Bundesweite Immobilienmarktanalyse: Großer Sanierungsbedarf aufgrund von mangelhafter Energieeffizienz
Jedes zweite deutsche Haus ist sanierungsbedürftig: Bis 2050 soll laut EU-Gebäuderichtlinie ein emissionsfreier Gebäudebestand erreicht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Mindestnormen für die Gesamtenergieeffizienz festgelegt, die ein schrittweises Verbessern der Gebäude mit der größten Energieverschwendung vorschreiben – so sollten alle Gebäude mindestens die Energieeffizienzklasse D erreichen. Auf dem aktuellen Wohnungsmarkt erreichen jedoch nur 43,24 Prozent diese Standards. Das ergab eine Analyse des Climate-Tech-Unternehmens Purpose Green (www.purpose-green.com). Dabei wurden die aktuellen Immobilienangebote der 30 größten deutschen Städte auf ihre Energieeffizienzklasse, den wesentlichen Energieträger und die genutzte Heizart untersucht.
Ostdeutsche Städte setzen Maßstäbe in der Energieeffizienz
Die 10.683 untersuchten Immobilien offenbaren einen Trend: Ostdeutsche Städte nehmen eine Vorreiterrolle in Sachen Energieeffizienz ein. Dabei führt Leipzig das Ranking an: 71,26 Prozent der Häuser entsprechen der Energieeffizienzklassen A+ bis D. Dicht gefolgt wird die sächsische Metropole von Chemnitz, wo 71,01 Prozent der Immobilien diese Standards erfüllen. Auch in Berlin haben mit 59,80 Prozent mehr als die Hälfte der Häuser einen passablen Energieverbrauch. Im bundesweiten Gesamtdurchschnitt erreichen allerdings nur 43,24 Prozent der untersuchten Angebote die ersten vier Energieeffizienzklassen.
Häuser, die besonders energieeffizient sind, werden in den Energieeffizienzklassen A und A+ eingestuft – das bedeutet, sie haben einen jährlichen Endenergiebedarf von 30 bis 50 kWh/m² bzw. von unter 30 kWh/m². Beim Anteil der Häuser in den beiden Energieeffizienzklassen überholt Chemnitz Leipzig: In Chemnitz werden 40,43 Prozent der Immobilien als A oder A+ eingestuft, in Leipzig 35,15 Prozent.
Nachholbedarf in Norddeutschland und Ruhrgebietsstädten
Im Gegensatz dazu zeigen einige Städte erheblichen Verbesserungsbedarf. In Kiel fallen 82 Prozent der Wohnangebote in die niedrigsten Energieeffizienzklassen E bis H. Ähnlich kritisch ist die Lage in Bochum, wo 80,60 Prozent der Angebote diese schlechte Einstufung aufweisen. Auch Bremen hat mit 74,69 Prozent der Wohnungsangebote in den ineffizientesten Klassen deutliches Optimierungspotenzial.
Nur 43,24 Prozent der Angebote erreichen hohe Energieeffizienzklassen
Mit einem Gesamtdurchschnitt von 56,76 Prozent in den Energieeffizienzklassen E bis H deutet es darauf hin, dass es einen dringenden Sanierungsbedarf in ganz Deutschland gibt. Die Klasse H, die energetisch schlechteste Kategorie, dominiert mit 17,60 Prozent der untersuchten Angebote. Dies bedeutet, dass fast jede fünfte der untersuchten Immobilien den höchsten Energieverbrauch aufweist. Im Gegensatz dazu sind Immobilien der Klasse A und A+, die für eine sehr gute Energieeffizienz stehen, mit nur 16,98 Prozent deutlich unterrepräsentiert.
Gas ist der beliebteste Energieträger
Wie umweltfreundlich eine Immobilie ist, hängt auch von ihrer Hauptenergiequelle ab: Mit einer deutlichen Mehrheit von 50,89 Prozent ist Gas der am häufigsten genutzte Energieträger in den untersuchten Immobilien. Erdgas hat im Vergleich zu Kohle oder Öl einen deutlich geringeren CO₂-Ausstoß und auch die Gewinnung und Verarbeitung ist umweltfreundlicher – trotzdem setzt Gas bei seiner Verbrennung klimaschädliche Gase wie Kohlendioxid frei. An zweiter Stelle des Rankings, wenn auch mit deutlichem Abstand, folgen die nachhaltigeren Luft-, Wasser- und Wärmepumpen, die in 17,39 Prozent der angebotenen Immobilien installiert sind. Dicht dahinter, mit 13,59 Prozent, reiht sich Öl als Energieträger ein.
Dringender Handlungsbedarf im Gebäudesektor
Oki Memba, Mitgründer von Purpose Green, betont: „Dass über 56 Prozent der untersuchten Immobilienangebote in den niedrigsten Energieeffizienzklassen liegen, unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf im Gebäudesektor. Besonders besorgniserregend ist, dass fast jede fünfte untersuchte Immobilie in die schlechteste Kategorie fällt. Schon 2020 war der Gebäudesektor der Einzige, der sein Ziel gemäß dem Klimaschutzgesetz verfehlt hat. Bisher werden viel zu wenige Gebäude energetisch saniert, was unter anderem daran liegt, dass der Gesetzgeber bislang keine klaren Vorgaben gemacht hat, welche Maßnahmen in welcher Form und bis wann umgesetzt werden müssen. Wenn die Sanierungsrate nicht bald rasant ansteigt, werden wir die Klimaneutralität bis 2045 nicht erreichen können.”