Die Luft zu trocken, Parkett und Holzeinbauten gefährdet: Automatische Lüftungsanlagen lassen Klimadaten von Neubauten und sanierten Gebäuden plötzlich schlecht aussehen. Im 2016 fertig gestellten Mehrfamilienhaus im Münchner Stadtteil Bogenhausen hat Bauträger H-I-M das Raumklima im Griff: Ein via Telekom Mobilfunk vernetzter Controller misst die Luftfeuchte innen wie außen und steuert die Anlage zur kontrollierten Wohnraumlüftung.
Hervorragend gedämmt und damit praktisch luftdicht: Die Gebäudehülle des Neubaus in München-Bogenhausen erfüllt alle Bestimmungen der Energiesparverordnung (EnEV). Damit bei guter Energiebilanz genug frische Luft zirkuliert, ist in dem Gebäude ein System zur kontrollierten Wohnraumlüftung installiert. Die Anlage berücksichtigt alle gebäudespezifischen Vorgaben und tauscht stündlich mindestens 30 Kubikmeter Luft pro Person, sodass sich keine Feuchtigkeit in den Räumen staut und der CO2-Gehalt in der Luft im empfohlenen Bereich bleibt. Tatsächlich drohte die Luft in den Räumen der fünf Wohnungen konstant viel zu trocken zu sein. „Unsere Erfahrungen haben gezeigt: Eine automatische Lüftungsanlage kann das Raumklima auch stark verschlechtern“, sagt Christian Bock, Projektleiter der H-I-M Villenbau GmbH. „Aber die Fassade eines Hauses luftdurchlässiger zu bauen, ist keine Lösung. So ließe sich die Belüftung zwar verbessern, zugleich verschlechterte sich die Energiebilanz eines Gebäudes jedoch deutlich.“
Maß der Dinge: der Taupunkt
Zu niedrige oder zu hohe Luftfeuchte: ein Dauerproblem in vielen Gebäuden. Aber gegen Schimmel wie auch gegen zu trockene Luft hilft regelmäßiges, gezieltes Lüften: Geöffnete Fenster, manuelle Lüfter oder vollständig automatisierte Systeme tauschen die Luft regelmäßig aus. Lüftungssysteme filtern zusätzlich die Luft, halten sie frei von Pollen und Insekten und temperieren die Raumluft durch Wärmerückgewinnung. Entscheidend für das richtige Lüften ist die so genannte Taupunkt-Temperatur: Sinkt die Temperatur der Luft unter diesen Wert, kondensiert die enthaltene Feuchtigkeit. Was nach komplizierter Physik für ein alltägliches Problem klingt, löst der rkc-4you ganz einfach. Als Steuerung für die Lüftungsanlage misst und rechnet er auf Basis der tatsächlichen Luftfeuchte selbst, wieviel Frischluft gerade am besten ist.
Gemessen statt nur geschätzt
Über Sensoren erfasst der rkc-4you Temperatur und Luftfeuchte innen wie außen und sendet die Daten via Mobilfunknetz der Telekom an die Cloud Server der mmc automation. In Kombination mit den lokalen Wetterdaten und für die jeweilige Jahreszeit typischen Parametern errechnet das smarte Gerät anhand des Taupunktes, wie intensiv gelüftet werden muss. Die automatische Lüftungsanlage arbeitet nur, wenn es wirklich sinnvoll ist. Es gilt: Je kälter es draußen ist, umso trockener muss die Luft in den Räumen sein, um Schimmel und Feuchtigkeitsschäden zu verhindern. Bei sehr hoher Luftfeuchte außen schaltet der Controller die Lüftung beispielsweise ab. Lüften Bewohner manuell über die Fenster, können sie über ein Ampelsystem am Gerät im Vorbeigehen erkennen, ob mal wieder frische Luft nötig ist.
Schäden ausgleichen
Ist ein Gebäude durch falsches Lüften oder schlechte Bausubstanz bereits beschädigt, rechnet und bewertet der Regler individuell: Wie ist das Gebäude gedämmt? Welche Putzart ist an die Wände aufgebracht? Klebt zusätzlich Tapete, die Feuchtigkeit speichert? Lässt sich die Frischluftzufuhr optimal an die individuellen architektonischen und klimatischen Bedingungen anpassen, erholen sich trockene Parkettböden wieder und Schimmel wird gestoppt. Der rkc-4you behält die Situation sogar langfristig im Blick und sagt voraus, wann das Problem behoben sein wird. So ist die Immobilie nachhaltig vor Schäden geschützt. „In Deutschland müssen laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in den nächsten 20 Jahren rund neuneinhalb Millionen Häuser saniert werden“, sagt Conrad Riedesel, Leiter Commercial Management M2M der Telekom Deutschland. „Für jedes ist jetzt ein individuelles Lüftungskonzept verfügbar, um Bausubstanz und Gesundheit langfristig zu schützen.“
Lüftungskonzept ist Pflicht
Entwickelt hat mmc automation die Lösung zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik in München. Die Steuerungs- und Regeltechnik wurde über Monate in den Wohnungen einer Münchner Wohnungsbaugesellschaft ausführlich getestet. Jetzt ist der Controller kompatibel mit allen gängigen Lüftungssystemen und damit auch zum Nachrüsten geeignet. Streng an die Vorgaben hält sich die Lösung auch in punkto Datenschutz: Personenbezogene Daten der Bewohner werden nur mit deren ausdrücklicher Zustimmung eingegeben. Letztlich reicht schon die Postleitzahl, um die passenden lokalen Wetterdaten zu zuordnen. Seine individuellen Raumklimawerte kann allein der Bewohner einsehen. Ist der rkc-4you im Mietshaus installiert, kann der Vermieter in einer separaten Manageransicht die langfristigen, anonymisierten Klimadaten seiner Immobilie überblicken. Schlägt die Lösung Alarm, können Vermieter und Mieter das Lüftungskonzept gemeinsam anpassen, bevor Schäden in der Wohnung entstehen.
rkc-4you lüftet nach Bedarf
In dem Neubau in München-Bogenhausen steuert der rkc-4you die Lüftung: In den Wohnräumen und Bädern messen Sensoren die Luftfeuchte, ein Controller inklusive M2M-SIM-Karte der Telekom ist im Sicherungskasten oder an der Wand in einem Nebenraum jeder Wohnung installiert. Das Klima in den Räumen ist ausgeglichen, die automatische Lüftungsanlage läuft nicht im Dauerbetrieb. In der Weboberfläche sehen die Bewohner nach dem Login, wie gut ein Raum gerade klimatisiert ist. Auf Wunsch informiert der Regler sie auch automatisch per E-Mail.
Die mmc Automation GmbH Die mmc automation mit Sitz in Huglfing, Oberbayern, ist ein mittelständisches Unternehmen, das seit 1994 Steuerungssysteme für den Sondermaschinenbau in der Automobilzuliefererbranche produziert. Zur CeBIT 2016 ist mmc mit einer neuen Lösung gestartet: Das rkc-4you ist ein bisher einzigartiges System zur Kontrolle und Steuerung des Raumklimas in Immobilien. Der Telekom Partner hat die Lösung in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik in sechs Jahren entwickelt und produziert, vertreibt und betreut sie komplett im eigenen Haus. |
Der rkc-4you Der rkc-4you besteht aus dem Klimacontroller sowie zusätzlichen Sensoren, die Luftfeuchte und Temperatur innen wie außen erfassen und speichern. Eine Analysesoftware steuert das automatische Lüftungssystem oder leitet den Nutzer anhand eines Ampelsystems am Controller zum optimalen Lüften an. Im Controller verbaut ist eine SIM-Karte der Telekom. Per SSL-verschlüsseltem Mobilfunk überträgt die Lösung die Messwerte in die Cloud der mmc Automation. Neben den Sensorwerten bezieht sie die lokalen Wetterdaten ein. Der Bewohner überblickt die Messwerte per Login in der Auswertungssoftware. Sie sendet ihm auf Wunsch per E-Mail Alarmmeldungen, falls das Klima dauerhaft zu stark vom Optimum abweicht. Langfristig verbessert der rkc-4you die Energiebilanz eines jeden Gebäudes. Der Wohnraum ist optimal gelüftet, Schimmel und Schäden an der Bausubstanz aufgrund zu hoher oder zu geringer Luftfeuchtigkeit können vermieden werden. Und auch die Heizkosten sinken, da die Räume nur nach tatsächlichem Bedarf gelüftet werden. |