Gehen Experimente schief, ist man hinterher immer schlauer. Aber wenn ein Experiment gelingt, darf man sich zusätzlich auf die Schultern klopfen und über die tragfähige Basis fürs Weitermachen freuen. Genau dies ist der EBZ Business School (FH) nach dem ersten „KlimaCamp der Wohnungswirtschaft“ vom 25. bis zum 28. Juli 2022 in Bochum nun erlaubt.
80 junge Menschen aus ganz Deutschland waren ins EBZ gekommen, um sich in das Spannungsfeld von Klimaschutz und bezahlbarem Wohnen zu begeben. Unterstützung erhielten sie durch fachlichen Input der EBZ-Experten, Exkursionen – und Diskussionen mit Vertretern der Wohnungswirtschaft einerseits und Scientists bzw. Fridays for Future andererseits.
Im Mittelpunkt des KlimaCamps, finanziert über Stipendien aus der Wohnungswirtschaft, stand ein straffes Programm. Vorträge und ein Workshop vermittelten den jungen Gästen die Grundkenntnisse zur Klimawende im Gebäudesektor. Die Themen reichten von Klimapfaden, Dekarbonisierung und erneuerbarer Energie über klimagerechtes Bauen und Sanieren bis hin zu Mietrecht und Mieterverhalten. Bei einem Planspiel kamen diese Kenntnisse zum Einsatz. Dabei nahmen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Beispiel einer klimaschonenden, entsprechende Kosten und Mieterhöhungen verursachenden Wohngebäudesanierung, die Perspektiven von Mietern, Wohnungsgesellschaften, Nachhaltigkeitsreferenten aus der Immobilienwirtschaft, politischen Vertretern und Klimaschutz-Aktivisten ein.
Der Clou am Planspiel: Am Ende kamen reale Vertreter der jeweiligen Institutionen und diskutierten auf dem Podium die unterschiedlichen Positionen. „Die KlimaCamp-Teilnehmer fanden es super, dass hier die Hürden und Probleme, die sie selbst vorher erlebt hatten, zur Sprache kamen“, so Dr.-Ing. Philip Engelhardt von der EBZ Business School, der gemeinsam mit Joachim Eckert (GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen) das Orga-Team des KlimaCamps leitete. Unter den Podiumsteilnehmern konnte naturgemäß keine Einigkeit hergestellt werden. Aber selbst den kritischsten KlimaCamp-Gästen dürfte klar geworden sein, wie schwierig das Erreichen der Klimaziele 2030/2045 ist, und dass hierfür nicht fehlender Wille seitens der Wohnungsunternehmen verantwortlich ist. Das brachte auch ein junger Teilnehmer auf den Punkt, der kritisch fragte, wer denn überhaupt glaube, dass die Klimaziele erreicht werden können. Helge Ehrhardt (Scientists for Future, Bochum) sowie Puck Knäb und Stefan Roth von Fridays for Future verneinten. Ein Ja gab es dagegen von Andre Juffern (Geschäftsführung Mieterbund NRW), Jonathan Przybylski (Nachhaltigkeitsreferent Vonovia), Lena Weinert (Referentin für Energie, Klima, Digitalisierung und Mobilität VdW RW) und Christian Knibbe (Vorstand GWV Gemeinnütziger Wohnungsverein zu Bochum eG).
Für Aha-Erlebnisse – sogar bei vielen Azubis aus der Immobilienwirtschaft – sorgte der Exkursionstag. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer staunten angesichts der Beispiele für experimentelles und alternatives Wohnen, für innovatives Bauen mit nachhaltigen Baustoffen. Angesteuert wurden das „Variowohnen“ bei der FH Wuppertal sowie die „Utopiastadt“ in Wuppertal, die „Klimaschutzsiedlung Hattingen-Südstadt“ der Hattinger Wohnungsbaugesellschaft eG, der Gemeinnützige Wohnungsverein zu Bochum eG, der Hof Bergmann und die Vonovia-Wasserstoffsiedlung in Bochum.
„Das vielfältige Programm sollte dazu dienen, gemeinsam mit den jungen Menschen den Horizont der Klimawende im Gebäudesektor abzuschreiten“, sagt Klaus Leuchtmann, EBZ-Vorstand und Initiator des KlimaCamps. „Ich denke, wir haben ihnen das Thema Klimaneutralität in der Wohnungswirtschaft mit den Schwierigkeiten und Lösungen gut vermittelt. Einige unserer Gäste hatten die Immobilienwirtschaft zuvor als eine rein profitorientierte Branche gesehen. Wir konnten aber verdeutlichen, dass sie eine hohe gesellschaftliche Verantwortung hat und auch wahrnimmt. Ich fand es sehr ermutigend, wie interessiert und motiviert unsere jungen Gäste waren. Genau diese engagierten, gerne auch kritischen Menschen braucht die Wohnungswirtschaft, möchte sie für sich begeistern und gewinnen. Das KlimaCamp als Modellprojekt hat gezeigt, wie und dass man miteinander in den Dialog treten kann“, so Leuchtmann weiter.
Die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen des KlimaCamps bestätigen diese Einschätzung. „Klimaschutz geht uns alle an. Und das KlimaCamp hat gezeigt, dass dieser Grundgedanke in der Immobilienwirtschaft angekommen ist“, sagte beispielsweise Emma Spieckermann aus dem Bochumer Jugendvorstand der Grünen. Nebenbei erfuhren die jungen Menschen, dass die Branche ein spanender Arbeitgeber für ihr ihre berufliche Zukunft sein könnte, mit Innovationspotenzial und hoher gesellschaftlicher Relevanz.