht seinem Namen alle Ehre. Verwaltungs-, Hotel- und Wohnbauten sind in üppiges Grün eingebettet, nur wenige, ruhige Straßen ziehen sich durchs Quartier, stattdessen dominiert ein Wegenetz für Fußgänger. Das Arabeska fügt sich hier nahtlos ein: Quer über das Grundstück führt ein öffentlich zugänglicher Weg, und das Gebäude steht inmitten einer aufwendig gestalteten Grünanlage mit altem Baumbestand, ergänzt um neue Blumenbeete und Wasserbassins. Immer wieder weicht der Bau mit elegantem Schwung vorhandenen Bäumen aus. Daraus ergibt sich im Zusammenspiel mit seinen abgerundeten Ecken eine dynamisch fließende Grundrissfigur.
Um die Freiflächen tatsächlich als Grünanlage nutzen zu können, verstecken sich die baurechtlich vorgeschriebenen Autostellplätze in einer dreigeschossigen Tiefgarage unter dem Gebäude. Sie sorgt dafür, dass die Außenanlagen kaum versiegelt sind und den quartierstypischen parkartigen Charakter zeigen. Damit die Mitarbeiter aus den Büros die Aussicht ins Grüne genießen können, sind die Fassaden des Baus großzügig verglast. Unterschiedlich breite, bodentiefe Fenster in unregelmäßigem Wechsel mit hellgrauen Metallpaneelen geben ihm einen lebendigen Rhythmus und lassen ihn trotz seiner stolzen 26.000 Quadratmeter nicht eintönig wirken.
DGNB-Zertifikat in Gold
Die besonders grüne Außenanlage ist nur einer der Gründe, weshalb die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) das Arabeska mit einem Zertifikat in Gold ausgezeichnet hat. Viele weitere Aspekte tragen dazu bei, den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes zu minimieren. So liegt etwa der errechnete Primärenergiebedarf mehr als 50 Prozent unter den derzeitigen gesetzlichen Vorgaben. Erreicht wird dies auch durch eine optimierte Gebäudehülle mit Dreifachverglasung, die Wärmeverluste im Winter drosselt. Um auch Verluste durch das Lüften zu verringern, arbeitet die Klimatechnik mit Wärmerückgewinnung. Die Nutzung von Geothermie trägt ebenfalls dazu bei, den Energieverbrauch zu senken; im Winter wird die natürlich vorhandene Wärme im Untergrund zum Vortemperieren des Gebäudes verwendet. Durch das Zusammenspiel all dieser Komponenten verbleibt nur noch ein geringer Heizbedarf. Er wird mit Fernwärme gedeckt, die einen hohen Anteil regenerativer Energien aufweist. Im Sommer dreht sich das Geothermie- Prinzip um und nutzt die Kühle des Untergrunds. Damit sich an heißen Tagen Temperaturspitzen abfedern lassen, werden zudem die Betondecken der Büros als Speichermasse herangezogen, mit der sich die natürliche Luftkühle der Nacht in den Tag retten lässt.
Ein großer Stromfresser bei Bürobauten ist die Beleuchtung. Deshalb haben die Architekten H4a Gessert und Randecker das Gebäude so entworfen, dass es nur wenige innenliegende Räume aufweist und dass viel natürliches Licht durch die großen Glasflächen einfällt. Eine automatische Steuerung regelt die Lampen abhängig vom Tageslicht. Wenn es draußen anfängt zu dämmern, schalten sie sich zunächst mit geringer Leuchtstärke ein, je dunkler es dann vor den Fenstern wird, desto stärker werden die Lampen allmählich hochgedimmt – beinahe unmerklich für die Mitarbeiter, die sich um nichts zu kümmern brauchen und immer einen optimal beleuchteten Arbeitsplatz vorfinden. Auf diese Weise wird der Strombedarf deutlich reduziert. Zu seiner Deckung trägt Solarenergie bei, die mittels einer Fotovoltaik anlage auf dem Dach erzeugt wird.
Das Flachdach erhielt außerdem eine extensive Begrünung, die das Mikroklima verbessert: Pflanzen filtern die Luft, und das Erdreich speichert Regenwasser, sodass sich die Dachflächen im Sommer weniger stark aufheizen. Ganz nebenbei bieten sie den Menschen im benachbarten Hypo- Hochhaus eine schönere Aussicht als ein klassisches Kiesdach.
Nachhaltigkeitskonzept auch in der Tiefgarage
Ein weiterer wichtiger Baustein des Nachhaltigkeitskonzepts ist die Verwendung umweltverträglicher Baumaterialien. Um das DGNB-Zertifikat zu erlangen, muss für jeden einzelnen eingesetzten Baustoff nachgewiesen werden, dass in Deutschland kein anderes Produkt auf dem Markt ist, das die gleichen Anforderungen erfüllt und dabei die Umwelt weniger belastet. So auch bei den Böden der Tiefgarage und der Einfahrtsrampe. Bei der Beschichtung dieser Bodenflächen besteht die Anforderung darin, den Beton dauerhaft vor dem Eindringen von Chloriden zu schützen. Diese entstehen im Winter durch das im Wasser gelöste Streusalz, das bei der im Beton verbauten Stahlbewehrung die sogenannte Lochfraßkorrosion auslösen kann. Damit Chloride nicht in den Beton gelangen, muss dieser mit einem Oberflächenschutzsystem versehen werden – bei der Tiefgarage des Arabeska ging es dabei immerhin um rund 9000 Quadratmeter Fläche. Die Remmers-Fachplanung übernahm den aufwendigen Nachweis, dass die geplante Beschichtung mit ihren hauseigenen Systemen OS 8 und OS 11b die Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erfüllt. Sie studierte die technischen Merkblätter von allen entsprechenden Betonbeschichtungen, die am Markt verfügbar sind, und überprüfte die Produkte dabei auf deren Materialeigenschaften und Inhaltsstoffe. So konnte sie nachweisen, dass es in Deutschland tatsächlich kein umweltverträglicheres System als das von Remmers gibt.
Die Firma Bauschutz GmbH & Co. KG (Niederlassung Allershausen) führte das Beschichtungssystem aus. Bei den Parkebenen kam das System OS 11b zum Einsatz. Es erfordert eine Schichtdicke von mindestens 4,5 Millimetern, um eine dynamische Rissüberbrückung gewährleisten zu können. Wichtige Bestandteile sind Polyurethan und Quarzsand. Die Flächen erhielten einen grauen Farbton, auf dem sich die weißen Parkplatzmarkierungen genauso gut abzeichnen wie die Pfeile, die Fußgängern den Weg zu den Treppenhäusern weisen. Außerdem bildet das Grau einen neutralen Hintergrund für die vier Treppenhauskerne. Jeder von ihnen trägt eine andere kräftige Farbe, die sich durch alle drei Geschosse der Garage zieht, um die Orientierung zu erleichtern: Leuchtendes Apfelgrün, Aralblau, Zitronengelb und Magenta lassen sich schon von weitem auf den ersten Blick unterscheiden.
Weil die Rampen stärkeren mechanischen Belastungen ausgesetzt sind als die ebenen Flächen, wurden sie mit einem verstärkten Remmers-System OS 8 behandelt. Auf Epoxidharzbasis bildet es eine starrere Beschichtung, die mit einer Dicke von 3 bis 3,5 Millimetern auskommt. Ein grober Granitsplitt als Einstreustoff stellt die nötige Rutschhemmung für Fahrzeuge und Fußgänger sicher. Bei der außenliegenden Einfahrtsrampe ist die Beschichtung in erdigen Tönen wie Beige und Olive ausgeführt, die mit den Bäumen, Beeten und Grasflächen der Freianlagen harmonieren.
Solche Details sind typisch für das Gebäude insgesamt: Stets sind technische Notwendigkeiten mit der Erfüllung gestalterischer Ziele verknüpft, sodass ein in jeder Hinsicht anspruchsvolles Bauwerk entstanden ist. Denn Nachhaltigkeit macht sich bei Gebäuden nicht nur an wirtschaftlichen, technischen und ökologischen, sondern eben auch an ästhetischen Kriterien fest.
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