Wie viele mittelständische Betriebe sind älter als die Dampfmaschine, der Eiffelturm oder die USA? Siedle aus Furtwangen ist mit 275 Jahren eines der ältesten Familienunternehmen Deutschlands – und durchläuft zugleich einen vielgestaltigen Wandel. Nicht das erste Mal, doch selten so umfassend.
1750 begann Mathäus Siedle auf seinem Bauernhof bei Furtwangen, Teile und Glocken für die seinerzeit prosperierende Uhrenindustrie zu gießen. Heute entwickelt Siedle cloudbasierte IoT-Systeme und geht bei Zukunftsthemen wie Künstlicher Intelligenz (KI) neue Wege. Dazwischen liegen 275 Jahre, geprägt von Innovation und Anpassung an technologische Entwicklungen.
Neue Geschäftsführung, neue Ausrichtung
Der derzeitige Wandel schlug sich bereits in der Führungsnachfolge nieder: Gabriele Siedle zog sich 2023 aus der operativen Leitung zurück, bleibt jedoch als Geschäftsführerin der Holding-Gesellschaft und als Vorständin der Siedle-Familienstiftung dem Unternehmen verbunden. Die Organisationsstruktur besteht aus dem dreiköpfigen Führungsteam Jochen Cura für den kaufmännischen Bereich, Christoph Weber aus dem Bereich Technik sowie Peter Strobel als Geschäftsführer für Markt und Innovation. Dieser Geschäftsbereich wurde geschaffen, um der strategischen Ausrichtung mit verstärktem Fokus auf Kunden und Markt Rechnung zu tragen.
Nicht nur auf schnellen Umsatz setzen
Langfristig bleiben über alle Handelsstufen hinweg diejenigen erfolgreich, die nicht nur auf schnellen Umsatz setzen, sondern ihre Marke durch Innovationen und ein marktgerechtes Portfolio nachhaltig aufbauen und pflegen. Dafür sind Dienstleistungen oder Produkte erforderlich, die den Kunden- und Digitalisierungsanforderungen gerecht werden. Doch was bedeutet heutzutage markt- oder kundengerecht? Das „neue Premium“ ist die Ressource Zeit.
Einfachheit auf allen Ebenen: IoT-Produktfamilie kommt
Um allen Kundengruppen einen Mehrwert zu bieten, ist Einfachheit auf allen Ebenen notwendig. Anlagen und Projekte müssen unkompliziert in der Planung, schnell installiert und in Betrieb genommen werden. Digitale Anwendungen sollten verständlich in der Handhabung sein und Schnittstellen zu anderen Smart-Home-Anwendungen haben, die ohnehin immer näher zusammenwachsen. Zeitersparnis in anderer Form, etwa durch Remote-Zugriff, ist dann der logische nächste Schritt.
Siedle nutzt die Möglichkeiten, die das Internet of Things eröffnet. Auf der „Eltefa“ in Stuttgart konnten die Besucher einen ersten Blick auf die neue IoT-Produktfamilie Siedle IQ werfen, die eben jene Vorgaben der Einfachheit erfüllt: wenige Gerätevarianten, einfache Planung, Inbetriebnahme und Bedienung, cloudbasierte Kommunikations- und Service-Plattform – zu einem sehr attraktiven Preis-Leistungsverhältnis.
Wachsende Bedeutung von Kooperationen
Mittelständische Unternehmen werden die Herausforderungen durch Digitalisierung und Globalisierung ohne kluge Partnerschaften, Kooperationen und stimmige Wertschöpfungsnetzwerke künftig kaum bewältigen können. So unterstützt Siedle beispielsweise das vom Bund geförderte Forschungs- und Entwicklungsprojekt SmartLivingNEXT, oder setzt beim großen Zukunftsthema KI auf eine Kooperation: Siedle startet die Entwicklung eines prototypischen Projekts unter dem Dach der KI-Allianz Baden-Württemberg, stellt sich aber auch in den eigenen Reihen stark auf. Ein eigener KI-Spezialist berät bei der Anwendung und bei der konkreten Auswahl spezifischer Tools.
Neue Wege mit bewährten Stärken
Was stets konstant blieb und in Zukunft konstant bleiben wird, sind die Werte, nach denen Siedle handelt und die das Unternehmen ausmachen. Siedle bleibt ein Familienunternehmen mit dem Anspruch, in Furtwangen einen nachhaltigen Beitrag für die Region zu leisten. Dort generiert der Hersteller mehr als 80 Prozent seiner Wertschöpfung und ist somit eines der wenigen Unternehmen seiner Größe, das sich wirklich „Made in Germany“ auf die Fahnen schreiben darf. Essenziell bleibt ebenso die Verbundenheit zu den Partnern aus Großhandel und Handwerk.
Viele Unternehmen empfinden Transformation als etwas, das stark von außen durch sich verändernde Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Interessant ist jedoch, dass der Wandel in die digitale Welt zwar neue Wege erfordert, Betriebe dabei aber ihren Werten, ihrer Kultur und ihren Leitbildern treu bleiben können und müssen.
Digitale Produkte eröffnen bei Siedle neue Aufgabenfelder, die enorme Anstrengungen erfordern, wie IT-Sicherheit oder Rund-um-die-Uhr-Service. Sicherheit und Service sind jedoch seit jeher die Grundlage des Siedle-Qualitätsbewusstseins. Oder: Digitale Produkte müssen einfach und intuitiv in der Handhabung sein, was als UX/UI-Design bezeichnet wird. Für Siedle ist durchdachtes, kundenorientiertes, systemhaftes Design ohnehin ein führender Aspekt der Produktentwicklung. So führen dieselben Werte zu neuen Anwendungen, und dieselben Unternehmen behaupten sich mit ihren Stärken in neuen Marktumfeldern.