Die Bauverein Wesel AG macht sich Gedanken, wie der Energieverbrauch seiner 500 Wohngebäude gesenkt werden kann – um Mieter finanziell zu entlasten und gleichzeitig zur angestrebten Klimaneutralität der Stadt beizutragen. Gemeinsam mit dem Großhändler Zander und Resideo entstand ein Pilotprojekt, das die Einsparungen und den Serviceaufwand einer kleinen Maßnahme testen soll: Im Verwaltungsgebäude und in ca. 45 Wohneinheiten wurden elektronische Heizkörperregler von Resideo eingebaut. Der Energieverbrauch wird über einen längeren Zeitraum mit den baugleichen Referenzhäusern ohne Heizzeitenprogrammierung verglichen.
Die Stadt Wesel hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu sein. Als größter Vermieter vor Ort muss und will auch die Bauverein Wesel AG hier einen Beitrag leisten und seine rund 2.500 Wohneinheiten hinsichtlich der Effizienz optimieren. Maßnahmen dazu sind stetig in Gange, viele bereits abgeschlossen. Aber die 500 Gebäude des Bauvereins können nicht gleichzeitig umfangreich energetisch modernisiert werden. Wie gut, dass es auch kleine Stellschrauben gibt, die sich mit relativ geringem zeitlichen sowie finanziellen Aufwand umsetzen lassen. Eine entsprechende Idee lieferte Benjamin Szuty, der beim Fachgroßhändler Zander Kunden aus der Wohnungswirtschaft betreut: „Zu unserem Beratungsgedanken gehört auch, dass wir im Blick haben, was unsere Kunden gerade beschäftigt, und ihnen neue Ansätze vorschlagen. In diesem Fall versprach der elektronische Heizkörperregler HR90, den Resideo uns vorgestellt hat, die passenden Eigenschaften, die für große Vermieter wichtig sind: Er lässt sich auch in großer Stückzahl schnell einbauen und kann durch die einfache Programmierung von Heizzeiten zu Energieeinsparungen beitragen. Dabei ist er für die Mieter leicht zu handhaben.“ Das überzeugte die Bauverein Wesel AG und sie ließ in einem Pilotprojekt die Heizkörper in sieben teilsanierten Gebäuden aus den 50er Jahren im Zitadellen-Viertel umrüsten, um Erfahrungen zu sammeln und den Effekt zu messen. Zusätzlich wurde auch das eigene Verwaltungsgebäude mit elektronischen Heizkörperregler von Resideo inklusive der Einzelraumregelung evohome pro Etage ausgestattet. Die komplette Entwicklung sowie die Umsetzung des Projekts erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Zander und Resideo.
Umrüstaktion für etwa 45 Wohnungen inklusive Programmierung und Einweisung – schneller als geplant
Vor dem Einbau wurden die betroffenen Mieter ins Boot geholt und schriftlich über die Maßnahme sowie über die Funktion des HR90 informiert. Zu festgelegten Terminen tauschten dann die Installateure des Bauvereins in rund 45 Wohneinheiten die alten Regler gegen den HR90 aus. Bei dieser gesammelten Umrüstaktion waren zum Auftakt sowohl Vertreter von Zander als auch von Resideo mit vor Ort. Bastian Desilve, Außendienstmitarbeiter von Resideo, unterstützte aktiv: Er nahm nach Rücksprache zu den individuellen Tages- und Wochenabläufen eine erste Zeitprogrammierung für die Mieter vor. Mit sechs Schaltpunkten pro Tag und drei unterschiedlichen Sollwerttemperaturen sowie Sondertagfunktionen bot der HR90 dabei ausreichend Flexibilität, um unterschiedlichsten Anforderungen gerecht zu werden. „Die ganze Einbau- und Inbetriebnahmeaktion war von allen Seiten optimal vorbereitet und der Einbau ging wirklich rasch: Wir hatten pro Wohnung eine halbe Stunde geplant, waren aber meist deutlich schneller fertig“, so Sara Broß, die bei der Bauverein Wesel AG für die Organisation des Projekts verantwortlich ist, über den Ablauf.
Kleine Maßnahme mit großem Potenzial
Vereinzelte Bedenken und allgemeine Fragen zur Handhabung der Technik in der täglichen Nutzung konnte Desilve in Gesprächen mit den Mietern direkt vor Ort in ihrer Wohnung ausräumen. Denn die Bedienung und Funktion des HR90 sind denkbar einfach: Tasten, Drehrad und Displayanzeige ermöglichen ein einfaches Einstellen von Heizzeiten und Temperaturen für den jeweiligen Heizkörper. So wird nur dann geheizt, wenn die Räume auch genutzt werden. Zur zusätzlichen Energieeinsparung kann der ECO-Betrieb gewählt werden, er senkt die Sollwerttemperatur nochmals um 3°C ab. Zudem reagiert der HR90 auf geöffnete Fenster mit einem Schließen des Ventils, damit nicht buchstäblich zum Fenster hinausgeheizt wird. Wichtig für die Mieter: Sie können problemlos die erste gemeinsam vorgenommene Programmierung nutzen und nur bei Bedarf Änderungen vornehmen. Selbstverständlich bleibt ein manuelles Auf- oder Abdrehen der Thermostate für eine kurzfristige Anpassung weiterhin jederzeit möglich.
Im Verwaltungsgebäude des Bauvereins werden ebenfalls Heizzeiten programmiert, allerdings nicht an jedem einzelnen Heizkörper. Vielmehr werden die elektronischen Heizkörperregler und somit die unterschiedlichen Temperaturen in bis zu 12 Räumen hier über das Bediengerät evohome geregelt. Das ermöglicht eine effiziente zentrale Steuerung, die gleichzeitig auf variierende Nutzungszeiten eingeht. „So können wir selbst auch direkt den Umgang mit programmierten Heizzeiten und die individuelle Anpassung testen und bekommen ein besseres Gefühl für die Handhabung. Außerdem lassen sich so die unterschiedlichen Büroräume genau nach dem Bedarf der jeweiligen Mitarbeiter beheizen. Gleichzeitig vermeiden wir unnötiges Heizen am Abend, an Homeoffice-Tagen oder am Wochenende“, berichtet Sara Broß.
Pilotprojekt soll Energieeinsparungen messbar machen: Nachahmung erwünscht!
Durch die Studie „BaltBest“ der EBZ Business School sowie der TU Dresden war der Bauverein darauf aufmerksam geworden, dass ein solches angepasstes Heizen deutliche Energieeinsparungen erzielen kann. Broß: „Daher wollten wir das mit dem HR90 bzw. dem evohome System in einigen unserer Wohnungen und in unserem Büro ausprobieren. Unterstützt werden wir dabei auch von Prof. Dr. Ing. Viktor Grinewitschus, dem Projektleiter der Studie.“ Mit den sieben entsprechend umgerüsteten Gebäuden stellt die Bauverein Wesel AG die Praxistauglichkeit der Lösungen auf die Probe und will auch die Energieeinsparungen genau auswerten. „Es geht uns auf der einen Seite darum, wie viel Aufwand durch eventuelle Nachfragen oder Probleme in der täglichen Nutzung auf unsere Wohnungsverwalter zukommt. Auf der anderen Seite nutzen wir das Projekt, um den Einspareffekt beziffern zu können“, berichtet Sara Broß. Dafür wird der Energieverbrauch über ein Jahr mit dem von nahezu baugleichen Gebäuden ohne HR90 verglichen. Da hierbei immer auch andere Einflüsse eine Rolle spielen, wurden an den Zählern der Zentralheizungen Impulsmodule eingesetzt, die die Heizkurve pro Tag erfassen und so in der Auswertung auch Effekte von Heizeinstellungen aufzeigen können. „Von den Ergebnissen versprechen wir uns viel und hoffen, dass sie unseren ‚Testballon‘ zur Vorlage für viele weitere ähnliche Projekte machen“, darin sind sich alle Beteiligten des Pilotprojekts einig. „Die positiven Erfahrungen gemeinsam mit dem Bauverein Wesel und die gute Zusammenarbeit mit Resideo macht solche Vorhaben für die Wohnungswirtschaft ganz allgemein attraktiv“, meint Benjamin Szuty von Zander.