Nach seiner energetischen Sanierung soll ein Mehrfamilienhaus in Bern aus den 50er-Jahren innerhalb eines Jahres mehr Energie in Form von Strom und Wärme produzieren als die Bewohner benötigen. Dabei spielt neben einer effizienten Dämmung, Fotovoltaik- und solarthermischen Anlagen sowie einer Wärmepumpe auch die neu installierte Komfortlüftung eine große Rolle.
Fotovoltaik- und solarthermische Anlage plus Wärmerückgewinnung
Im Weissenstein-Quartier, dessen Mehrfamilienhäuser zwischen 1941 und 1962 entstanden sind, hat das Planungsbüro Quadrat AG das erste Plusenergiehaus in Bern realisiert. Das Gebäude mit den zwei Vollgeschossen wurde im Jahr 1959 erbaut. Ursprünglich waren 18 Einzimmerwohnungen und eine Zweizimmerwohnung in dem Mehrfamilienhaus mit Satteldach untergebracht.
„Mit diesem Objekt hatten wir die Chance, an zentraler, aber ruhiger Lage ein Wohnhaus zu sanieren, in dem wir Architektur, Ökologie und heutige Wohnbedürfnisse vereinten“, sagt Dan Hodler, Gründer und Inhaber der Quadrat AG. Innerhalb von rund zehn Monaten wurde das Mehrfamilienhaus komplett saniert, und aus den einst kleinen Wohneinheiten entstanden fünf Familienwohnungen zu je 120 Quadratmeter und zwei Attikawohnungen zu je 100 Quadratmeter. Durch das Zusammenspiel der energietechnischen Maßnahmen gehört das sanierte Gebäude laut den Daten des kantonalen Gebäudeprogramms sowie des Energie-Clusters zu Plusenergiebauten in der Schweiz.
Haustechnik
Damit das sanierte Wohnhaus zu einem energetisch vorbildlichen Mehrfamilienhaus werden konnte, wurde das Satteldach durch das Attikageschoss mit Flachdach ersetzt, das Platz bietet für eine Fotovoltaik- und solarthermische Anlage. „Das nun um 15 Prozent größere Haus benötigt noch ein Drittel des Wärmebedarfs des ursprünglichen Gebäudes“, sagt Moritz Eggen, Projektleiter der Weber Energie und Bauphysik in Bern und verantwortlich für das Energiekonzept des Umbaus. Laut den Berechnungen kann am Ende vom Jahr ein Stromüberschuss von 7 Prozent erzielt werden. Dieser Überschuss von 4700 Kilowattstunden reicht aus, um den jährlichen Stromverbrauch eines durchschnittlichen Einfamilienhauses abzudecken.
Lüftungstechnik
Bevor sich die Quadrat AG für ein Lüftungssystem entscheiden konnte, wurden zunächst die gängigen Systeme mit Wärmerückgewinnung unter die Lupe genommen. Eine hohe Effizienz bei gleichzeitig moderaten Investitionskosten waren die wichtigsten Auswahlkriterien, zumal bei Plusenergiehäusern jede verschwendete Kilowattstunde schmerzlich zu Buche schlägt. Zudem sollte die Lüftungsanlage nicht viel Platz verbrauchen und den Montageaufwand in Grenzen halten. Da diese Eigenschaften von der dezentralen Lüftung erfüllt werden, konnte das Bewerberfeld deutlich eingegrenzt werden.
Dass die Wahl schließlich zugunsten der Produkte der Firma Lunos ausfiel, lag nicht nur an den guten Leistungsdaten. Ein Mitarbeiter der Quadrat AG konnte im Vorfeld die Geräte sogar im Alltag testen. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Wärmespeichertechnik von Lunos wurden für Bäder und WCs Ego-Lüfter ausgewählt und für Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume Lüfter des Typs E2. Beide Lüftertypen arbeiten mit einer Wärmespeichertechnik, bei der durch einen reversierenden Luftstrom der keramische Speicher mit der Wärmeenergie der Raumluft geladen wird und bei der Frischluftzufuhr die Wärmeenergie an die einströmende Luft wieder abgegeben wird. Die Besonderheit am Ego ist die Aufteilung des Lüftungsrohrs in zwei Kanäle mit je einem Ventilator, sodass gleichzeitig Zu- und Abluft gefördert werden können. Mithilfe dieser Speichertechnik ist es gelungen, einen thermischen Wirkungsgrad von 87,7 bis 99,5 Prozent zu realisieren.
Gesteuert wird die Lüftung von der modernen Touch-Bedienungseinheit TAC, die zentral alle Geräte einer Wohnungseinheit regelt. Diese Steuerung verfügt über umfangreiche Programme und kontrolliert anhand von Feuchte-, Temperatur- und CO2-Sensoren die Betriebszustände der angeschlossenen Lüfter.
Ausstattung
Nicht nur energetisch erfüllt das Haus höchste Standards, auch in der Architektur wird das Thema Nachhaltigkeit ersichtlich: Charakteristisch für dieses Schweizer Gebäude aus den 50er-Jahren sind die auf der Nordostseite gelegenen offenen Laubengänge mit Terrazzo-Böden, die zusammen mit dem angebauten Treppenhaus die Wohnungen erschließen. Als einzige sichtbare Überbleibsel erinnern diese Laubengänge und das Treppenhaus an die Geschichte des Hauses.
Hauptsächlich aus ökologischen Gründen entschied sich das Planungsbüro, auf den Grundmauern zu bauen und nicht alles abzureißen und neu zu errichten. „Uns war wichtig, dass der gesamte Bau und die benutzten Materialien ökologische Höchststandards erfüllen“, sagt Dan Hodler. Für die Dämmung wurde mehrheitlich Zellulosefaser verwendet. Die Verschalung der Nord- und Südfassade, der Brüstung der Laubengänge und Balkone sowie das Attika-Geschoss, ein Holzelementbau, sind aus regionalem Holz. Den heutigen Wohnbedürfnissen wurde ebenfalls Rechnung getragen. So prägt eine Fensterfront die Südwest-Seite des Hauses. Jede Wohnung verfügt über einen großzügigen Balkon, Einbauschränke und eine Raumaufteilung, die flexibel nutzbar ist. Ein Eichenparkett prägt die Wohnräume sowie den Kochbereich. Im Badezimmer wurde ebenfalls Holz verlegt.
„Die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der künftigen Bewohner stehen bei uns im Vordergrund“, sagt Hodler. Aus dem in die Jahre gekommenen Mehrfamilienhaus wurde nach der Komplettsanierung ein außergewöhnliches Wohngebäude, dessen Architektur das Quartier optisch aufwertet und seinen Bewohnern nachhaltigen und attraktiven Lebensraum bietet.
www.lunos.de