Im Pandemie-Jahr 2020 hat sich die Kluft zwischen den Preisen für Neubauwohnungen und Einkommen in allen fünf Metropolen deutlich vergrößert. Die größte Schere zwischen Einkommen und Neubau-Preisen besteht in München, gefolgt von Berlin und Hamburg. Der stärkste Preisanstieg fand in Frankfurt statt: Der Quadratmeter im Neubau verteuerte sich 2020 um 8,4 Prozent, seit 2015 um 77,5 Prozent. Den geringsten Lohnanstieg mussten KölnerInnen hinnehmen, ihr Bruttoeinkommen wuchs in 2020 nur um 0,8 Prozent.
Das Bedürfnis, Wohneigentum zu besitzen, ist durch die Corona-Krise noch einmal deutlich gestiegen. Weil die Nachfrage das Angebot deutlich übertrifft, besonders in den Metropolen, steht auch für die wahrscheinliche neue Ampel-Koalition der Neubau von Wohnungen ganz oben auf der Agenda: Erklärtes Ziel ist der Bau von 400.000 Neubauwohnungen jährlich, rund 100.000 öffentlich davon gefördert, um Wohnungsmangel und rasante Miet- und Kaufpreissteigerungen zu mildern.
Ein wichtiger Aspekt dabei: Die Schaffung von leistbarem Wohnraum für Normalverdiener. Denn die Neubau-Preise zogen in den vergangenen Jahren noch deutlicher an als im Bestand. Das Einkommen der BundesbürgerInnen stieg hingegen nur verhalten, die Corona-Krise bremste Lohnsteigerungen zusätzlich ab.
Im Pandemie-Jahr 2020 hat sich die Schere zwischen Einkommen und Immobilienpreisen noch einmal vergrößert, wie Daten der Gutachterausschüsse und der Bundesagentur für Arbeit zeigen. Der Überblick über die Entwicklung in den fünf Metropolen:
München
In der Bayerischen Hauptstadt kostete eine neu erbaute Eigentumswohnung 2020 im Schnitt 9250 Euro pro Quadratmeter. Die Preise in diesem Segment stiegen seit dem Vorjahr um rund sieben Prozent, seit 2015 um rund 47 Prozent. Das Median-Bruttoeinkommen der MünchnerInnen ist zwar mit 4566 Euro das höchste im Vergleich der Metropolen. Jedoch ließe sich mit diesem Betrag noch nicht einmal 50 Prozent des Quadratmeterpreises decken. Im Jahr 2019 machte das Bruttoeinkommen noch 52 Prozent des durchschnittlichen Neubau-Quadratmeterpreises aus. Die Differenz ist wegen deutlicher Preissteigerung und geringer Lohnsteigerungen noch einmal gewachsen: Das Einkommen wuchs in München 2020 nur um 2,1 Prozent, ein Jahr zuvor lag die Steigerung noch bei 3,8 Prozent.
Frankfurt
Eine Frankfurter Neubau-Wohnung kostete 2020 im Schnitt 7650 Euro pro Quadratmeter, der zweithöchste Preis im Vergleich der fünf Städte. Auf Platz eins liegt die Finanzmetropole jedoch bei den Immobilienpreissteigerungen: Um üppige 77,5 Prozent wuchsen die Preise von Neubau-Wohnungen seit 2015, der Quadratmeterpreis verteuerte sich seitdem um 3340 Euro.
Das Median-Einkommen der FrankfurterInnen lag 2020 mit 4486 Euro zwar vergleichsweise hoch. Jedoch stiegen die Löhne 2020 nur um magere 1,2 Prozent, 2019 lag der Zuwachs noch bei 2,9 Prozent. Auch in Frankfurt vergrößerte sich die Schere zwischen Immobilienpreisen und Einkommen: Zu 59 Prozent deckt ein Frankfurter Bruttoeinkommen den Neubau-Quadratmeterpreis, ein Jahr zuvor waren es noch 64 Prozent. Im Jahr 2015 deckte das Median-Einkommen den Quadratmeterpreis sogar noch zu 93 Prozent.
Berlin
In der Hauptstadt kostete der Neubau-Quadratmeter 2020 im Schnitt 6613 Euro. Das bedeutet eine Teuerung von nur 4,3 Prozent seit dem Vorjahr. Jedoch lag der Durchschnittspreis 2015 noch bei 3967 Euro, Neubauten verteuerten sich seitdem um 66,7 Prozent. Das ist der zweithöchste Preisanstieg bei Neubauten im Metropolvergleich seit 2015. Beim Vergleich der Einkommen schneiden die BerlinerInnen am schlechtesten ab: 3484 Euro verdienten sie 2020 im Schnitt. Jedoch stieg der Median-Bruttolohn immerhin um drei Prozent – die Pandemie minderte das Einkommenswachstum in Berlin weniger stark als in den anderen Metropolen. Seit 2015 wuchs das Berliner Bruttoeinkommen mit 17 Prozent sogar vergleichsweise stark. Dennoch lassen sich mit dem Median-Lohn von 2020 nur 53 Prozent des Quadratmeterpreises decken (2015: 75 Prozent). So ist die Schere zwischen Einkommen und Neubau-Preisen im Metropolvergleich in der Hauptstadt am zweitgrößten.
Hamburg
6959 Euro pro Quadratmeter mussten Hamburger KäuferInnen von Neubau-Wohnungen 2020 zahlen, damit liegt die Hansestadt auf Platz drei im Ranking der höchsten Immobilienpreise. Zwar stiegen hier die Preise seit 2015 im Vergleich der Metropolen am geringsten, nämlich um 40 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet die Teuerung jedoch ein Plus von 2000 Euro pro Quadratmeter.
Weil die Bruttoeinkommen im Pandemie-Jahr nur noch um 1,1 Prozent auf durchschnittlich 3.863 Euro stiegen (2019: 2,7 Prozent), wurde und wird die Finanzierung von Neubauten für Normalverdiener auch in Hamburg immer schwieriger. 56 Prozent des Neubau-Quadratmeterpreises deckte das Median-Bruttoeinkommen von HamburgerInnen in 2020. 2015 waren es noch 70 Prozent. Seitdem sind die Löhne lediglich um 10,8 Prozent gestiegen.
Köln
Kölner Neubau-Wohnungen waren in 2020 im Vergleich der Metropolen mit durchschnittlich 5549 Euro pro Quadratmeter am günstigsten. Jedoch verteuerte sich der Quadratmeterpreis mit 8,1 Prozent innerhalb eines Jahres besonders deutlich, das bedeutet ein Plus von mehr als 400 Euro pro Quadratmeter. Der Lohnzuwachs von KölnerInnen hat sich im Metropolvergleich im Pandemie-Jahr gleichzeitig am stärksten abgeschwächt: Um magere 0,8 Prozent stiegen die Bruttolöhne, im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Einkommenssteigerung um mehr als zwei Drittel reduziert (2019: +2,9 Prozent). Dennoch deckt der Median-Bruttolohn der KölnerInnen immerhin 70 Prozent des durchschnittlichen Quadratmeterpreises einer Neubauwohnung ab, die Differenz ist im Metropolvergleich am geringsten. Jedoch öffnet sich die Schere auch in der Rheinstadt immer weiter, so lag die Deckung 2019 noch bei 76 Prozent. 2015 konnten KölnerInnen mit ihrem Bruttolohn noch ganze 95 Prozent des Quadratmeterpreises decken.
Fazit von Dr. Niels Jacobsen, Geschäftsführer von immoverkauf24: „Neben teuren Baumaterialien und Klimaschutzauflagen sind besonders hohen Grundstückkosten in Ballungsräumen wesentlicher Faktor für den teuren Neubau. Um mehr leistbares Angebot in den Markt zu bringen, müssten städtische Flächen stärker nutzbar gemacht und der Neubau in allen Preissegmenten gefördert werden.“