Notwendigkeit der Wärmewende
Im Wärmesektor fallen über 50 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland an. Allerdings ist dort die Nutzung erneuerbarer Energien noch weit von den stetig steigenden Anteilen im Stromsektor entfernt. Eine „Wärmewende“ ist zur Erreichung der Klimaschutzziele daher zwingend notwendig. Langfristig ist der Einsatz von regenerativ erzeugtem Strom aus Photovoltaik oder Windenergieanlagen im Wärmemarkt unabdingbar.
Dass dieser Entwicklung jedoch noch etliche Herausforderungen, wie zum Beispiel die ungleiche Kostenbelastung von Strom und fossilen Brennstoffen zur Wärmeerzeugung, im Wege stehen, zeigen die auf einer Stakeholder Konsultation vorgestellten aktuellen Ergebnisse des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Forschungsprojekts „Interaktion EE-Strom, Wärme und Verkehr“.
Über dreieinhalb Jahre beschäftigten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fraunhofer-Instituten für Bauphysik IBP und Windenergie und Energiesystemtechnik IWES, der Stiftung Umweltenergierecht in Würzburg und des Instituts für Energie- und Umweltforschung Ifeu (in Heidelberg) mit den steigenden Anteilen fluktuierender erneuerbarer Energien im Strombereich unter Berücksichtigung der europäischen Entwicklung. Im Zentrum der Forschungsarbeit standen dabei folgende Fragen: Welche Schlüsseltechnologien sind für den Wärmesektor die volkswirtschaftlich effizienteste und günstigste Lösung zur Reduzierung der CO2-Emissionen? Welchen Einfluss hat die energetische Sanierung des Gebäudebestands auf den Ausbau des regenerativen Kraftwerkparks? In welchen der Sektoren Strom, Wärme oder Verkehr sollte die begrenzt verfügbare Biomasse eingesetzt werden? Welchen wirtschaftlichen und regulatorischen Hemmnissen stehen diese Schlüsseltechnologien für eine erfolgreiche Energiewende im Wärmesektor entgegen?
Das Fraunhofer IBP beschäftigte sich dabei, aufbauend auf langjährige Expertisen, schwerpunktmäßig mit der datenbasierten energetischen Analyse des Gebäudebestandes und der Vorhersage der möglichen Entwicklung des Wärmebedarfs bis 2050. Daraus entstand eine Modellentwicklung für Gebäudeszenarien sowie Technologiedatenblätter die auch einer Validierung unterzogen wurden.
„Wir wollten vor allem das Flexibilitätspotenzials im Wärme- und Kältesektor in einem fluktuierenden Energiesystem darstellen. Darüber hinaus entwickelten wir eine Bewertungsmethodik für die Wärmeversorgung und einen Systemansatz für die regenerative Energieversorgung“, fasst Dr. Dietrich Schmidt, Abteilungsleiter am Fraunhofer IBP, zusammen.
Die Ergebnisse und Konsequenzen der entwickelten Handlungsempfehlungen ihrer „Roadmap Wärme“ hat das Projektkonsortium in einem Stakeholder- Workshop im Fraunhofer-Forum in Berlin mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Wissenschaft kürzlich zur Diskussion gestellt. Hierbei wurden die zentralen Kernaussagen aller beteiligten Projektpartner zur Ausgestaltung der Interaktion zwischen den Energiesektoren Strom und Wärme in dem Workshop zusammengefasst und präsentiert. So ist die notwendige Steigerung der Energieeffizienz in allen Sektoren zentrales Element der Ausgestaltung der Energiewende.
Als Schlüsseltechnologien für den Ausbau eines zukünftigen Energiesystems wurden darüber hinaus sowohl die Kraft-Wärme-Kopplung, als auch die Wärmepumpe in verschiedenen Leistungsklassen identifiziert. Mit dem verstärkten Einsatz dieser Technologien geht ein notwendiger Ausbau der leitungsgebundenen Wärmeversorgung (Nah- und Fernwärme) einher.
Jörg Bleyhl
Dieser Beitrag wurde im „Standpunkt 2015 – Die Energiewende in der Immobilienwirtschaft“ veröffentlicht. Die Sonderpublikation finden Sie als Download im Shop: » immoclick24.de – Shop