Zukunftsweisende Sanierung in Berlin geplant
Die Berliner Wohnungsbaugesellschaft Degewo hat ein außergewöhnliches Projekt in Planung. Was bei Neubauten von Ein- und Zweifamilienhäusern keine Seltenheiten mehr ist, will das Unternehmen mit der Sanierung eines achtstöckigen Mehrfamilienhauses aus den 50er-Jahren umsetzen: In Eigenregie soll das Gebäude Wärme und Strom für seine Bewohner liefern und damit zum Selbstversorgerhaus werden.
Mit rund 73.000 verwalteten Wohnungen in sämtlichen Stadtteilen Berlins und etwa 1200 Mitarbeitern gilt Degewo als führendes Wohnungsunternehmen der Metropole. Auch im Stadtteil Lankwitz ist das Unternehmen mit einem Wohnungsbestand von rund 1500 Wohnungen vertreten. Lankwitz befindet sich im südlichen Teil von Berlin und gehört zum Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Dort bietet Degewo ein Wohnungsportfolio für breite Bevölkerungsschichten an, von Einzimmerwohnungen für Singlehaushalte bis hin zu familienfreundlichen Vierzimmer-Dachgeschosswohnungen. Das Wohnquartier verfügt über eine ausgewogene und umfassende Infrastruktur. Neben zwei Schulen und Kitas finden sich dort auch vielfältige Freizeitangebote wie etwa ein Fitnessstudio, Sauna, Kino und Hallenbad. Zahlreiche Geschäfte laden zum Einkaufen ein. Lankwitz bietet Wohnen in ruhiger Umgebung und gleichzeitig die Nähe zur pulsierenden City.
Zukunft des Wohnens
Und genau hier, im Berliner Stadtteil Lankwitz, soll die Zukunft des Wohnens entstehen. In der Havensteinstraße 20/22 will die Degewo ein bestehendes Mehrfamilienhaus aus den 50er-Jahren mit 64 Wohnungen zu einem sogenannten Eigen-Energie-Haus umbauen. Das Gebäude wird sich nach der Modernisierung selbst komplett mit Wärme und einem Teil des Strombedarfs versorgen.
Degewo-Vorstandsmitglied Frank Bielka zu dem Projekt: „Wir können die Energiewende nur schaffen, wenn wir den vorhandenen Wohnungsbestand zukunftsfit machen. Degewo wird in einem bundesweit einmaligen Modellprojekt ein bestehendes Mehrfamilienhaus zu einem Eigen-Energie-Haus umbauen. Wir setzen innovative Technologien ein, die in Zukunft breite Anwendung im Wohnungsbestand finden könnten.“ Rund 4,8 Millionen Euro wird das Wohnungsunternehmen in den Umbau des Mehrfamilienhauses in der Havensteinstraße investieren. Im Jahr 2016 ist der Startschuss für die umfangreiche Modernisierung geplant.
Energetisch on top
„Neu und damit innovativ ist die Kombination der einzelnen Technologien innerhalb eines bestehenden Wohngebäudes“, sagt Frank Bielka. Beim Degewo-Zukunftshaus werden nämlich verschiedene Technologien zum Einsatz kommen. Sie alle sorgen dafür, dass fast sämtliche Energie, die für Wärme und Strom notwendig ist, durch das Haus selbst erzeugt wird. Mit einer ausgeklügelten Kombination der unterschiedlichen Energietechniken soll dieses Ziel erreicht werden. In der Hauptsache geht es dabei um Fotovoltaik, Solarthermie, Strom- und Wärmespeicherung, Wärmepumpen und hocheffizienter Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Eine große Rolle bei der energetischen Sanierung spielt natürlich auch die Abdichtung der Gebäudehülle. Diese wird auf Passivhaus-Standard gedämmt.
Das Zukunftshaus in Lankwitz soll komplett unabhängig von externen Wärmenetzen funktionieren. Während es beim Neubau vergleichsweise einfach ist, die neuesten technischen Energiesparlösungen passgenau einzubauen, stellen vorhandene Wohngebäude eine große Herausforderung an alle Beteiligten dar, wenn es darum geht, diese energetisch und nachhaltig für die Zukunft umzurüsten.
Kompetente Projektunterstützung
Wissenschaftlich begleitet wird das Zukunftshaus von Professor Dr.-Ing. Friedrich Sick von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin: „Degewo stellt sich der für eine erfolgreiche Energiewende zentralen Aufgabe. Das erarbeitete Konzept erfüllt die Aufgabe vollständig im Hinblick auf die Wärmeversorgung und die Stromversorgung für Haustechnik und Allgemeinstrom und einen Teil des Stromverbrauchs der Mieter. Erzielt wird dies durch maximale Stromerzeugung auf der Gebäudehülle, Stromspeicherung und ein konsequentes Niedertemperaturkonzept, das hohe Nutzungsgrade bei der Solartechnik, ein saisonales Speicherkonzept und beste Arbeitszahlen bei den Wärmepumpen ermöglicht.“ Bei der Projektentwicklung wird Degewo außerdem von der erfahrenen Projektmanagementgesellschaft Drees & Sommer unterstützt.
Positive Mieterreaktionen
Ein großes Anliegen des Wohnungsunternehmens ist es, für seine Mieter da zu sein. Für die nicht unerheblichen Belastungen, die durch die geplante Modernisierung bevorstehen, wird Unterstützung von Seiten des Wohnungsunternehmens zugesichert. Dabei ist dem Wohnungsunternehmen der Dialog mit den Mietern besonders wichtig. Die Bewohner des Gebäudes in der Havensteinstraße wurden auf einer Mieterversammlung ausführlich über das Zukunftshaus informiert. Während des 15-monatigen Umbaus werden ihre Wohnungen nicht bewohnbar sein. „Wir haben anderthalb Jahre Zeit, um gemeinsam mit den Mieterinnen und Mietern eine neue Wohnung zu finden. Wir machen allen ein Angebot für eine neue, bezahlbare Wohnung. Degewo übernimmt die Umzugskosten und schaut im Sinne der Mieter dabei selbstverständlich nicht auf Kündigungsfristen. Wir führen mit allen Mietern ein ausführliches Gespräch und unterstützen sie, soweit es uns möglich ist“, sagt Elke Benkenstein, Leiterin des Degewo-Kundenzentrums City. Nach Ende der Baumaßnahmen besteht für die ehemaligen Mieter des Gebäudes in der Havensteinstraße eine bevorzugte Rückzugsmöglichkeit. Die Reaktionen der Mieter waren im Rahmen der Mieterversammlung positiv. Die Aussicht auf ein Wohnen in einem frisch modernisierten Eigen-Energie-Mehrfamilienhaus ist verlockend, das Projekt einzigartig.
Stabile Mieten
Die Bewohner des Zukunftshauses werden davon profitieren, dass das Gebäude sich zu 100 Prozent mit Wärme versorgt und auch einen Großteil an Strom selbst erzeugt. Das wird sich in den Nebenkosten für Heizung und Warmwasser immens bemerkbar machen. Diese liegen im Haus Havensteinstraße aktuell bei durchschnittlich 1,05 Euro pro Quadratmeter. Im Zukunftshaus werden es nur noch 0,29 Euro pro Quadratmeter sein. Das Projekt ist damit auch ein Beitrag zur Stabilisierung der Mieten, da es die Kosten für Heizung und Warmwasser auf ein Minimum senkt.
Nach dem Brunnenviertel (Mitte/Wedding), der südlichen Gropiusstadt (Neukölln) und Mariengrün (Tempelhof-Schöneberg) wird Degewo nun auch in Lankwitz einen Ansatz für eine ganzheitliche Quartiersentwicklung entwerfen. Das Wohnungsunternehmen will seine Wohnquartiere an die Bedürfnisse ihrer Bewohner anpassen und fit für die Zukunft machen. Das Haus Havensteinstraße 20/22 ist bereits ein erster Schritt in diese Richtung und zeigt, wie aus einem gewöhnlichen 50er-Jahre Mehrfamilienhaus ein nachhaltiges Zukunftshaus entstehen kann, das sich und seine Bewohner eigenständig mit Energie versorgt.
Claudia Närdemann