Zugänglichkeit für Hubsteiger und Gerüste gewährleisten
Schon bei der Planung einer wandgebundenen Begrünung ist der dauerhafte Erhalt der Anlage durch fachlich ausgeführte Pflege und Wartung zu berücksichtigen. Dazu gehört auch, dass die Zugänglichkeit durch entsprechende Einrichtungen wie Anschlagpunkte für die Seilklettertechnik oder geeignete Aufstellflächen für Hubsteiger, Gerüste oder Ähnliches gewährleistet wird. Stefan Brandhorst beschreibt in diesem Beitrag – der mit freundlicher Genehmigung der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FBB) dem FBB-Jahrbuch Bauwerksbegrünung 2014 entnommen wurde, die Pflege und Wartung von wandgebundenen Begrünungen.
Pflege
Der Pflegeaufwand richtet sich nach der Pflanzenauswahl und dem Anspruch des Kunden. Wie sich in der Gartengestaltung unserer lieben Nachbarn ganze Lebensentwürfe widerspiegeln, so unterschiedlich sind die Ansprüche an die Pflegeleistungen. Sind es die Ansprüche der Kunden, die die Pflegeleistungen in Qualität und Quantität bestimmen? Oder bestimmen das die unterschiedlichen Systeme beziehungsweise Bauweisen? Oder haben die Pflanzen etwa selbst auch Ansprüche an die Pflege? Die meisten Hersteller geben mindestens zwei Pflegegänge im Jahr an. Dies ist auch ausreichend, sofern die Pflanzen im Konkurrenzverhalten verträglich sind. Pflanzen, die andere bedrängen und deshalb im Zaum gehalten werden müssen, erfordern natürlich einen höheren Aufwand. Daher spielt auch die Planung eine wichtige Rolle für den Pflegeaufwand. Werden ausläufertreibende Pflanzen eingesetzt, sollten diese sich auch verbreiten dürfen.
Die wichtigsten Pflegetermine sind im Herbst und im Frühjahr. Abgestorbene, verblühte, störende oder zu lang gewordene Pflanzenteile werden geschnitten und entfernt. Ebenso Fremdaufwuchs. Unkraut kommt in der Vertikalen wenig auf, der typische Fremdaufwuchs besteht aus Weidenröschen und Gräsern. Der Pflegegang im Herbst sollte nicht zu früh ausgeführt werden, da manche Spätblüher bis zum Frost blühen. Viele Farne verlieren erst spät oder gar nicht ihre grünen Wedel. Gräser werden bestenfalls ausgekämmt, da der Grasschopf die Erneuerungsknospe vor Frost schützt. Alle einziehenden Stauden werden geschnitten.
Mit den in der Vertikalen so geliebten und oft verwendeten Heuchera-Hybriden gibt es ein gewisses Pflegeproblem: Diese in der Natur am Gehölzrand angesiedelten Pflanzen schieben ihr Rhizom permanent nach oben, um über die Laubschüttung herauszukommen. Dieses Verhalten führt in der Vertikalen zum Verlust der Kompaktheit. Ein zu starkes Einkürzen vertragen die Pflanzen jedoch nicht. Im Beet teilt man sie beispielsweise alle drei bis vier Jahre mit dem Spaten, oder man schneidet Stecklinge vom Rand für die Vermehrung. Diese Methoden sind in der Vertikalen schwer umzusetzen.
Die Frühjahrspflege sollte erst stattfinden, wenn kein oder kaum Froste mehr zu erwarten sind. Nun werden Verjüngungsschnitte an Gräsern und Halbsträuchern durchgeführt, um die Pflanzen kompakt zu halten. Bei allen immer- und wintergrünen Pflanzen werden die verwelkten oder schlaffen Blätter des alten Jahres ausgezupft oder geschnitten. Kleinere Anlagen lassen sich mit der Leiter oder Gerüstböcken erreichen. Für größere Anlagen ist der Hubsteiger ein wirtschaftliches Hilfsmittel. Schon vor Bau der Anlage ist zu prüfen, ob geeignete, befestigte Aufstellflächen für Hubarbeitsbühnen vorhanden sind. Im öffentlichen Raum sind verkehrsrechtliche Genehmigungen für Teilsperrungen rechtzeitig einzuholen. Die Pflege darf nur von qualifiziertem Personal ausgeführt werden. Neben einer Ausbildung zum Gärtner ist auch der Nachweis über den sicheren Umgang mit Hubarbeitsbühnen erforderlich. Die Bestimmungen der Unfallverhütungsvorschriften sind unbedingt einzuhalten.
Tiere
Viele Tiere besuchen unsere grünen Wände. Das ist aus ökologischer Sicht gerne gesehen, besonders wenn es sich um Nützlinge handelt. Jedoch auch diese können auf den Gärtner überraschend oder sogar störend wirken, gerade wenn er sich in schwindelerregender Höhe befindet.
Pflanzenschutz
Die Bekämpfung von Schadorganismen ist nach den Grundsätzen und den Leitlinien des integrierten Pflanzenschutzes (Richtlinie 2009/128/EG) auszuführen. Integrierter Pflanzenschutz ist die Kombination aller Pflanzenschutzmaßnahmen unter Ausnutzung der natürlichen Begrenzungsfaktoren. Ziel des integrierten Pflanzenschutzes ist es, die Risiken für Mensch und Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Alle chemischen Behandlungsmaßnahmen sind nur als Ergänzung zu den anderen Maßnahmen zu sehen. Sollte es dennoch notwendig werden, chemisch zu behandeln, sind die entsprechenden Schutzmaßnahmen für den Anwender und die Umwelt einzuhalten. Ob es allerdings gut ankommt, mit Ganzkörperschutz und Atemschutzmaske beim Kunden aufzulaufen, ist eine andere Frage. Vorbeugender Pflanzenschutz fängt schon bei der Planung für die richtige Standortwahl und der Auswahl gesunder, resistenter Pflanzen.
Allerdings sind viele beliebte Pflanzen für wandgebundene Begrünungen auch beim Dickmaulrüssler sehr beliebt. Besonders gefährlich sind die Larven, die Schäden an Wurzeln und Wurzelhälsen verursachen. Zum Glück gibt es eine biologische, selektiv wirkende Bekämpfungsmethode: Nematoden greifen nur die Larven an und sind für andere Organismen unschädlich. Die adulte Form kann man auf ökologisch unbedenkliche Weise nur vertreiben.
Düngung
Wandgebundene Begrünungen werden in der Regel mit Flüssigdünger über die technische Anlage gedüngt. Besonders Pflanzen in hypotonischen Systemen sind von einer Versorgung mit Volldüngern abhängig. Bewährt haben sich wasserlösliche Nährsalze als Volldünger plus Spurenelemente (von beispielsweise Peters Excell- oder Professional-Typen), die auf die unterschiedlichen Wasserqualitäten beziehungsweise -härten abgestimmt sind. Bei geschlossenen Kreisläufen ist entsprechend geringer zu düngen und turnusmäßig eine Salzmessung durchzuführen.
Wartung
Bei wandgebundenen Begrünungen sind die Pflanzen von einer technischen Versorgung mit Wasser und Düngung abhängig. Sie hängen sozusagen buchstäblich am Tropf. Insofern spielt die Wartung eine wichtige Rolle und bestimmt in einem höheren Maß die Überprüfungsintervalle als die turnusmäßige Pflege. Die Prüfungsintervalle sollten wie folgt aussehen.
Wöchentlich
- visuelle Kontrolle
Monatlich
- (Vor-)Filter im Vorlaufbehälter reinigen (bei geschlossenen Systemen)
- Technikraum überprüfen auf Leckagen (möglichst während eines Bewässerungsvorgangs)
Saisonale Intervalle (halbjährlich beziehungsweise Frühjahr und Herbst)
l Filter im Bewässerungssystem reinigen
l Filter in der Wasseraufbereitungsanlage reinigen (falls vorhanden)
l Filter in Zisterne reinigen (falls vorhanden)
l Kontrolle aller Fittings und Verschraubungen auf festen Sitz und Dichtigkeit
Arbeiten im Herbst
- „Verwässern“ der Stammlösung beziehungsweise aussetzen der Düngung
- Aktivieren der Einwinterungsautomatik durch Öffnen der Kugelhähne oberhalb der Entleerungsventile und durch Aktivieren der Automatik per stationärem Kompressor
Arbeiten im Frühjahr
- Neues Ansetzen der Stammlösung
- Deaktivieren der Einwinterungsautomatik
Inspektionen
Zusätzlich zur visuellen Überprüfung und zur termingerechten Wahl der Betriebsmodi sollte die gesamte Anlage in Abständen von drei bis fünf Jahren einer Inspektion unterzogen werden. Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich:
- Überprüfen der Funktionsfähigkeit der Magnetventile beziehungsweise Austausch (Magnetventile sind Verschleißteile)
- Überprüfen der Pumpe beziehungsweise Austausch (Pumpen sind Verschleißteile)
- Wartung der Düngedosiereinrichtungen; wassergetriebene Geräte wie zum Beispiel Dosatronic-Geräte müssen regelmäßig gewartet werden, und nach drei Jahren sind vorsorglich sämtliche Dichtungen am Ansaugkolben zu wechseln.
- Öffnen der Tropferleitungen an den Verschlussstopfen; dann die Leitungen durchspülen, um Ablagerungen und Feinanteile aus dem System zu entfernen; alle vorgenommenen Wartungsarbeiten sowie Messungen, Ergebnisse, Mängel und deren Beseitigung sollten in einem Wartungsbuch fortgeschrieben werden.