Fossile Brennstoffe sind endlich und müssen in Deutschland importiert werden. Wie anfällig der internationale Markt ist, wurde mit Beginn des Ukrainekriegs klar. Aber wie steht es um die Versorgungssicherheit des nachwachsenden Rohstoffs Holz, wenn immer mehr Menschen hierzulande mit Pellets heizen?
Holz ist ein wertvoller Rohstoff, der in den nachhaltig bewirtschafteten Wäldern reichlich vorhanden ist. Die Pelletproduktion ist aus Qualitätsgründen auf reine Holzspäne und Hackschnitzel angewiesen, wie sie in Sägewerken anfallen. Diese Reste aus der Holzproduktion werden immer öfter zu einem klimafreundlichen Energieträger veredelt. Rund die Hälfte der jährlich anfallenden 7 Millionen Tonnen Sägespäne werden für die Pelletproduktion genutzt. Auf dieser Rohstoffbasis kann sich Deutschland auch bei zunehmender Verbreitung von Pelletheizungen in Zukunft weiter selbst mit dem klimafreundlichen Brennstoff versorgen.
Deutschland ist Nettoexporteur
Die Zahl der Pelletheizungen und die Produktionskapazität für Holzpellets in Deutschland sind in den letzten Jahren stetig gewachsen. Der Verbrauch an Holzpellets kann in Deutschland vollständig aus heimischer Produktion gedeckt werden. Trotzdem haben sich Pellets zu einem Handelsgut entwickelt, das auch grenzüberschreitend vertrieben wird. Der internationale Austausch stabilisiert die Preise und sichert eine ausreichende Versorgung auch in kalten Wintern. Derzeit stammen etwa 12,8 Prozent des Inlandverbrauchs an Pellets aus dem Ausland, davon drei Viertel aus Deutschlands direkten Nachbarländern. Importe aus Übersee, zum Beispiel aus den USA und Kanada, spielen in Deutschland nur eine marginale Rolle. Hierzulande werden seit Jahren mehr Pellets produziert als verbraucht. Damit ist Deutschland Nettoexporteur von Holzpellets.
Jedes Jahr 15 Millionen Kubikmeter mehr Holz
Deutschland ist das waldreichste Land Mitteleuropas und verfügt damit über eine breite Rohstoffbasis für die Pelletproduktion: Knapp ein Drittel der Gesamtfläche ist mit Wald bedeckt. Zwei Drittel davon sind Nadelhölzer, ein Drittel Laubbäume. Der jährliche Zuwachs an Holz ist dabei wegen des gemäßigten Klimas und aufgrund guter Böden größer als in den stark bewaldeten Ländern Nord- und Osteuropas. Der Holzvorrat in Deutschlands Wäldern nimmt trotz intensiver Nutzung jedes Jahr um etwa 15 Millionen Kubikmeter zu. Das entspricht etwa einem Drittel des Bodensees, randvoll gefüllt mit Holz. Nur rund 80 Prozent des Zuwachses werden überhaupt genutzt. Damit nimmt der Baumbestand jedes Jahr um 3 Millionen Kubikmeter netto zu. Wegen des großen Holzaufkommens gibt es viele Sägewerksstandorte, in denen Säge- nebenprodukte in großen Mengen anfallen. Dadurch ist ausreichend Rohstoff für ein weiteres Wachstum von Pelletheizungen vorhanden: Bisher verbrauchen Pelletfeuerungen in Deutschland rund 3,2 Millionen Tonnen Pellets pro Jahr. Das sind weniger als 14 Prozent des heimischen Gesamtaufkommens an Sägerest- und Industrieholz (nicht sägefähiges Rundholz), das in Deutschland jedes Jahr anfällt.
Neue Baumarten braucht das Land
Allerdings ist der nachwachsende Rohstoff wegen des Klimawandels längst kein Selbstläufer mehr. Heimische Baumarten kommen mit den zunehmenden Wetterextremen nicht zurecht. Aktuelle Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass der Wald ohne Hilfe von außen nicht dauerhaft ein Kohlenstoffspeicher bleibt. Vor allem die wirtschaftlich wichtigen Arten Fichte und Kiefer haben eine schlechte Klimaprognose. Wer mit offenen Augen durch den Wald geht, sieht in vielen Regionen die typischen Schäden vor allem an diesen beiden Baumarten deutlich.
Der Wald muss diversifiziert werden. Das heißt: weg vom Nadelwald und hin zum Mischwald. Und das heißt auch: neue Arten. Fachleuten zufolge werden rund 15 neue Baumarten aus anderen Ländern gebraucht, um den Wald klimafest zu machen. Neben der Buche gelten auch Bergahorn, Ulme, amerikanische Roteiche, Hainbuche, Elsbeere, Baumhasel und die Douglasie als in unseren Breiten klimaresistente heimische Arten.
Stilllegen versus nachhaltig bewirtschaften
Es gibt Umweltschützer, die sich dafür aussprechen, den Wald komplett sich selbst zu überlassen. Dieser Meinung widerspricht Prof. Dr. Hubert Röder, Professor für Nachhaltige Betriebswirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Er hat in einer Studie nachgewiesen: „Die Nutzung des Waldes ist wesentlich besser für das Klima als die Stilllegung. Wir müssen den Waldumbau zu Mischwäldern unterstützen, um für den Klimawandel gewappnet zu sein. […] Wir haben die Wahl, ob wir Holz im Wald belassen und es dort verrottet – oder wir nutzen Restholz als Energieholz und ersetzen dadurch fossiles CO2. Das ist in der Summe besser für den Klimaschutz!“ Für Förster Georg Dischner, Leiter des bayerischen Staatsforstbetriebs Kaisheim, ist das Stilllegen keine Option. Wenn man Schad- oder Totholz der Fichte im Wald belasse, könne es noch Brutstätte für den Borkenkäfer sein. „Wenn man dieses Holz nicht zeitnah nutzt, kann der Borkenkäfer von dort ausfliegen und weitere Waldbestände gefährden. Deswegen ist eine energetische Nutzung der nicht mehr stofflich verwendbaren Sortimente so wichtig, weil wir Förster sonst keinen Waldschutz leisten können.“
Für Martin Bentele ist „ein aktiver Waldumbau dringend notwendig“. In vielen Wäldern sei der Holzvorrat zu hoch. Der studierte Forstwirt und Geschäftsführer beim Deutschen Pelletinstitut weiß: „Alte Bäume wachsen langsamer und nehmen dadurch weniger CO2 auf, was kontraproduktiv für den Klimaschutz ist. Deswegen ist eine Verjüngung durch den aktiven Umbau der Wälder unverzichtbar.“ Die großen Holzmengen, die durch einen nachhaltigen Waldumbau anfielen, stünden als klimafreundliches Baumaterial und Ersatz für fossile Brennstoffe bereit. „So entsteht ein doppelter Einspareffekt von schädlichen Klimagasen. Eine nachhaltige Holznutzung steigert auf lange Sicht die CO2-Leistung des Waldes.“