Von Matthias M. Middel |
Verschiedene Studien wie des Pestel-Instituts Hannover oder der Universität Freiburg ergeben, dass bis 2020 / 2021 mindestens 400.000 bis 494.000 neue Wohnungen pro Jahr gebaut werden müssten, um der herrschenden Wohnungsknappheit entgegenzuwirken. Seit 2009 sind in Deutschland rund 770.000 Wohnungen zu wenig gebaut worden. Hinzu kommt, dass besonders bezahlbare Wohnungen fehlen. Vor dem Hintergrund der Forderungen nach preisgünstigem Wohnungsbau rückt auch die Frage nach der Wahl des idealen Baustoffs in den Fokus.
Beton überzeugt nicht nur durch seine gestalterischen Möglichkeiten, sondern besticht insbesondere durch seine hohe Tragfähigkeit. Diese hohe Tragfähigkeit des Betons, speziell Stahlbeton, ermöglicht äußerst schlanke und somit wirtschaftliche Wände. Bei gleicher Gebäudegrundfläche steht somit mehr Platz für Wohnraum zur Verfügung. Dies ist nicht nur eine sehr wirtschaftliche Lösung, sondern durch den reduzierten Flächenverbrauch auch eine ökologische.
Dünnere Fertigung
In Verbindung mit leistungsfähigen Dämmstoffen können Wandkonstruktionen aus Beton bei gleicher thermischer Leistungsfähigkeit um einige Zentimeter dünner ausgeführt werden als andere Wandkonstruktionen. Das klingt zunächst wenig. Bei einem üblichen Wohngebäude können somit schon einige gewonnene Quadratmeter zusammenkommen. Das ist ein Flächengewinn, der sich natürlich im Ertrag widerspiegelt aber auch kostengünstigeres Wohnen ermöglicht. Dieser Effekt potenziert sich besonders dort, wo momentan der Wohnungsbedarf am größten ist und die Grundstückspreise in die Höhe schießen – in sämtlichen Ballungsgebieten Deutschlands.
In einer betriebswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung lassen sich nicht nur bei Mehrfamilienhäusern enorme Wirtschaftlichkeitsvorteile erzielen. Gerade für Investoren ist das eine maßgebliche Überlegung.
Bei glattgeschalten großformatigen Flächen wie bei Betonfertigteilen kann darüber hinaus auf den Innenputz verzichtet werden. Lediglich die Elementstöße sind zu spachteln. Damit können weitere Kostenvorteile gegenüber anderen Bauweisen generiert werden.
Hohe Tragfähigkeit
Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Vorteil der hohen Tragfähigkeit der Betonkonstruktionen, ist die Realisierung großer Decken-Spannweiten: Neubauwohnungen müssen so konzipiert sein, dass sie möglichst vielen Nutzungsansprüchen genügen und verschiedenen Lebensphasen angepasst werden können – ob konventionelles Wohnen, Wohngemeinschaften oder kleinere Büroeinheiten. Die hohe Tragfähigkeit von Decken und Wänden aus Beton erlaubt große Deckenspannweiten ohne tragende Zwischenwände.
Daher können nicht tragende Trennwände jederzeit ganz nach Wunsch und Lebenssituation entfernt oder versetzt werden – das steigert die langfristige Vermietbarkeit. Die Dauerhaftigkeit, also die Widerstandsfähigkeit eines Bauteils gegenüber Umwelteinwirkungen ist ein weiterer Aspekt, um langfristig kostengünstig zu bauen. Denn nur wenn die Lebenszykluskosten mit in die Gebäudekosten einberechnet werden, kann ein objektiver Vergleich zwischen den einzelnen Bauweisen erfolgen. Die Betonbauweise trägt mit ihrer Dauerhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit dazu bei, dass an den entsprechenden Bauteilen kaum Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Dadurch liegt in der Gesamtbetrachtung der Kostenanteil des Baustoffs Beton bei gerade zehn Prozent der gesamten Lebenszykluskosten.
Die Wahl des Baustoffs ist auf den ersten Blick im Verhältnis zu den Gesamtkosten eines Bauwerks zu vernachlässigen. Erst auf den zweiten Blick, in der Gesamtbetrachtung, auch im Hinblick auf den Flächengewinn, der Dauerhaftigkeit und der flexiblen Nachnutzung zeigt sich das Potenzial von Beton.
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Geschäftsführer InformationsZentrum Beton GmbH
Der 53-jährige Professor (geboren in Hagen) studierte Bauingenieurwesen an der Ruhr-Universität Bochum. Nach seiner Promotion leitete er die Abteilung Baustoffe bei der Bau- und Wasserchemie Dr. Rose GmbH in Bochum. Darauf übernahm er zwei Jahre später die Leitung der Bauberatung Zement Beckum des Bundesverbands der Deutschen Zementindustrie e.V. Im Jahr 2000 wurde er zum Geschäftsführer der Beton-Marketing West GmbH und 2015 zum Geschäftsführer der InformationsZentrum Beton GmbH bestellt. Middel ist Honorarprofessor an der TU Dortmund, arbeitet in zahlreichen Gremien der Industrie und der Normung mit und ist Vorsitzender des Verbandes Deutscher Betoningenieure e.V..[/tab]
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Dieser Beitrag ist zuerst im Standpunkt 2016 erschienen. Den Standpunkt können Sie in unserem » Webshop als PDF-Dokument herunterladen. Oder fragen Sie nach einem gratis Printexemplar – schreiben Sie hierzu bitte eine kurze E-Mail an info(at)verlagsmarketing.de |