Boom des Online-Handels spiegelt sich noch nicht in der Nachfrage nach Logistikimmobilien wider
Viele Branchen litten durch die Corona-Pandemie. Doch jede Krise bringt auch Gewinner hervor: Vorne mit dabei der Onlinehandel. Doch wirkt sich der steigende Umsatz im E-Commerce direkt auf den Immobilienmarkt aus? ImmoScout24 Gewerbe hat auf Basis seiner Daten überprüft, wie sich Angebot, Nachfrage und die Preise für Logistikimmobilien im ersten Halbjahr 2020 entwickelt haben.
Corona lässt Bedarf an Logistikimmobilien schrumpfen
Vor allem große Online-Anbieter und E-Commerce wurden in den letzten Wochen als Gewinner der Corona-Krise genannt. Demnach liegt die Vermutung nahe, dass die Nachfrage nach Logistik- und Lagerflächen in den vergangenen Monaten stark gestiegen ist. Doch in den Daten von ImmoScout24 Gewerbe spiegelt sich der Boom noch nicht wider. „Deutschlandweit ist im Vergleich zum Jahresbeginn die Nachfrage nach Logistikflächen gesunken. Vor allem im März gab es ein deutliches Corona-Tief. Seit April bewegt sich die Nachfrage nach Logistik kontinuierlich auf den Jahresanfangswert zu. Der Markt belebt sich und die Flächengesuche nehmen wieder zu“, erklärt Dr. Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24.
So gingen zu Beginn der Corona-Pandemie im März deutschlandweit deutlich weniger Kontaktanfragen für Logistikflächen zur Miete auf ImmoScout24 Gewerbe ein. Seitdem erholt sich der Wert und stieg wieder um 41 Prozent an. Die Nachfrage in Form von Kontaktanfragen liegt damit allerdings noch um 5,7 Prozent unter dem Höchstwert zu Jahresbeginn. Im Jahresvergleich ist die Nachfrage aber weiterhin ungebrochen. Von Juni 2019 bis Juni 2020 stiegen die Kontaktanfragen um 38,3 Prozent. Für die deutschen Top7-Städte – Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart – inklusive des jeweiligen Umlands zeigt sich auf ImmoScout24 Gewerbe ein ähnlicher Verlauf. Auch hier nahm die Nachfrage während der Kontakteinschränkungen ab und stieg im Vergleich von Juni 2020 zu März 2020 um 47,8 Prozent an. Die Kontaktanfragen für Logistikimmobilien zur Miete liegen damit in den Top 7-Städten und dem jeweiligen Umland weit über dem Wert von vor Corona, aber noch um 4,1 Prozent unter dem hohen Januar-Wert. Im Vergleich zum Vorjahreswert hat die Nachfrage mit 41,8 Prozent im Juni 2020 deutlich zugenommen. Für Berlin und das Berliner Umland verzeichnet ImmoScout24 Gewerbe seit Jahresbeginn ein Minus von 6,4 Prozent bei den Kontaktanfragen für Logistikinserate. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Nachfrage in Berlin um 33,0 Prozent.
„Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist der Bedarf an Logistikimmobilien stark gestiegen. Trotz kurzfristigem Corona-Dämpfer bleibt die Nachfrage hoch und wird weiter zunehmen. Das veränderte Konsumentenverhalten und der wachsende Online-Handel sind Treiber dieser Entwicklung. Gleichzeitig haben wir in der Krise gesehen, wie wichtig es ist, vor Ort zu produzieren und zu lagern, um Lieferengpässe und Produktionsstopps zu vermeiden“, so Dr. Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24.
Mehr Logistikangebote auf ImmoScout24 Gewerbe
Das deutschlandweite Angebot an Lagerhallen und Logistikflächen zur Miete hat seit Jahresbeginn auf ImmoScout24 Gewerbe zugenommen: 2,7 Prozent mehr Inserate finden sich im Juni bei Deutschlands führendem Immobilienmarktplatz im Vergleich zum Januar. Im Vorjahresvergleich ist das Angebot sogar um 6,7 Prozent gestiegen. In den deutschen Top7-Städten inklusive des Umlands verzeichnet ImmoScout24 Gewerbe für das Logistik-Angebot ein Plus von 2,8 Prozent seit Jahresbeginn. Von Juni 2019 bis Juni 2020 ist das Angebot sogar um 5,4 Prozent gestiegen. In Berlin und dem Berliner Umland hingegen bleibt der Logistikimmobilienmarkt umkämpft: Hier ging das Angebot an Logistikflächen von Januar bis Juni um 16,1 Prozent zurück. Im Jahresvergleich lag das Angebot im Juni 2020 um 3,5 Prozent unter dem Wert von Juni 2019.
„Auch wenn deutschlandweit gerade mehr Logistikimmobilien inseriert werden, bleibt das Angebot knapp – vor allem in der Nähe der Metropolregionen. Für den wachsenden Online-Handel tun wir gut daran, ausreichend Logistikflächen auszuweisen und zu bauen. Bisher sind Lagerhallen in der Nachbarschaft unbeliebt. Wir sehen aber einen Trend zu Mikro-Logistik für die Nahversorgung und den Online-Handel. Das könnte die gesellschaftliche Akzeptanz erhöhen“, meint Schroeter.
Deutschlandweit sinken Mieten für Logistikimmobilien
Deutschlandweiten sind die Angebotspreise für Logistikflächen und Lagerhallen zur Miete seit Jahresbeginn bis Juni 2020 um 8,6 Prozent gesunken. Im Jahresvergleich sanken die Preise um 3,4 Prozent. Die durchschnittliche Angebotsmiete liegt aktuell in Deutschland bei 2,67 Euro pro Quadratmeter. Auf Ebene der Top7-Städte inklusive des Umlands sanken die durchschnittlichen Angebotsmieten im Vergleich zum Jahresbeginn um 6,6 Prozent: von 3,05 Euro pro Quadratmeter auf 2,85 Euro pro Quadratmeter. Ausgenommen vom Rückgang der Angebotsmieten sind Berlin und das Berliner Umland. Hier liegen die Angebotsmieten für Logistikimmobilien im Juni 2020 bei 5,04 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich zum Januar mit 4,40 Euro pro Quadratmeter stiegen die Angebotsmieten damit um 14,5 Prozent.
ImmoScout24-Geschäftsführer Thomas Schroeter erklärt „Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren in den Angebotsmieten für Logistik hinterlassen. Anbieter haben zum Teil die Mieten reduziert. Ob sich dieser Trend manifestiert oder die Angebotsmieten mit der steigenden Nachfrage wieder anziehen, bleibt abzuwarten.“
Methodik
Für die Analyse wurden die monatlichen Durchschnittswerte für alle aktiven Logistikinserate berechnet, die auf ImmoScout24 Gewerbe zur Miete angeboten werden. Das heißt es werden sowohl Objekte mit viel oder wenig Fläche sowie unterschiedlicher Ausstattungs- und Lagequalität berücksichtigt. Da die Datenlage relativ volatil ist, können einzelne größere Projekte die Entwicklung beeinflussen. Das Angebot bezieht sich auf die Anzahl der bei ImmoScout24 Gewerbe inserierten Objekte. Die Nachfrage umfasst die Kontaktanfragen, die über ImmoScout24 Gewerbe für die einzelnen Objekte eingegangen sind. Die durchschnittlichen Angebotsmieten wurden auf Grundlage der entsprechend aktiven Inserate berechnet und um Ausreißer bereinigt.
Quelle: immoscout 24 Gewerbe
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