Seit Anfang Oktober werden Dämmstoffe, die mit dem Flammschutzmittel HBCD behandelt wurden, als gefährlicher Abfall eingestuft. Die aktuelle Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) besagt, dass Polystyrol mit mehr als 0,1 Prozent Flammschutzmittel HBCD nun gesondert entsorgt werden muss. Der gefährliche Abfall darf nur noch in Verbrennungsanlagen mit speziellen technischen Voraussetzungen und den entsprechenden Genehmigungen verbrannt werden. Bislang gibt es jedoch kaum Müllverbrennungsanlagen mit einer solchen Zertifizierung.
„Sanierungsstillstand, Kostenexplosionen und Engpässe bei der Entsorgung: Das sind die Folgen der seit Oktober geltenden Regelung für HBCD-haltige Dämmabfälle“, erklärte BFW-Präsident Andreas Ibel Ende November. Ibel präsentierte die Ergebnisse einer Mitgliederumfrage zu den Auswirkungen der Verordnung und resümierte: „Was wir jetzt brauchen, ist die verpflichtende Annahme aller Bauabfälle durch die Entsorgungsunternehmen. Diese müssen zudem ermächtigt werden, HBCD-haltige Dämmstoffe in der entsprechenden Menge zu entsorgen.“ Außerdem müsse nun auch die Industrie mit einer Rücknahmeverpflichtung mit ins Boot geholt werden. „Heute Styropor, morgen Solaranlagen, übermorgen Batterien: Die Investoren und Nutzer dürfen bei der Entsorgung nicht alleine stehengelassen werden“, so Ibel weiter.
Kostensteigerungen von teils über 50 Prozent
In der Verbandsumfrage geben rund 60 Prozent der befragten Unternehmen an, die neue Entsorgungsregelung wirke sich auf geplante Sanierungsmaßnahmen aus. Die Hälfte der befragten Unternehmen hat festgestellt, dass sich dadurch die Kosten für Sanierungen generell erhöht haben. Knapp 60 Prozent gaben an, dass sich die Entsorgungskosten von HBCD-haltigen Dämmstoffen zwischen 10 und 30 Prozent verteuert haben, 16 Prozent stellen Kostensteigerungen von über 50 Prozent fest. Kostentreiber sind die Bereitstellung gesonderter Container auf Baustellen und die zu erbringenden Nachweise zu den Inhaltsstoffen des Dämmmaterials. Dazu kommen höhere Transportkosten: Die wenigen Müllverbrennungsanlagen, die über die nun notwendige Zertifizierung verfügen, haben ihre Annahmekosten deutlich angehoben und sind oft mehrere hundert Kilometer entfernt.
38 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass Entsorgungsbetriebe derzeit generell keine HBCD-haltigen Dämmstoffe annehmen. In diesem Fall bleiben die Unternehmen auf den Dämmabfällen sitzen und müssen die Stoffe in Containern oder anderweitig zwischenlagern. Rund ein Drittel der Unternehmen geht sogar noch weiter und gibt an, dass Sanierungen derzeit nicht durchgeführt werden können beziehungsweise auf unbestimmte Zeit zurückgestellt werden müssen.
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