Die Messe Bau 2017 in München hat erneut Bestmarken gesetzt. Über 250.000 Besucher pilgerten auf die Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme. Ihren Ruf als Architektenmesse konnte sie mit 65.000 Besuchern aus Architektur- und Planungsbüros einmal mehr untermauern. Nicht zuletzt setzt der Tag der Immobilienwirtschaft, zu dem die Verlags-Marketing Stuttgart und der Baka Bundesverband für Altbauerneuerung einluden, ein Ausrufezeichen. Über 1200 Zuhörer und Besucher interessierten sich für die Vorträge und Gesprächsrunden am Mittwoch, 18. Januar in der Halle B0. Ein neuer Rekord.
Leidenschaftliche Diskussionen
Der Tag der Immobilienwirtschaft stand unter dem Motto „Bauen und Wohnen 2050: Jetzt handeln – Zukunft sichern“. Pünktlich um 10.30 Uhr startete der Vortragsreigen auf dem Forum in der Halle B0. Hochkarätige Referenten sprachen die aktuell wichtigen Themen an. Was muss getan werden, um die steigenden Mieten in Ballungsräumen bremsen zu können, wie kann der Bund mit seinem Sanierungsfahrplan Orientierung schaffen, welche Auswirkungen hat das Wanderungsverhalten junger Menschen für die Wohnungssituation in wachsenden Städten? Lösungsansätze, die beispielsweise die Digitalisierung und Industrialisierung der Bauwirtschaft mit sich bringen, wurden ebenso leidenschaftlich diskutiert wie die Ausführungen zum Thema bezahlbares Bauen und Wohnen aus der Sicht eines Wohnungsunternehmens.
Besondere Highlights waren die beiden Gesprächsrunden. Die Mittagsrunde unter der Moderation von Ulrich Zink vom Baka Bundesverband Altbauerneuerung machte deutlich, was und wie jetzt gehandelt werden muss, um den Wohnungsbedarf in Zukunft vernünftig zu sichern. Mit in der Runde waren Lothar Fehn Krestas vom BMUB, Prof. Harald Herrmann vom BBSR, Thomas Kirmayr vom Fraunhofer-Institut und Dr. Alexander Renner vom BMWi.
Wohnungswirtschaft vs. Politik
Am Nachmittag kamen die Vertreter der wichtigen Verbände der Wohnungswirtschaft zu Wort. Andreas Eisele, Präsident des Landesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Bayern, sprach sich in seinem Statement für eine deutliche Zurücknahme staatlicher Vorschriften in Sachen energetischer Gebäudesanierung aus. Auch Xaver Kroner, Verbandsdirektor des VdW Bayern, schloss sich Eiseles Kritik an. Deutschland fehle es in attraktiven, wirtschaftlich starken Regionen an Mietwohnungen, die sich Einkommensschwächere leisten können. Bezahlbarer Mietwohnungsbau hätte in den vergangenen 15 Jahren so gut wie nicht stattgefunden. Und Xaver Kroner legte den Finger auch gleich in die Wunde, weshalb das so sei: Der Kampf gegen den Klimawandel, Energiewende, Artenschutz etc. haben das Bauen und damit das Wohnen deutlich verteuert.
Damit war für die abschließende Gesprächsrunde für genügend Stoff gesorgt. Christian Bruch, BFW Bundesgeschäftsführer und Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin vom GDW Bundesverband vertraten in der Runde die Ansichten und Wünsche von rund 5000 Wohnungsunternehmen. Diese tun sich schwer mit der aktuellen Politik, weil unter anderem Klimaschutz und Bezahlbarkeit des Wohnens besser ausbalanciert werden müssten. Quartierlösungen, die Dekarbonisierung der Wärme- und Warmwassererzeugung sowie Mieterstrommodelle müssen weiterentwickelt werden. Dr. Frank Heidrich, Ministerialdirigent im BMWi und Lothar Fehn Krestas, der kurzfristig für Gunther Adler in die Gesprächsrunde kam, zeigten die Lösungen der Bundesregierung auf. Auch wenn die eine oder andere Baustelle auf der Wegstrecke zu meistern ist, man sei auf dem richtigen Weg.
Ulrich Zink vom Baka Bundesverband hob bei der Diskussion auf die Bedeutung des Gebäudebestands ab. Bei einer weiterhin unter einem Prozentpunkt liegenden Modernisierungsrate wird in den kommenden drei Jahrzehnten nicht wirklich Fortschritt zu erzielen sein. Zink rät zum koordinierten Vorgehen in einer immer komplexer werdenden Welt.
Digitalisierung rückt in den Fokus
Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Dr. Volker Hauff, dem ehemaligen Bundesminister für Forschung und Technologie. Hauff mahnte zur richtigen Einschätzung. Niemand kann heute wissen, was 2050 sein wird. Allerdings sei es wichtig, sich heute Gedanken darüber zu machen, wohin und vor allem wie die Reise in die Zukunft verläuft. Eckpunkte sind nach Ansicht des Politikers die Nachhaltigkeit und fortschreitende Digitalisierung. Wohnen und Mobilität wachsen immer mehr zusammen. Möglich sei auch, dass sich unsere Städte, von Plätzen des Energiekonsums zu Stätten der Energiegewinnung wandeln.
Um 17.30 Uhr ging damit der Tag der Immobilienwirtschaft zu Ende. Die Gespräche und Diskussionen setzten Referenten, Moderatoren und Besucher beim Dämmerschoppen auf dem Baka-Messestand fort.