Die Wärmewende ist neben der Strom- und Verkehrswende eine der drei Säulen der Energiewende. Das Ziel ist es, den Verbrauch fossiler Brennstoffe drastisch zu reduzieren und Klimaneutralität zu erreichen. Damit soll der Ausstoß von Treibhausgasen beendet und die weitere Erderwärmung verhindert werden.
Im Rahmen der internationalen Klimaschutzziele hat Deutschland sich dazu verpflichtet, die Emissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine erhebliche Senkung der Emissionen in allen Sektoren erforderlich. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei dem Gebäudesektor, weil er etwa 35 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs ausmacht. Deshalb muss der Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral werden.
Die Versorgung der Gebäude in Deutschland mit Wärme aus erneuerbaren Energien könnte laut einer Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie, die im Auftrag von Greenpeace durchgeführt wurde, bis zum Jahr 2035 vollständig umgesetzt werden. Dies wäre ein bedeutender Schritt, um den Gebäudesektor zu transformieren, der derzeit einer der größten Energieverbraucher und Klimaschädiger ist. In Deutschland nutzen immer noch über 75 Prozent der Wohngebäude Öl- oder Gasheizungen, etwa ein Drittel der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen des Landes sind diesem Sektor zuzurechnen.
Obwohl Ölheizungen rückläufig sind, wurden im ersten Halbjahr 2023 rund 48.500 Öl- und 385.000 Gasheizungen installiert. Darüber hinaus weisen viele Gebäude mangelnde Dämmung auf. Etwa die Hälfte der insgesamt fast 22 Millionen Gebäude in Deutschland wurde vor 1977 errichtet, bevor die erste Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz in Gebäuden in Kraft trat. Es wird etwa 35 Prozent des gesamten Endenergiebedarfs benötigt, um alle Gebäude in Deutschland mit Heizung, Kühlung und Warmwasser zu versorgen.
Das Wuppertal Institut hat aufgezeigt, was konkret getan werden muss, um Gebäude in Deutschland bis 2035 ohne Öl und Gas zu beheizen, also zehn Jahre früher als es politisch angestrebt ist. Die Autoren der Studie hatten vorgeschlagen, dass der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen ab 2024 schrittweise verboten wird, und der Betrieb bestehender Anlagen bis 2035 eingestellt wird. Ersetzt werden sollen sie durch erneuerbare Energien, wie Pelletheizungen, Wärmepumpen, Fernwärme und Stromdirekt- und Hybridheizungen und den Anschluss an ein Wärmenetz. Dem ist die Ampel-Koalition mit dem GEG weitgehend gefolgt.
Der Energiebedarf der Gebäude muss ebenfalls reduziert werden, beispielsweise durch eine bessere Dämmung oder den Austausch von Fenstern. Das Sofortprogramm sieht daher vor, ineffiziente Gebäude schrittweise zu sanieren und fordert eine Bundesförderung für effiziente Gebäude, um jährlich mindestens drei Prozent der Gebäude zu modernisieren. Derzeit liegt die Sanierungsquote bei etwa einem Prozent.
Das Programm beinhaltet auch den Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen und ihre Umstellung auf erneuerbare Energien bis 2035. Fernwärme wird besonders in Städten als zukunftsfähige Option betrachtet, wird jedoch derzeit hauptsächlich durch die Verbrennung von Kohle und Erdgas erzeugt. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Fernwärme beträgt laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nur 17,5 Prozent. Das Sechs-Punkte-Sofortprogramm wird als „Booster für die Wärmewende“ bezeichnet und stellt zweifellos eine große Herausforderung dar, aber ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Der Ausstieg aus Öl und Gas erfordert anfänglich zusätzliche jährliche Investitionen von 50 Milliarden Euro sowie staatliche Fördermittel in Höhe von 22 Milliarden Euro.