Im Juni 2015 hat der langjährige Vorsitzende des Vorstands der Sto SE & Co KGaA, Jochen Stotmeister, den Aufsichtsrat der Sto Management SE übernommen. Diese steuert als persönlich haftende Gesellschafterin die Geschicke der Sto SE & Co. KGaA. „Ich wechsle zwar meine Funktion, behalte aber auch weiterhin die Interessen aller Stakeholders im Blick. Das Business as usual geht nahtlos weiter, wenn auch mit anderen Aufgabenverteilungen und Verantwortlichkeiten“, so Stotmeister vor einem Jahr.
Jörg Bleyhl, Chefredakteur und Herausgeber des Modernisierungs-Magazins, und Tobias Kuberski, Online-Redakteur von IMMOCLICK24.de, haben Stotmeister getroffen und mit ihm über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Sto und der Branche gesprochen. Einen Auszug lesen Sie hier – das komplette Interview im Modernisierungs-Magazin, Ausgabe September 2016.
» Herr Stotmeister, Sie sind seit rund einem Jahr Vorsitzender des Aufsichtsrats der Sto Management SE. Was hat sich für Sie mit dem Wechsel von der Geschäftsführung des Unternehmens in den Aufsichtsrat wesentlich verändert?
Als Vorsitzender der Sto Management SE arbeite ich eng mit dem Vorstand der SE & Co. KGaA zusammen. Wir haben einen deckungsgleichen kapitalseitigen Aufsichtsrat in beiden Gesellschaften. Zusammen versuchen wir effizient zu arbeiten. Der Vorstand ist nun mein direkter Ansprechpartner, und ich halte regelmäßig Rücksprache, um über die Geschäftsentwicklung auf dem Laufenden zu bleiben. Als Vorsitzender des Aufsichtsrats versuche ich nun, dem Vorstand einigermaßen freie Bahn zu lassen, und meiner Meinung nach ist mir das sogar besser gelungen, als ich angenommen hatte.
» Wie sind Sie mit der Arbeit Ihrer Nachfolger zufrieden?
Mit meinen Nachfolgern habe ich schon gearbeitet. Wir kennen uns, und trotzdem ist jeder eine eigene Person mit eigenen Vorstellungen. Seit dem Wechsel ist der Vorstand so strukturiert, dass alle gleichberechtigt agieren. So müssen nun alle Themen dezidiert diskutiert werden, damit man zu einer Entscheidung kommt. Ich hatte mehr als 20 Jahre Zeit, mich zu entwickeln, also haben auch meine Nachfolger noch Zeit, sich zu entwickeln.
» Herr Stotmeister, 1988 sind Sie in den von Ihrem Vater Fritz Stotmeister gegründeten Betrieb eingestiegen und bis Mitte 2015 als Vorstandschef tätig gewesen. Welche wichtigen „Meilensteine“ stehen in diesen 27 Jahren Unternehmensgeschichte?
Äußerst wichtig war für uns die Wende 1989. Wenn wir unsere Branche als Gesamtheit betrachten, dann war das ein Geschenk, das uns einen Markt mit riesengroßem Potenzial an Neubau und Renovation eröffnet hat. 1988 lag der Jahresabschluss noch bei zirka 96 Millionen, 2015 waren es 1,2 Milliarden. Die Anzahl der Mitarbeiter ist von 1000 auf 5000 gestiegen. Die Internationalisierung war ein weiterer Meilenstein. Wir sind heute in allen wesentlichen Märkten der Welt präsent und etabliert. Das gab uns die Möglichkeit, uns stetig weiterzuentwickeln. Die Allianz mit der Ispo GmbH im Jahr 2001 war für uns ebenfalls ein wichtiger Schritt. Bedeutend war zudem die Gründung der Sto- Stiftung. Seit 2005 engagiert sie sich in der Ausbildung junger Maler und Stuckateure sowie in der akademischen Ausbildung angehender Architekten. Jährlich können 650.000 Euro in Projekte investiert werden, die ohne diese Unterstützung nicht möglich wären.
» Sie haben mit dem Bau eines neuen Empfangs- und Bürogebäudes in Stühlingen ein klares Bekenntnis zum Standort des Unternehmens formuliert. Worin liegt der Charme der Provinz?
Man kann es „Provinz“ nennen, doch Stühlingen liegt mitten in Europa. Stuttgart ist nicht weit von hier entfernt, dort kann man in 1,5 Stunden sein. In Zürich ist man in einer Stunde. Einen hohen Freizeitwert bietet nicht nur der Schwarzwald, wir haben auch die Schweiz, Frankreich und den Bodensee vor der Haustür. Ein klares Bekenntnis zum Standort Stühlingen haben wir 1990/91 gesetzt, als wir einen Generalbebauungsplan mit den Architekten Stirling und Wilford unter dem Leitgedanken „Bewusst bauen“ verfasst haben. Diesem Anspruch werden wir auch mit unserem Neubau – einem Büro- und Empfangsgebäude im Nullenergiestandard – gerecht. Eines der Gebäude erhielt eine vorgehängte hinterlüftete Fassade mit Fotovoltaikpaneelen, und das andere wurde mit einem Wärmedämm-Verbundsystem, einem Fassadenputz und einer hoch wasserabweisenden Fassadenfarbe gestaltet. Damit zeigen wir, dass sich Architektur mit dem Werkstoff Putz sehr gut in Einklang bringen lässt.
» Beide Gebäude wurden zukunftsweisend nach den strengsten Anforderungen des nachhaltigen Bauens errichtet. Haben Sie damit Leuchtturmprojekte geschaffen, oder eignen sich die Gebäude als Referenz?
Die beiden Gebäude sind eine Entwicklung dessen, was wir schon immer getan haben. Schon in den 90ern haben wir gemäß unseres Mottos „Bewusst bauen“ strategisch Nachhaltigkeitsentwicklung betrieben. Heute sind die formalen Anforderungen auch konkretisiert, mess- und nachweisbar, und sie sind tief in unserem Unternehmen verankert. So wie wir die Gebäude bewusst gebaut haben, handeln wir auch heute und entwickeln uns stetig weiter.
» Welche gesellschaftliche Verantwortung trägt ein Unternehmen wie Sto in Bezug auf die formulierten Ziele der Bundesregierung zum Thema „Bezahlbares Wohnen“?
Das Thema Bezahlbares Wohnen ist nichts Neues. Wir verfolgen seit Jahren mit unseren Partnern den Ansatz, bezahlbare Neubauten und Sanierungsobjekte zu realisieren. Als Systemhersteller möchten wir nicht in den Wettbewerb mit unseren Zielgruppen treten, sondern unsere Partner bei der qualitätsorientierten Verarbeitung unterstützen, sodass ein optimales Preis- Leistungs-Verhältnis entstehen kann.
» Ihr Unternehmen produziert unter anderem Putze, Farben und Wärmedämm- Verbundsysteme (WDVS). Immer wieder sind in jüngster Vergangenheit Vorwürfe an die Hersteller formuliert worden, die die Wirksamkeit, Sicherheit und Umweltverträglichkeit von WDVS infrage stellen. Wie gehen Sie mit den Vorwürfen um?
Wichtig ist uns, dass bei der Diskussion die Fakten richtig dargestellt und Emotionen außen vor gelassen werden. Jede Münze hat zwei Seiten, und so hat jeder Werkstoff zwei Seiten. Er muss so eingesetzt werden, dass das optimale Ergebnis erzielt wird. Alle Sto-Systeme verfügen über eine bauaufsichtliche Zulassung, und das nicht nur in Deutschland. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Bautechnik sowie mit anderen Prüforganisationen war und ist bei der Entwicklung von Wärmedämm- Verbundsystem sehr intensiv. Dabei werden in Verbindung mit WDVS auch Themen wie die Veralgung, Brandgefahr und den für die Produktion benötigten Energiewert diskutiert. Und das ist auch gut so. Andererseits belegen zahlreiche positive Beispiele den Sinn eines organischen WDVS. Franz Untersteller, Landesminister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, hat uns vor einiger Zeit besucht. Er selbst besitzt ein mit einem organischen System gedämmtes Haus und wollte wissen, warum seine Fassade beim Hagelsturm im Landkreis Reutlingen im Jahr 2013 weniger zu Schaden gekommen war als andere Häuser. Wir haben ihm die Zusammenhänge erläutert. Ein organisches System mit einer weniger starren Oberfläche reagiert auf Hageleinschlag anders als ein starres System, das schnell zur Rissbildung neigt. Wir haben mit Franz Untersteller auch über alternative Dämmstoffe diskutiert und kamen wie bei jedem Disput zu diesem Thema zum Ergebnis: Jeder kann frei entscheiden, welchen Dämmstoff er einsetzen möchte, um seinem Gewissen, Geldbeutel und Gebäude gerecht zu werden. Auf jeden Fall sollte ein unabhängiger Fachberater bei der Planung dabei sein und den Bauherren beraten. Auch unsere Verkaufsberater diskutieren mit ihren Kunden, dem Fachhandwerk, gerne über die Vor- und Nachteile einzelner Systeme.
» Werden Ihre Argumente zum Thema WDVS in Berlin wahrgenommen? In welchen Bereichen wünschen Sie sich von der Politik mehr Unterstützung?
Jochen Stotmeister stellte sich diesen und weiteren Fragen. Lesen Sie das komplette Interview im Modernisierungs-Magazin, Ausgabe September 2016.
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