Der Messdienstleister Minol macht Klimaneutralität messbar und zeigt, wie viele Emissionen bei der Wärme- und Warmwasserversorgung entstehen.
Der Gebäudesektor ist der größte Kohlenstoffdioxid Verursacher in Deutschland. Auf ihn entfallen 35 Prozent des Endenergieverbrauches und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen. Gemessen an den Gesamtemissionen in Deutschland (2022 rund 750 Millionen Tonnen) entspricht dies circa 225 Millionen Tonnen CO2. Rund die Hälfte davon, ca. 112 Millionen Tonnen, entfällt wieder um auf den Energieverbrauch im Zusammenhang mit der Nutzung der Gebäude. Der weitaus größte Anteil von ca. 76 Prozent wird für Raumwärme verbraucht. Inklusive Warmwassererzeugung steigt der Anteil auf rund 90 Prozent. Bis 2045 soll der Gebäudebestand klimaneutral werden, das sehen die Ziele der Bundesregierung vor. In der Publikation „Klimaneutraler Gebäude bestand 2050“ des Umweltbundesamtes heißt es dazu: „Bis 2045 wollen wir einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand realisieren. Klimaneutral heißt, dass die Gebäude nur noch einen sehr geringen Energiebedarf aufweisen und der verbleibende Energiebedarf zum überwiegenden Teil durch erneuerbare Energien gedeckt wird.“ Das Ideal sind sogenannte Netto- Null-Energiegebäude, die 100 Prozent des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien vor Ort decken. Bei vielen Gebäuden – gerade auch in Städten – ist dies aufgrund der gegebenen Bedingungen nur schwer realisierbar. Erste Ziele sind deshalb, den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten, möglichst erneuerbare Energien zu nutzen, die Energieeffizienz von Gebäuden zu erhöhen und die entstehenden Emissionen auszugleichen. Gerade die Energie- und Wärmeerzeugung mit fossilen Energieträgern ist besonders emissionsreich und der Einsatz erneuerbarer Energien eine attraktive Alternative. Doch wie viel CO2verursacht eigentlich die Nutzung von Gebäuden?
Klimaneutralität messbar machen
Die Digitalisierung spielt in allen Bereichen eine wichtige Rolle, denn sie liefert unter anderem die Daten zu Energieverbrauch und -erzeugung, macht sie transparent und ermöglicht es, aus den Verbräuchen die jeweiligen CO2-Emissionen abzuleiten. Außerdem werden Verbesserungspotenziale aufgezeigt und der Erfolg der jeweiligen Maßnahmen kann abgebildet werden. Auf diese Weise wird Klimaneutralität messbar und lässt sich beispielsweise in Nachhaltigkeits- und ESG-Be richten abbilden. Welche Menge an CO2-Emissionen ein einzelnes Gebäude verursacht und wie die Emissionen reduziert werden können, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Weil sich der Energieverbrauch eines Gebäudes beziehungsweise seiner Bewohner und Nutzer unterschiedlich zusammensetzt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die CO2-Emissionen zu bestimmen.
Das Musterhaus macht es deutlich
Zur besseren Veranschaulichung haben wir ein „Musterhaus“ erstellt, das ungefähr dem Durchschnitt deutscher Wohnimmobilien hinsichtlich Fläche, Anzahl der Wohneinheiten und Bewohner sowie dem Energie verbrauch entspricht. Es repräsentiert den Mittelwert von über 160.000 Liegenschaften mit rund 1,7 Millionen Wohneinheiten mit ihren Energieverbräuchen im Bereich Wärme und Strom. Die verwendeten Daten sind real und werden jährlich in der Wärmekostenstatistik von Minol veröffentlicht. Wir haben sie mit allgemeinen Daten kombiniert. Die durchschnittliche Größe der Wohnung, die sich zwei Personen teilen, beträgt circa 95 Quadratmeter (Quelle: Statistisches Bundesamt). Die durchschnittliche Anzahl der Wohneinheiten pro Liegenschaft beträgt in unserem Beispiel zehn. So haben wir das Musterhaus auf Basis valider Daten konstruiert (siehe Tabelle).
Betrachtet werden Liegenschaften mit Gas- und Ölheizungen sowie Fernwärmeversorgung. Mit insgesamt circa 88 Prozent machen sie den größten Anteil an den genutzten Energieträgern aus. Das bestätigt auch eine im Mai 2023 veröffentlichte Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zur Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes in Deutschland. Externe Quellen bestätigen die rechts aufgeführten Zahlen zu den durchschnittlichen Pro-Kopf-Energieverbräuchen in Deutschland.
Sie bilden die Situation im Gebäudesektor also recht genau ab. Die Zahlen spiegeln damit den heutigen Status Quo wider.In gewerblich genutzten Immobilien (ohne Produktionsanlagen oder Kühlräume) ist der Verbrauch circa 20 Prozent geringer.
Aufgabenstellung Klimaneutralität
Um die CO2-Emissionen im Gebäudesektor so schnell wie möglich zu reduzieren, steht eine ganze Reihe von Handlungsmöglichkeiten und Lösungen zur Verfügung, die sich ergänzen und Stück für Stück zu mehr Klimaneutralität führen sollen. Von der energetischen Sanierung der Gebäude über innovative und quartiersweise Wärmekonzepte bis hin zur wohnungsweisen Erfassung und Abrechnung der Wärmekosten, digitalen Smart-Building-Lösungen und der Nutzung erneuerbarer Energien. Bis jetzt überwiegt noch immer die Nutzung fossiler Energieträger in Deutschland. Gerade dort setzen die smarten Lösungen an.
Kompensation von Rest-Emissionen
Gar keine Emissionen mehr zu verursachen ist zwar das Ziel, aber ob das überhaupt für alle möglich ist, ist ungewiss. Deshalb spielt auch die Kompensation der Rest-Emissionen eine Rolle. Ohne sie ist Klimaneutralität voraussichtlich nicht zu erreichen. Sehr beliebt sind beispielsweise Aufforstungsprojekte, bei denen CO2-Emissionen durch das Pflanzen von Bäumen kompensiert werden. Dazu ein paar Zahlen, die anschaulich die Dimension verdeutlichen: Ein Baum bindet pro Jahr circa 23 Kilogramm CO2, ein Hektar Waldfläche mit durchschnittlich circa 600 Bäumen bindet rund 13.800 Kilogramm. Angewendet auf unser „Musterhaus“, produziert dieses pro Jahr mit zehn Wohneinheiten rund 37.230 kg CO2. Um diese Menge CO2 zu binden, braucht es circa 2,7 Hektar Waldfläche oder rund 1.619 Bäume. Das bedeutet, es werden etwa 162 Bäume benötigt, um den jährlichen CO2-Ausstoß eines Zwei-Personen-Haushalts zu binden bzw. zu kompensieren. Der Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand ist noch weit und das Ziel noch nicht in Sicht. Aktuell stehen aber bereits viele innovative Lösungen zur Verfügung, die – auch über eine energetische Sanierung hinaus – die deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs und der damit verbundenen CO2-Emissionen ermöglichen. Minol bietet hierfür bereits eine ganze Reihe an Lösungen und begleitet Kunden auf dem Weg zum klimaneutralen Wohnen.
Das „Musterhaus“: Werte aus der Heizperiode 2022/2023 |
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Durchschnittlicher jährlicher Energieverbrauch im 2-Personen-Haushalt |
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Fläche |
Eigenverbrauch |
CO2-Emissionen |
Summe der CO2-Emissionen |
Anzahl Bäume |
|
Ölheizung |
95 m² |
12.450 kWh* |
266 g/kWh |
3.312 kg |
144 |
Erdgasheizung |
95 m² |
12.160 kWh* |
202 g/kWh |
2.456 kg |
107 |
Fernwärme |
95 m² |
10.925 kWh* |
254 g/kWh |
2.775 kg |
121 |
ᴓ für Heizung und Warmwasser |
95 m² |
11.845 kWh* |
241 g/kWh |
2.855 kg |
124 |
Stromverbrauch |
95 m² |
2.000 kWh*** |
434 g/kWh |
868 kg |
38 |
Gesamter Energieverbrauch |
95 m² |
13.845 kWh |
3.723 kg |
162 |
|
Im Musterhaus |
138.450 kWh |
37.230 kg |
1.619 |
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* Quelle: Wärmekostenstatistik Minol Messtechnik 2022/2023 (minol.de/waermekosten-2022) |