Erste Beschlüsse, die Stromversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, fielen bereits vor dem Jahr 2000. Die Atomkatastrophe von Fukushima führte 2011 dann dazu, dass die Regierung alles daran setzte, schnellstmöglich aus der Kernenergie auszusteigen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat nun für insgesamt sieben Bereiche überprüft, inwiefern Deutschland bei der Energiewende noch im Zeitplan liegt und andere mit ihr verbundene Voraussetzungen erfüllt.
Dabei zeigt sich: Nur das Ziel, 35 Prozent des Stroms im Jahr 2020 aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen, wird Deutschland laut Studie erfüllen und wohl sogar darüber hinausschießen. „Das ist allerdings nicht nur positiv“, sagt IW-Expertin Esther Chrischilles: „Der Ausbau von Solar- und Windanlagen ist mit hohen Förderkosten verknüpft.“ Die Wirtschaftlichkeit der Energiewende erreicht deshalb aktuell nur 25 von 100 möglichen Punkten – eigentlich hatte die Regierung im Jahr 2011 versprochen, dass die EEG-Umlage bei etwa 3,5 Cent bleiben sollte, 2015 lag sie allerdings schon bei 6,17 Cent.
Auch beim Ausbau der Netze, bei der Energieeffizienz und beim Klimaschutz ist Deutschland noch weit von den selbst gesteckten Zielen entfernt. Zudem hat sich die Wettbewerbsfähigkeit seit dem Jahr 2000 spürbar verschlechtert, weil deutsche Firmen im Vergleich zur europäischen Konkurrenz immer höhere Abgaben zahlen müssen: Ein mittleres Industrieunternehmen zahlte 2000 je Kilowattstunde 0,3 Cent mehr für Strom als der europäische Durchschnitt. 2014 waren es 4,6 Cent mehr.
Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist laut IW auch in puncto Stromverbrauch sehr groß. Verglichen mit 2000 sollte der Stromverbrauch bis 2020 um 4 Prozent sinken, bis heute – also nach 15 von 20 Jahren – müssten bereits 3 Prozent eingespart sein; stattdessen hat der Verbrauch um 3 Prozent zugelegt. „Mit diesen Befunden stellt sich durchaus die Frage, welche Ziele der Energiewende angepasst werden müssen“, sagt Expertin Chrischilles.
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