In Herborn liefern zwei Buderus Gas-Brennwertkessel und ein Blockheizkraftwerk Nahwärme für 240 Wohnungen
In Wohngebieten kann Nahwärme eine interessante Alternative zu herkömmlichen Heizungsanlagen in den einzelnen Gebäuden sein. Die Stadtwerke Herborn haben eine Heizzentrale in Betrieb genommen, die das unter Beweis stellt: Im Heizkraftwerk Mozartstraße im hessischen Herborn versorgen zwei Buderus Gas-Brennwertkessel mit je 1.200 kW Leistung 240 Wohnungen mit Wärme, ein Blockheizkraftwerk liefert Wärme und Strom. Ergänzend zum vor Ort erzeugten Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung erhalten die ans Heizkraftwerk angeschlossenen Haushalte von den Stadtwerken CO2-freien Strom aus Wasserkraft.
Planungsunterstützung vom Systemexperten
Für die Investition in die modernen Wärmeerzeuger innerhalb eines Nahwärmenetzes sprachen gleich mehrere Gründe. So war in den Wohneinheiten der umliegenden Straßen Heiztechnik aus einem Zeitraum von mehr als 30 Jahren verbaut. Entsprechend groß war der Wartungsaufwand der unterschiedlichen Heizanlagen. Auch war die Versorgung mit Ersatzteilen nicht garantiert, weil viele Teile nicht mehr produziert werden. Hinzu kam, dass sich einige der sehr alten Erdgasgeräte im Rahmen der Gasartumstellung nicht hätten auf H-Gas umstellen lassen. Gegen einen direkten Austausch der Geräte sprach wiederum der Platzmangel: Nicht in jedem der Bestandsgebäude ließe sich eine separate Warmwasserzentralheizung installieren. Die für die Wohneinheiten zuständige Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Herborn eG (GBS) beauftragte deshalb die Stadtwerke Herborn, eine Nahwärmeversorgung zu planen und umzusetzen. Planung und Projektierung übernahmen das dort auch ansässige Planungsbüro Rehling Energie-Technik mit Unterstützung des Buderus Projektverkaufs Region Gießen, die Installation übernahm die Horst Zienert GmbH.
Effizientes Brennwert-Duo
Der passende Standort für die Wärmezentrale war schnell gefunden – das Gelände einer vorhandenen Gasdruckregel- und Transformatoranlage bot sich hierfür an. Rund ein Jahr dauerten die Bauarbeiten. Auf dem Grund der GBS wurden außerdem je 1,7 Kilometer Fernwärmerohre und Steuerkabel verlegt. In den Wohngebäuden haben Fachhandwerker die betagten Wärmeerzeuger demontiert und durch Übergabestationen ersetzt, neue Wärme- und Kaltwasserleitungen verlegt sowie Steuerkabel zur Fernabfrage des Verbrauches montiert.
In der ersten Ausbaustufe wurden zwei Gas-Brennwertkessel Logano plus SB745 mit je 1.200 kW Leistung und ein Blockheizkraftwerk Loganova EN240 mit 240 kW elektrischer und 374 kW thermischer Leistung installiert. Die beiden Kessel waren angesichts der Anforderungen die beste Wahl: Die beiden Wärmeerzeuger Logano plus SB745 bringen nicht nur die erforderliche hohe Leistung für kommunale oder gewerbliche Projekte, sondern überzeugen mit ihrer Brennwerttechnik auch durch eine sehr hohe Effizienz. Das gilt auch unter Teillast mit einem Teillastwirkungsgrad von bis zu 98 Prozent. Weil der wasserseitige Widerstand der beiden Kessel sehr niedrig ist, lassen sie sich zudem problemlos in jede Anlage integrieren und – wie in Herborn – beispielweise mit einem Blockheizkraftwerk kombinieren.
„Die Logano plus SB745 sichern die Wärmeversorgung insbesondere in Spitzenlastzeiten, etwa an besonders kalten Tagen oder wenn viele Bewohner zugleich Warmwasser benötigen“, erklärt Thorsten Thierbach, bei Buderus Projektmanager Technischer Systemvertrieb für die Region Gießen. Das Blockheizkraftwerk deckt die Grundlast ab, die Abwärme des Motors erwärmt das Heizwasser. Zwei Pufferspeicher mit je 12.000 Litern Inhalt tragen zu hohen Laufzeiten des BHKWs und damit zu einem effizienteren Betrieb bei geringer Taktung bei. Die Installation durch den SHK-Fachbetrieb Horst Zienert GmbH aus Sinn ging zügig vonstatten. Vorab zur Seite stand Buderus: Thorsten Thierbach hat das Büro Rehling bei der Planung von Hydraulik und Wärmeerzeugern, Helmut Becker, Projektmanager Technischer Systemvertrieb – Regelungstechnik, bei der Projektierung des MEC-Schaltschrankes unterstützt. Das Konzept hat sich bewährt und wird für ein weiteres Heizwerk in Wetzlar übernommen.
Fazit
Die Stadtwerke Herborn haben mit den beiden Gas-Brennwertkesseln und dem Energie- und Speichermanagement auf eine zukunftssichere und effiziente Heiztechnik gesetzt, die im System ihre Stärken ausspielt. Buderus war an der Planung beteiligt, für mögliche Erweiterungen der Heizzentrale ist bereits vorgesorgt: In einer zweiten Stufe lässt sich die Anlage um einen dritten Kessel oder ein zusätzliches BHKW erweitern. Dadurch besteht die Möglichkeit, außer den derzeit angebundenen Wohnungen künftig etwa auch das nahegelegene Schwimmbad mit Strom und Nahwärme zu versorgen.