Was hat ein historischer Fassadenputz mit einem handgestrickten Pullover gemeinsam? Ganz einfach: Bei beiden ist die Technik seit Jahrhunderten gleich, nur die Materialien haben sich geändert.
Niemand käme heute auf die Idee, statt hochwertiger moderner Garne grob gesponnene und entsetzlich kratzende Schafwolle von früher zu verwenden. Ähnliches gilt auch für den historischen Fassadenputz. Auch da gibt es heute Mischungen, die sich speziell für mittelalterliche Verputztechniken eignen, dabei aber modernen bautechnischen Anforderungen entsprechen. So lassen sich Effekte erzielen, die viel von der Optik und dem Charme früherer Zeiten haben.
Mit einem historischen Fassadenputz lassen sich alte Häuser stilgerecht restaurieren, aber auch bei Neubauten setzen solche Fassaden reizvolle Akzente. Altes Handwerk, neue Materialien: „Die Herausforderung liegt für Hersteller darin, die Zusammensetzung so weiterzuentwickeln, dass der Putz den aktuellen baulichen wie energetischen Standards entspricht und sich für jeden Untergrund eignet“, sagt Heiko Faltenbacher, Leiter Marketing und Communications von Heck Wall Systems.
Als Arbeitsmittel kommen bei historischen Verputztechniken Rutenbesen, Nagelbrett oder Quast zum Einsatz, aber auch Kelle oder Putzkamm. Sie alle dienen dazu, dem Putz in einem abschließenden Arbeitsschritt eine eigene Struktur zu geben. So wird beim Kratzputz die Oberfläche mit einem Nagelbrett aufgeraut. Solche Strukturen sind bei uns schon an Häusern aus dem 14. Jahrhundert zu finden. Beim Altdeutschen Putz wird die oberste Schicht abschließend mit einem Kleisterpinsel verschlämmt. Das Ergebnis ist eine gleichmäßig fein strukturierte Fläche.
Traditionelle Techniken punkten vor allem damit, dass sie eine individuelle Handschrift erkennen lassen. Wie beispielsweise der Besenzugputz, bei dem der Handwerker mit dem Rutenbesen waagrechte und senkrechte Strukturen zieht, drückt, stupft oder schlägt. Je nach Handhabung ergeben sich daraus ganz verschiedene Effekte.Vor allem während der Gründerzeit oder dem Jugendstil war der Besenzugputz beliebt.
Früher gängig war vor allem der Kellenwurfputz. Der Grund: Der Mörtel wird nur in einer Schicht aufgetragen oder besser gesagt mit der Kelle angeworfen. Damit alles gut haftet und eine geschlossene Schicht entsteht, muss jeder Anwurf den vorherigen leicht überdecken. Dabei zählt das Können des Handwerkers, den Putz gleichmäßig aufzubringen. Heute wird beim Kellenwurf trotzdem meist eine Kalk- oder Kalkzementschicht als Grundlage verwendet, damit der grobkörnige Putz in jedem Fall gut haftet – auch wenn der saugende Untergrund die Wirkung der Struktur etwas mindert. „Doch das fällt kaum ins Gewicht“, sagt Heiko Faltenbacher. „Es ist die Handschrift des Handwerkers, die die Struktur entscheidend prägt. Das macht historische Fassadenputze so vielfältig und lebendig.“
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