Die Optimierung von Geschäfts- und Produktionsprozessen, bessere Kommunikationsmöglichkeiten und weniger Planungsrisiko – die Chancen, die die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft bietet, sind vielfältig. Das geht auch aus der Digitalisierungsstudie hervor, die die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) Anfang Oktober auf der Expo Real an Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, überreicht hat.
Im Anschluss diskutierten BID-Vorsitzender und BFW-Präsident Andreas Ibel, ZIA-Präsident Andreas Mattner, GDW-Präsident Axel Gedaschko, IVD-Präsident Jürgen Michael Schick und DDIV-Präsident Wolfgang D. Heckeler mit EU-Kommissar Oettinger über die digitale Transformation in zentralen Bereichen der Branche.
Oettinger betonte, dass sich der Digitalisierungsprozess in einer historisch einmaligen Geschwindigkeit vollziehe: „Wir befinden uns mitten in der digitalen Revolution. Die Auswirkungen sind schneller und deutlich spürbarer als zur Zeit Gutenbergs, als dieser die Buchdruckerkunst erfand“, so Oettinger. „Deswegen brauchen wir eine europäische Digitalisierungsstrategie für unsere Industrie und Gesellschaft. Für die Immobilienwirtschaft heißen die Schlagworte daher: Smarte Gebäude in Smart Cities!“
Smarte Gebäude, smarte Kunden, smarte Unternehmen
Auch in der Studie werden „Smarte Gebäude“ neben den Kunden und den Immobilienunternehmen als zentraler Bereich identifiziert, der von der Digitalisierung im Kern verändert wird. So erfüllt das Gebäude von morgen vielseitige Anforderungen, unter anderem als Energiezentrale. Erforderlich für die gewünschte individualisierte Gebäudenutzung sei dabei laut Gutachten aber eine digitale und nachhaltige Bewirtschaftung. „Absehbar ist auch: Smarte Gebäude stehen künftig nie im alleinigen Fokus, sondern müssen immer im Zusammenhang mit smarten Quartieren und der smarten Stadt betrachtet werden“, pflichtete Ibel Oettinger bei. Der Umgang mit dem Kunden von morgen ist laut Studie ein weiter zentraler Bereich, der durch die Digitalisierung grundlegend verändert wird. Dies geht vor allem auf ein anderes Kommunikationsverhalten, neue Service-Ansprüche und die neuen Kommunikationsbedarfe der Kunden zurück.
Der dritte zentrale Bereich ist die Ebene der Immobilienunternehmen: „Diese stehen vor einem tiefgreifenden Wandel, einerseits, um Wettbewerbsvorteile zu sichern, andererseits, um vorhandene Potenziale der Digitalisierung zu erschließen“, erklärt Ibel. „Für die Unternehmen gehen damit sowohl Risiken als auch Chancen einher: Die Digitalisierung bietet ihnen einerseits die Voraussetzung für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, andererseits besteht aber auch die Gefahr, dass bestehende Geschäftsmodelle vom Markt in Frage gestellt werden.“
Transformationsprozesse in den Teilbranchen
Wie in der anschließenden Diskussion der Präsidenten der BID-Verbände mit EU-Kommissar Oettinger deutlich wurde, transformiert die Digitalisierung nicht nur zentrale Bereiche, sondern auch die unterschiedlichen Teilbranchen der Immobilienwirtschaft. Der digitale Veränderungsprozess ist in den Teilbranchen Neubau, Wirtschaftsimmobilien, Wohnungswirtschaft, Marketing, Vertrieb und Verwaltung dabei unterschiedlich weit fortgeschritten.
Trotz unterschiedlicher Schwerpunkte im Digitalisierungsprozess in den Teilbranchen waren sich alle Verbändepräsidenten wie auch EU-Kommissar Oettinger einig: Sektorales Denken ist angesichts der Herausforderungen der Digitalisierung nicht zukunftsfähig. „Die Digitalisierung zwingt alle Teilnehmer zu einem vernetzen Denken und Handeln. Unter dieser Voraussetzung ist allen Teilbranchen die große Chance gemein, durch die digitale Transformation effizienter und effektiver in allen Bereichen und Prozessen zu werden“, resümiert Ibel.
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