Markus Schlichter aus Bodenkirchen ist Schornsteinfegermeister, Energieberater, dena-Effizienzhaus-Experte und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger. Außerdem ist der engagierte Bayer stellvertretender Vorstand Technik im Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Wir sprachen mit dem versierten Praktiker.
Herr Schlichter, wie klimafreundlich ist aus Ihrer Sicht der Brennstoff Holzpellets?
Es gibt beim Umweltbundesamt eine Diskussion darüber, ob Holzpellets klimaneutral sind. Das Umweltbundesamt ist da eher kritisch. Aber wenn die Pellets aus heimischer Produktion kommen und die Lieferketten kurz sind, würde ich mich schon trauen zu sagen: feste Biomasse wie Holz und Pellets sind weiterhin klimaneutral.
Welches Problem hat das UBA mit dem Heizen mit Pellets?
Das Problem sind Billig-Importe aus Rumänien, Litauen oder sonstigen Ländern. Dort wird häufig unter fragwürdigen Umständen, teilweise im Naturschutzgebiet illegal Holz geerntet und zu Pellets verarbeitet. Wenn die dann über die ganze Strecke hierher geliefert werden, ist das alles andere als klimaneutral. Eigentlich deckt der deutsche Markt den Verbrauch von Pellets in Deutschland locker ab. Wir haben so viel Holz – das bestätigt auch die Studie von Professor Hubert Röder von der Hochschule Weihenstephan – dass wir auch unser heimisches Holz zu Pellets verarbeiten und damit CO2-neutral heizen können. Die Bilanz wird uns leider durch die Importe verhagelt.
Heißt das, der Verbraucher hat es in der Hand, welchen Brennstoff er kauft?
In erster Linie ist es der Lieferant. Denn der kauft am Markt ein und er kann sich entscheiden, ob er aus dubiosen Quellen billige Pellets kauft, oder ENplus-zertifizierte Pellets aus heimischer Produktion.
Wenn Sie als Verbraucher eine gute Qualität wollen und informiert sind, dann haben Sie es in der Hand. Das ENplus-Zertifikat wird in Zukunft noch wichtiger werden. Denn zertifiziert ist nicht nur die Pelletqualität, sondern die gesamte Lieferkette. Vom Rohmaterial über die Herstellung bis zur Lieferung an den Kunden. Bei ENplus-Pellets kann man sicher sein, dass sie aus heimischer Produktion stammen und mit kurzen Wegen zum Kunden kommen. Dieses Thema wird uns in Zukunft noch lange beschäftigen.
Also ist dann der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband gefordert, das Thema mehr zu kommunizieren?
Bei dem Thema sind wir alle gefordert. Verband, Schornsteinfeger, Heizungsbauer. Alle, die beruflich mit dem Thema zu tun haben. Wir alle müssen Aufklärungsarbeit leisten, damit der Kunde versteht: Wenn er gute Qualität kauft, hat er die Sicherheit, dass er nicht nur nahezu CO2-neutral heizt, sondern das Produkt auch nachhaltig ist. Dann hat er auch die Sicherheit, dass seine Pelletheizung dauerhaft vernünftig funktioniert. Wenn er aber billig Pellets kauft, hat er einen viel höheren Verbrauch, weniger Energieeffizienz in der Umsetzung der Pellets in Wärme und höheren Wartungsaufwand am Kessel.
Es muss den Kunden klar werden, dass viele Dinge miteinander zusammenhängen: die Produktionskette und das, was am Ende wirklich beim Kunden im Tank landet. All das ist wichtig, damit am Ende die möglichst beste Energieeffizienz erreicht wird. All diese Komponenten sind aber auch wichtig, um die in Deutschland sehr hohen Emissionsanforderungen zu erfüllen, was den Ausstoß an Staub und Kohlenmonoxid betrifft.
Je höher die Pelletqualität ist. desto besser ist am Ende das Ergebnis, das am Ende oben rauskommt. Und das können wir messen.
Das heißt, Sie sehen am Mess- ergebnis, ob hochwertige Qualität verbrannt wurde oder schlechte?
Ja, ganz eindeutig.
Wie sauber verbrennen Pelletfeuerungen im Vergleich mit Öl oder Gas?
Das ist schwer zu vergleichen, weil die für uns Schornsteinfeger messbaren Parameter unterschiedlich sind.
Wir messen zum Beispiel bei Ölheizungen keinen Staubgehalt. Der wird indirekt gemessen über einen Schwärzegrad im Abgas. Aber wir wissen genau, dass das Verbrennen von Holzpellets klimafreundlicher ist als das Verbrennen von Öl. Deshalb ist es auch nicht von der Hand zu weisen, dass die Bundesregierung sagt, dass 2045 Schluss ist mit den Fossilen beim Heizen. Das hat halt keine Zukunft. Die Öl- und Gasvorkommen sind endlich. Die Vorkommen von Holz sind nicht endlich. Holzpellets sind ein nachwachsender Brennstoff, der beim Wachstum CO2 bindet.
Nach der 2020 geänderten Kehr- und Überprüfungsordnung kann bei Feuerstätten mit sauberer Verbrennung die Kehrhäufigkeit reduziert werden, sofern die Betriebs- und Brandsicherheit sichergestellt ist. Wie ist Ihre Praxiserfahrung damit?
Das ist immer eine Einzelfallentscheidung. Wenn eine Feuerstätte sehr sauber verbrennt, dann kann die Kehrhäufigkeit reduziert werden. Das ist in vielen Fällen, wenn wenig Asche oder Staub anfallen, auch sinnvoll. Bei Pelletheizungen sind aus Schornsteinfegersicht die Verbindungsstücke das Problem. Dort lagern sich die Stäube am meisten ab. Deshalb muss von Jahr zu Jahr neu beurteilt werden, ob die Häufigkeit reduziert werden kann. Wenn es möglich ist, dann machen wir das auch. Wir Schornsteinfeger haben diese Änderung in der Verordnung ja auch unterstützt. Und wenn im Ofenrohr nichts drin ist, dann müssen wir auch nicht kehren. Dann stellt der Kunde seinen Antrag und gut ist. Einmal im Jahr kehren ist aber das Minimum.
Je höher die Qualität des Brennstoffs, desto besser die Kessel-Qualität und je geringer die Nutzungshäufigkeit, desto weniger muss gekehrt werden.
Dem Verbrennen von Holz haftet noch immer das Vorurteil hoher Schadstoffemissionen an. Wie sieht ihre Wirklichkeit als Schornsteinfeger aus?
Bei Pelletfeuerungen gibt es nach innen gar keine Emissionen. Die Geräte sind heute so dicht, dass nichts hinauskommt. Die andere Emission fällt an der Mündung an, also am Schornstein. Und dafür hat der Gesetzgeber 2020 die Bundesemissionsschutzverordnung noch einmal geändert. Die besagt, dass bestimmte Schornsteine höher gebaut werden müssen, damit die Abgase, die oben rausgeblasen werden, die Nachbarn nicht belästigen.
Wie nachhaltig ist aus Ihrer Sicht der Brennstoff Pellets?
Natürlich ist der Brennstoff nachhaltig. Aber nicht nur ökologisch. Viele Menschen leben bei uns im Süden vom Holz. In der Land- und Forstwirtschaft hängen viele Arbeitsplätze vom Holz ab.
Eine von der Vorgängerregierung in Auftrag gegebene Studie besagt, dass Biomasse inzwischen 17 bis 18 Prozent des gesamten Wärmebedarfs in Deutschland abdeckt. Das kann man nicht wegdiskutieren. Und der Anteil an Feststoffverbrennung wird steigen, er nimmt im ländlichen Bereich jedes Jahr zu. Deshalb sind Holz, Hackschnitzel und Pellets für die Wärmewende enorm wichtig.
Sind Pelletfeuerungsanlagen im Dauerbetrieb sicher?
Wenn man sich ein bisschen um sie kümmert, laufen Pelletfeuerungsanlagen sehr stabil. Ich habe in meinem Kehrbezirk eine große Wohnanlage. Da werden 40 oder 50 Wohnungen mit zwei großen Pelletkesseln beheizt. Und die Anlage läuft seit Jahren problemlos. Solche Anlagen haben dann 400 bis 500 Kilowatt Nennwärmeleistung. Bei Pelletkesseln muss man halt ein oder zweimal im Jahr die Asche entnehmen. Aber das ist ja kein großer Aufwand.
Wie wichtig ist die Lagerung des Brennstoffs?
Das spielt schon eine Rolle. Aber wenn Sie einen zertifizierten ENplus-Händler haben, weiß der, mit wieviel Druck er die Pellets einblasen muss. Dann sind weder die Lagerung noch das Einblasen ein Problem.
Worauf sollte man achten, wenn man mit dem Gedanken spielt, seine alte Zentralheizung durch eine Pelletfeuerung zu ersetzen?
Als erstes an die Förderung denken. Gerade wurde ja das Gebäudeenergiegesetz (GEG) neu geregelt. Und daran hängt die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Dort wird die Förderung einer Pelletanlage geregelt. Und gefördert wird pro Wohneinheit. Deshalb ist das Umstellen auf Biomasse fördertechnisch so interessant.
Als zweites sollte ich wissen, dass ich etwas mehr Platz brauche als für eine Gasheizung, weil die Pellets gelagert werden müssen. Man sollte so viel einlagern können, wie für eine Heizperiode gebraucht wird. Dann muss ich an den Anfahrtsweg für den Lieferanten denken, damit er die Pellets auch über eine möglichst kurze Strecke einblasen kann. Je länger der Weg vom Fahrzeug zum Lager ist, je mehr Schlauch gelegt werden muss, desto mehr Verlust habe ich durch Reibung. Und umso mehr Staub lagert sich im Pelletlager ab. Und zu guter Letzt sollte ich noch an den Schornstein denken, denn der muss etwas größer sein als bei einer Gasheizung. Da reden wir von Abmessungen von 50 auf 50 Zentimeter.
Wenn die Förderung das Wichtigste ist, brauche ich für die Planung ja eh einen Energieberater, oder?
Nein, nicht zwingend. Die Förderung läuft über das BAFA, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, oder die KfW. Den Antrag kann ein Energieberater stellen. Aber das kann auch der Kunde selbst oder der Heizungsbauer machen. Erst wenn die Gebäudehülle ins Spiel kommt, wird der Energieberater gebraucht.
Womit heizen Sie privat?
Natürlich mit Pellets. Ich habe eine Pellet-Zentralheizung und zusätzlich einen Kachelofen für Scheitholz.
Und Sie sind mit der Anlage zufrieden?
Oh ja. Ich räume zweimal im Jahr die Asche aus, mehr muss ich nicht machen. Und einmal im Jahr kommt noch der Kundendienst vom Kesselhersteller. Und dann ist gut. Der Aufwand ist sehr überschaubar. Und der Pelletpreis auch. Momentan liegen wir bei 7,6 Cent pro Kilowattstunde. Bei Öl und Gas kostet die Kilowattstunde 12, 13 oder 14 Cent. Das ist schon ein Unterschied.
Danke für das Gespräch, Herr Schlichter!