Positiv: Der Markt für Bauwerkserhaltung ist auch in den aktuell herausfordernden Zeiten der Bauwirtschaft stabil
Die Stimmung war optimistisch. Von angeschlagener Baukonjunktur keine Spur. „Auch in den aktuell schwierigen Zeiten der Bauwirtschaft ist der Markt für die Bauwerkserhaltung stabil“, so die allgemeine Botschaft. Rund 262 (205 TN + 57 Aussteller) Teilnehmer waren zur 34. Informationsveranstaltung der Landesgütegemeinschaft Erhaltung von Bauwerken Hessen – Thüringen e.V. (LGGHuT) gekommen. Die Veranstaltung wurde von der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. (BGIB) als 22. BETON-INSTA 2024 geführt und unterstützt. Im Publikum waren Vertreter öffentlicher und privater Auftraggeber, von Wohnungsbaugesellschaften, Energieversorgern, Ingenieur- und Architektenbüros, Sachverständige sowie Mitarbeiter aus Unternehmen der Bauwirtschaft und von Produktherstellern. Mit fünf Referaten, davon drei zu unterschiedlichen Bereichen der Instandsetzung, einem Vortrag zur Fremdüberwachung als Instrument zur Qualitätssicherung sowie einem juristischen Thema wurde ihnen ein ebenso spannendes wie breit gefächertes Themenspektrum präsentiert. Eine begleitende Fachausstellung von Produktherstellern und Verarbeitern bot den Teilnehmern außerdem die Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen der Betoninstandsetzung zu informieren.
„Es ist mir eine große Freude, Sie zur 34. Informationsveranstaltung der LGGHuT und zur 22. BETON-INSTA willkommen heißen zu können, die sich über die Jahre hinweg zu einem wichtigen Treffpunkt der Branche entwickelt hat“, begrüßte Christoph Störger, Vorsitzender der Landesgütegemeinschaft Erhaltung von Bauwerken Hessen – Thüringen e.V. (LGGHuT) die Teilnehmer. „Der Schutz und die Instandsetzung von Betonbauwerken gehören zu den herausforderndsten Aufgaben im Bauwesen“, so Störger weiter. „Werden Schäden zu spät erkannt oder falsche Maßnahmen ergriffen, entstehen häufig erhebliche Kosten, die sich jedoch vermeiden lassen, wenn frühzeitig die richtigen Maßnahmen zum Erhalt der Bausubstanz getroffen werden“, weiß der Spezialist. Er zeigt sich überzeugt, dass die präventiven Ansätze verantwortlich dafür sind, dass der Markt für Bauwerkserhaltung auch in den aktuell herausfordernden Zeiten der Bauwirtschaft stabil ist. „Betoninstandsetzung und Bauwerkserhaltung sind komplexe und anspruchsvolle Aufgabenbereiche, die technisches Wissen und langjährige Erfahrung verlangen“, betont Christoph Störger. Es sei jedoch ebenso entscheidend für einen erfolgreichen Projektverlauf, die Aufgaben aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und die Perspektive des anderen zu verstehen. „Im Dialog und in der Zusammenarbeit liegt die Lösung,“ ist Störger überzeugt.
„Diese Veranstaltung bietet eine wertvolle Plattform für den Austausch und spiegelt die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen unserer Branche wider“, unterstreicht auch Marco Götze, Vorstandsvorsitzender der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. (ib) die Wichtigkeit des Spezialistentreffs. Angesichts des fortschreitenden Alters der deutschen Infrastruktur und insbesondere der Brückenbauwerke wird die Bedeutung der Betoninstandsetzung immer deutlicher. Die Branche rückt zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Erst jüngst verschaffte eine Pressemitteilung zu Deutschlands marodesten Autobahnbrücken dem Verband sowie der Branche eine noch nie dagewesene Aufmerksamkeit. „Die Politik erkennt den Bedarf an notwendigen Investitionen und stellt neue Mittel dafür bereit“, hebt Marco Götze hervor. Einen weiteren Schwerpunkt sieht Götze in der Nachhaltigkeit: „Neben dem Erhalt der Bausubstanz müssen wir sie an künftige Anforderungen anpassen.“
Das Programm der Veranstaltung wurde der Breite der Anforderungen gerecht. Daniel Oberhänsli, suicorr Deutschland GmbH, Singen, berichtete am Beispiel der in der Zentralschweiz gelegenen Achereggbrücke über die dauerhafte und prüfbare Instandsetzung von Gerbergelenken durch den Einsatz von KKS (kathodischer Korrosionsschutz). Nach dem Ende der Maßnahme und zweimonatiger Betriebsdauer konnte dabei folgendes Fazit gezogen werden: Das eingebaute Monitoringsystem bestätigte die Wirksamkeit der KKS-Anlage. Die nach Norm geforderten Schutzkriterien konnten erreicht werden. Eine KKS-Anlage kann auch unter den bei diesem Projekt vorliegenden stark erschwerten Bedingungen eingebaut werden. „Der KKS“, resümierte Daniel Oberhänsli, „war im vorliegenden Fall eine Alternative gegenüber der konventionellen Instandsetzung.“
Über den „Wiederaufbau der Ahrbrücken“ auf Basis der im Rahmen der Aufarbeitung der Flutkatastrophe an der Ahr gewonnenen Erkenntnisse berichtete Andreas Jackmuth, Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, Geschäftsbereich Planung/Bau, Fachgruppenleiter Konstruktiver Ingenieurbau, Koblenz. Klar wurde dabei, dass die neuen Ahrbrücken nicht nur besonderen technischen, sondern auch besonderen kulturellen Anforderungen genügen müssen. Da eine Rekonstruktion der historischen Natursteingewölbebrücken ausschied, musste ein neuer Brückentypus kreiert werden. Als vielversprechender Ansatz wird hier der Typus einer schlanken, betont strömungsbegünstigten Formensprache verfolgt.
Die elektrochemische Chloridextraktion von Stahlbeton im großflächigen Einsatz und neue Entwicklungen stellte Armin Faulhaber, instakorr GmbH, Schaafheim, am Beispiel des Münchener Gebäudekomplexes Mediaworks an der Rosenheimer Straße vor. Nach zwei dreiwöchigen Extraktionszyklen des Gebäudes konnten an 98 Prozent der Flächen eine Reduktion der Chloridkonzentration auf Werte unter 0,4 M%-bez. Zementgehalt auf Bewehrungslage erreicht werden.
„Die Fremdüberwachung aus Sicht des Prüf- und Überwachungsbeauftragten – ein Instrument zur Qualitätssicherung“ stellte Dr. Thomas Altenburg IBQ, Ingenieurgesellschaft für Baustoffprüfung und Qualitätssicherung mbH, Eichenau, vor. Tipps und sicherlich wertvolle Hinweise über die Rechte und Pflichten des Auftragnehmers im Rahmen einer Kündigung bei Mängeln erhielten die Teilnehmer von RA Dr. Maximilian R. Jahn, Jahn Hettler Rechtsanwälte PartG mbB, Frankfurt am Main.